Stina Holmquist ist Musikerin aus Duisburg. Zwischen tiefstem Ruhrgebiet und ihrer zweiten Heimat in Schweden entsteht ein Sound, der mit internationalen Indie-Hochkarätern locker mithält. Ein selbstgemachter, melancholischer Traum zwischen Folk-Klängen und berührenden Geschichten. STROBO hat die 22-Jährige getroffen und herausgefunden, was ihr Erfolgsrezept ist.
Stina Holmquist liebt, was sie tut. Das wird sofort klar, wenn sie über ihre Kunst spricht. Ihre Augen leuchten, wenn sie erzählt, wie sie Texte schreibt. Sie kann sich das Grinsen kaum verkneifen, berichtet sie von ihren Live-Shows. Sie hat so viel Leidenschaft und ist doch so ruhig, gefasst und fast zurückhaltend. Es scheint, sie ist selbst die beste Beschreibung für ihre Lieder.
Authentizität ist hier das Stichwort. Ein wichtiges Anliegen für Stina und ihre Band. „Es ist echt unser Ziel, einfach so zu sein, wie wir wirklich sind. Gerade in der Musik”, erzählt sie. Diese Klarheit und der authentische Anspruch an sich selbst helfen Stina in ihrer gesamten öffentlichen Wahrnehmung. Ihr Instagram-Feed sieht aus wie von einer teuren und richtig guten PR-Agentur kuratiert. Ihre Musikvideos fühlen sich an, als müsste ein großes Label dahinter stehen. Dabei wirkt das Gesamtbild gerade so stimmig, weil genau das nicht der Fall ist. „Wir machen alles, auch das Booking machen wir noch selbst”, berichtet sie. Eine Indie-Band, die wirklich independent ist also. Abgesehen vom Außenbild, spiegelt sich das vor allem in der Musik wider.
Zwischen Ruhrpott und Schweden
Ihre Songs wirken in keinem Moment abgekupfert oder nachgemacht. Sie haben ihren ganz eigenen Vibe, vermitteln ganz eigene Emotionen. „Songs schreiben ist für mich immer mit einem Warten auf ein Gefühl verknüpft. Das möchte ich dann möglichst gut einfangen”, erzählt Stina über den Entstehungsprozess ihrer Lieder. Das Warten scheint sich richtig zu lohnen. So entsteht ein Sound, der die Hörer:innen in eine warme Decke wickelt. Versehen mit Texten, die Geschichten erzählen, Momente einfangen und sich fast ungefiltert hingeben. Lieder, die auf das Wesentliche reduziert sind, auf das, was sie erzählen wollen. Der Grund für Stinas Vibe scheint weit entfernt von Duisburg zu liegen: in Schweden – ihrer zweiten Heimat. „Ich liebe diese skandinavische Gemütlichkeit. Dieses ruhige und unaufgeregte”, verrät sie.
Mit Stina über ihre Musik zu sprechen heißt auch immer wieder an diesem Punkt zu landen. Reduziert, verträumt, gelassen. Wer Songs schreiben will, die dann aber trotzdem so vielsagend sind, muss doch mit echt viel Geduld und Zeit an die Sache herangehen, oder? „Ja, es muss schon wirklich perfekt sein. Ich habe eine große Liebe für’s Detail“, gibt sie zu. Ihre Lieder, ihre Videos, ihr Internetauftritt – der Perfektionismus zieht sich durch und leistet seinen Teil im authentischen Konzept.
Ein Wort, das Stina hingegen nicht mag, ist „Minimalismus”. Wer ihre Musik hört, könnte aber den Fehler machen, sie oberflächlich als minimalistisch zu beschreiben. Sie ist zwar zurückhaltend, aber ihr fehlt nichts. Sie ist eben nur nicht laut, drängt sich nicht in den Vordergrund. Auf charmanteste Art unaufdringlich und maximal schwedisch gemütlich. Und doch macht ihre aktuelle Single „I Do” auch richtig Bock und ist mega tanzbar. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Stinas Musik auch von den viel gefeierten Indie-Partys nicht mehr wegzudenken ist.
Stina Holmquist: „Ich möchte, dass die Leute von meiner Musik berührt sind“
Ein Teil des Geheimnisses hinter Stinas Authentizität liegt in ihrer Familie. Ihre Eltern waren schon immer musikalisch. So wurden sie und ihr Bruder ebenfalls zu leidenschaftlichen Musiker:innen erzogen. Ihr Bruder ist heute Teil ihrer Band. Gemeinsam schreiben und produzieren sie ihre Songs. „Früher hatten wir uns immer in den Haaren, wenn wir zusammen Musik gemacht haben. Heute haben wir so ziemlich den gleichen Vibe vor Augen”, erinnert sie sich. Heute ergeben sie, ihr Bruder Lasse und ihre Bandmitglieder Tarik, Joshua und Paul eine harmonische Gruppe mit einer ähnlichen Vision. Es muss an dieser gebündelten Energie liegen, dass sie es schaffen, ihren ganz eigenen Vibe zu kreieren und so gut zu transportieren.
Wer dann noch das Glück hat, Stina Holmquist live zu sehen, erwischt sie bei einer ihrer größten Leidenschaften. Egal ob alleine mit Keyboard und Gitarre oder mit der ganzen Band: „Ich möchte, dass die Leute nach Hause gehen und von meiner Musik berührt sind.”
Bei all der Professionalität und der großen Liebe für die Musik, vergisst man schnell, dass Stina erst 22 ist. Gerade hat sie noch ihren Bachelor gemacht und versucht es jetzt mit der Musik. Man kann es ihr und allen Fans nur wünschen, dass sie weitermacht, dass es weiter funktioniert. Denn was da noch kommt, verspricht groß zu werden. Wer mit drei veröffentlichten Singles schon so eine Tiefe, so ein Gewicht, mit sich bringt, hat offenbar etwas Echtes zu erzählen und das verdient es immer, gehört zu werden. Stina sagt selbst, sie wolle Menschen bewegen. Es ist nicht nur ihre Musik, die diesen Wunsch bedingungslos erfüllt. Ihre Person an sich ist so nahbar, so echt – sie könnte vermutlich singen, was sie will. Wer Stina zuhört, fühlt mit.
Bock auf mehr STROBO? Lest hier: Hinter den Zeilen: der Slam23 in Bochum