Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Medienpartnerschaft mit: RuhrBühnen. Die RuhrBühnen haben keinen redaktionellen Einfluss auf die Rezension.
Die Eigenproduktion „Like A Rolling Stone“ des Hagener Theaters zeigt einen Rundumschlag durch die Popmusikgeschichte. Was mit Theaterstück gelabelt ist, erinnert eher an ein Medley in Überlänge, verpackt in einem einzigen live gespielten Musikvideo. Nachdem die Uraufführung Anfang des Jahres gefeiert wurde, ist „Like A Rolling Stone“ auch wieder Teil der neuen Saison im Theater Hagen – mit Erfolg. Die Rock-Pop-Punk-Party fand in einem ausverkauften Haus statt. STROBO-Autor David Lindner war zu Besuch.
Lesedauer: 3 Minuten“Like A Rolling Stone” ist eines der bekanntesten Werke des US-amerikanischen Singer-Songwriters Bob Dylan. Im Programmheft als Leitstern aller Singer-Songwriter und Patron der Rock-Pop-Theatershow beschrieben, hält der Star seine schützende Hand über die Show. Und wie die Namensgebung des Theaterstückes, so fühle ich mich auch als Zuschauer: Like A Rolling Stone, zu Deutsch: Wie Ein Landstreicher. Als Landstreicher also sitze ich inmitten des Publikums und streife durch die Jahrzehnte der Popmusikgeschichte: Von Elvis Presley und The Beatles, über Creedence Clearwater Revival und The Police, hin zu Klaus Lage und P!nk.

Überraschenderweise hat mir die Kulisse im Zusammenspiel mit der Lichtinszenierung am besten gefallen. Die Bühne bleibt viel in Bewegung und zeigt immer wieder neue Spielorte. Ich erkenne sofort die Reeperbahn, auf der Udo Lindenberg sitzt und Alles Klar Auf Der Andrea Doria ins Mikrofon säuselt. Hinter dem Mann mit Hut, Sonnenbrille und Nadelstreifenanzug ist eine Hamburger Kneipe aufgebaut. Das Kostüm einer Tänzerin und die Beleuchtung verraten die Nähe zum Rotlichtmilieu. Die Nachahmung der markanten Stimme durch Daniel Tejeda macht die Imitation der deutschen Rock-Ikone perfekt.
In einer späteren Szene fungiert die Kneipe, die im Stil eines amerikanischen Diners aus den 70ern daherkommt, als Londoner Bar. Es regnet in Strömen, als Dire Straits mit dem Hit Sultans Of Swing auftritt. Die Lichtinszenierung ist an dieser Stelle durch die Lichtbrechung und blaue und grüne Lichtstreifen besonders gut gelungen.

Die Krönung ist in meinen Augen die Performance des Songs Psycho Killer von Talking Heads. In dieser Szene stimmt einfach alles: Ein spießig gekleideter Daniel Tejeda in kariertem Pullunder überzeugt mit Gestik und Mimik. Der Wahnsinn steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Während seiner Performance verscharrt sein Double im Hintergrund eine Leiche. Im nächsten Moment werde ich als Zuschauer Zeuge eines weiteren Mordes durch den Psycho Killer. Mithilfe einer Axt wird ein offenkundig ortsfremder Geschäftsmann niedergestreckt und im Kofferraum eines Autos versteckt. Das Bild des Psycho Killers ist perfekt.
Doch nicht alle Stücke sind in ihrer Szenerie in einem derartigen Schauspiel verpackt. Viele Songs werden von Choreografien begleitet, welche das Bild des Musikvideos untermauern: der herab schwebende Elvis Presley mit Engelsflügeln, gespielt von Kenneth Mattice, Vanessa Henning in der Rolle als P!ink oder auch das gesamte Police-Medley. Dabei nehmen die tänzerischen Einlagen Bezug zu den Lyrics, wo es nur geht. Die Flaschenpost in Message In A Bottle oder das rote Licht in Roxanne zeugen von einer aufmerksamen Textbehandlung und der Liebe zum Detail.

„Like A Rolling Stone“ ist ein rundum gelungenes Musiktheaterstück mit Hits von 1956 bis 2012 und bietet für alle Altersgruppen einen unterhaltsamen Abend, auch wenn der Schwerpunkt definitiv auf den 70ern liegt. Und auch wenn sich die Länge mit 2:45 Stunden zunächst lang anhören mag, ist das Theaterstück super schnelllebig mit nur kurzen Umbaupausen wenn nötig und ansonsten fließenden Übergängen der Songs, die der musikalische Leiter Andreas Reukauf mit seiner Band auf hohem Niveau meistert.
Weitere Vorstellungen
Fr. 31.10. / 19:30 Uhr, Großes Haus
Fr. 07.11. / 19:30 Uhr, Großes Haus
Fr. 02.01. / 19:30 Uhr, Großes Haus
Theater Hagen, Elberfelder Straße 65, 58095 Hagen
Es ist ein gelungener Abend mit viel Szenenapplaus und einem erst schüchternen Publikum, das, nachdem es aufgewacht ist, ausgiebig mitklatscht, -schwingt und Zwischenrufe zum Besten gibt. Das Mittanzen und -klatschen wird nicht nur toleriert, sondern ist von Vanessa Henning ausdrücklich erwünscht. Aber gut, wie kann man denn auch ruhig sitzen bleiben, wenn die Sängerin It’s A Sin von den Pet Shop Boys schmettert oder I Will Survive von Gloria Gaynor erklingt.
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