„Live auf Vinyl, Fokus auf Soundqualität und Gespräche (ins Blaue) über die Musik“ – Das Mono Listening Café in Dortmund

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Black Plastic ist einer der größten Plattenläden im Ruhrgebiet. Seit Anfang Dezember gibt es hier neben Schallplatten jetzt auch das Mono Listening Café. Der Fokus liegt nicht nur auf gutem Espresso – viel mehr auf qualitativem Klang, ungeplanten Gesprächen und dem gemeinsamen Hören verschiedenster Musik.

Gedimmtes Rotlicht. Vereinzelte Menschen, vertieft in Gespräche. Im Hintergrund läuft Jazz, der das Tempo im Raum auf Zeitlupe zu drehen scheint. Die Optik könnte kaum minimalistischer sein: Schlichtes Holzdesign, unterbrochen von ein paar Pflanzen. Und doch entsteht eine bestimmte Wärme.

Viel Black und viel Plastic

Es riecht nach Plastik, nach frisch verpackten Platten, nach Vinyl. Die Grundfarbe ist schwarz: Die Regale, die Kisten, die Lampen. Black Plastic: Der Name könnte diesen Ort kaum besser beschreiben.

An weißen Wänden reihen sich farblich abgestimmte Albumcover, Poster von Künstler*innen und Konzerten: Bob Dylan, Simon & Garfunkel, Billie Eilish, Johnny Cash. Dieser Ort scheint mehr ein Museum – als ein gewöhnlicher Plattenladen zu sein.

Michael Kosslers (l.) und Valentin Gube (r.) sind die Gründer des Ladens. Foto: Jonas Wenz.

„Übersicht ist unglaublich wichtig. Wir sortieren alle Platten direkt und preisen sie aus. Jeder kann hier reinkommen und sich schnell zurechtfinden“, erklärt Valentin Gube. Konzentriert blättert er durch Aretha Franklin, Kraftwerk und Black Sabbath – sortiert, verpackt, beklebt. Seit 2012 arbeitet er im An- und Verkauf von Schallplatten. Während seines Studiums baut er Black Plastic mit auf. Zunächst in der Schützenstraße im Dortmunder Norden. Bereits ein Jahr später erfolgt der Umzug in die Rheinische Straße. 2018 steigt Michael Kosslers mit ein. Gemeinsam machen sie aus Black Plastic einen überregional bekannten Hotspot für Plattenliebhaber.

Enge Verbindung zur örtlichen Musikszene

2019 eröffnen die beiden einen zweiten Laden in Bremen. Gleichzeitig bauen sie einen Online-Shop auf. „Wir verschicken zwar weltweit, aber online ist eher zweitrangig. Das Wichtigste ist, dass hier gutes Zeug steht. Die besten Platten haben wir immer im Laden“, beschreibt Valentin Gube das Konzept.

Der Laden liegt auf der Rheinischen Straße.
Foto: Jonas Wenz.

Black Plastic steht in enger Verbindung zur örtlichen Musikszene: „Natürlich kennt man Leute, die Musik machen, die Platten sammeln. Wir existieren nicht nur im luftleeren Raum“, erklärt der gebürtige Dortmunder. „Es ist und wird aber ein Nischenmarkt bleiben. Wir bewegen uns in einer kleinen Bubble.“ Michael Kosslers und Valentin Gube scheinen dennoch ihrem ganz persönlichen roten Faden zu folgen. Im Januar 2024 zieht Black Plastic auf die gegenüberliegende Straßenseite. Hier gibt es deutlich mehr Platz – nicht nur für die Platten. Vor allem für neue Ideen.

Neben DJ-Sets und Live-Sessions auch Talks und Lesungen

Anfang Dezember eröffnen die beiden Besitzer das Mono Listening Café – mit räumlich fließendem Übergang zum Plattenladen. Die Wurzeln dieses Ortes liegen in Japan. In den 1950er-Jahren entstanden dort sogenannte Listening Cafés. Symbolisch ist eine hohe Soundqualität auf Vinyl, begleitet von kreativen Gedanken und Gesprächen über die Musik. Und das Ganze in ungezwungener Café-Atmosphäre.

In Zeiten hochkomprimierter, immer verfügbarer und austauschbarer Popmusik, stillt das Listening Café eine Sehnsucht nach unverfälschtem und bewusstem Konsum. Im Mittelpunkt steht die Musik-Anlage oder auch die Vinyl-Sammlung. Neben DJ-Sets, Listening-Sessions und Pre-Listening-Events finden im „Mono“ auch Talks und Lesungen statt. “Was auch immer hier passiert. Es geht immer um die Musik“, betont Valentin Gube.

Ganz ungezwungen über Mucke quatschen“

Einmal im Monat legt der Besitzer selbst auf – gemeinsam mit seinem Co-DJ El Flambo. Es geht um die Verbundenheit zum Groove und die Schönheit des Klangs. Jeden Freitag legt ein neuer DJ auf. Selten ist es laut und schrill. Vielmehr geht es um das bewusste und gemeinsame Hören und den Austausch.

Die Kaffeemaschine steht neben dem DJ-Pult.
Foto: Jonas Wenz.

„Wir möchten, dass sich die Leute irgendwie wohlfühlen“, sagt Flo, der seit der Eröffnung im Café arbeitet. „Ich wollte immer gern im Plattenladen arbeiten, selbst auflegen und vor allem ganz ungezwungen mit Leuten über Mucke quatschen.“ Die Stimmung sei sehr unterschiedlich. „Manche kommen nur kurz für die Platten, andere bleiben Stunden, hören Musik, lesen oder hören einfach nur bewusst“, beschreibt Flo die Atmosphäre.

Das Mono atmet

Neben der Café-Bar ist Platz für ein DJ-Set. Die Raumgestaltung ist clean und minimalistisch. Bunte, farblich abgestimmte Platten, Album-Poster und ein paar Bandplakate zieren die weißen Wände – dazwischen Holzregale und Pflanzen.

An diesem Abend legt Simon Camatta auf. Der Plattensammler und DJ aus Essen spielt Grooves aus Jazz und Trip Hop. Der eben noch taghelle Café-Schein verwandelt sich in ein dämmriges Rotlicht. Instrumentale Jazz-Beats schwappen durch den Raum. Der leichte Trubel verschiebt sich aus dem Plattenladen ins Listening Café. Wo Menschen eben noch vertieft durch Schallplatten blätterten, mischen sich nun lockere Gespräche unter das DJ-Set. Das „Mono“ atmet – im Takt zur Band Root 70.

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