„Wir machen es auf unsere Art“ – Velour im Interview

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Die Essener Band Velour – bestehend aus Eva, Fabian, Vinzent und Janik – schreibt gerade an ihrem neuen Album: ein experimenteller Mix an Genres. Hauptsache, es klingt nach ihnen. STROBO-Autorin Maya spricht mit den vier Musiker*innen darüber, was ihnen als Band sonst noch wichtig ist. 

STROBO: Wer ist denn Velour? Wie hat sich eure Band gegründet?

Velour: Wir drei, Eva, Vinzent, Janik, haben uns im Studium in Essen kennengelernt und Fabian ist etwas später über Freundeskreise dazugestoßen. Eva ist unsere Sängerin und spielt die Keys. Fabian spielt den Bass, Janik das Schlagzeug. Vinzent ist der Saxophonist und Synthesizer. Unser erstes gemeinsames Album haben wir 2020 veröffentlicht, 2019 schon unsere erste Single. Wir haben aber auch schon vorher zusammen Musik gemacht und Konzerte gespielt. Unter dem Namen Velour spielen wir jetzt seit sechs Jahren.

STROBO: Wieso „Velour“?

Velour: Der Name hat so etwas aus den 80ern. Irgendwie etwas Veraltetes, Dreckiges, was mal schicker war; ein bisschen verstaubt und nicht ganz so gepflegt, aber mit einem feineren Kern. Wir fanden, das hat ganz gut zu unserer Musik gepasst.

STROBO: Eure Tracks erinnern also an alte Zeiten? Würdet ihr euch da einem bestimmten Genre zuordnen?

Velour: Wir haben auf jeden Fall Einflüsse aus dem Neo-Soul und Jazz, was den Vibe angeht, aber unsere Erkundungen des Genres sind doch nochmal anders, als man so denkt. Wir sind jetzt keine klassischen Jazz-Musiker*innen. Wenn wir die Genres droppen, haben die Leute oft ein falsches Bild von unserer Musik. Man hört bei uns eben einen ständigen Sprung zwischen Altem und Neuem. Wir haben nicht den Anspruch, irgendeinem Sound nachzueifern. Erstmal versuchen wir immer einfach zu spielen, ohne drüber nachzudenken. Es ist gut, wenn man unbefangen spielt und nicht so sehr versucht, irgendwas zu sein. Wir wollen eben, dass es klingt wie wir.

Velours Musik lebt von der Erkundung neuer Genres. Foto: David Peters.

Experimentieren und Neufindung 

STROBO: Euer letztes Album kam 2020 raus und 2021 habt ihr nochmal eine EP veröffentlicht, in der verschiedene Künstler*innen euch geremixed haben. Was hat sich seitdem denn bei euch in der Band getan?

Velour: Bei uns kamen ein bisschen die persönlichen Umstände dazwischen; wir waren sehr verteilt und mussten uns erstmal überlegen, wie wir weiter Musik machen wollen – was wir aber auf jeden Fall vorhatten. In den letzten Jahren haben wir dann nicht so viele Konzerte gespielt, sondern haben eher an neuer Musik geschrieben. Manchmal sind wir auch weggefahren, zum Beispiel in ein Bauernhaus und haben da dann gejammt. Vieles hat sich bei uns zum Positiven gewandt: Wir experimentieren noch mehr mit musikalischen Elementen und finden uns ein bisschen neu.

STROBO: Ihr habt in der Zwischenzeit also weiter an eurer Musik gearbeitet. Das heißt, wir können uns bald wieder auf ein neues Release freuen?

Velour: Genau, wir arbeiten jetzt schon explizit an neuen Tracks. Die müssen wir jetzt noch weiterschreiben und finalisieren. Wir fokussieren uns jetzt erstmal darauf, neue Musik zu machen. Und dann möchten wir mit unseren neuen Tracks aber auch gerne wieder live spielen.

Wie die Band ihre Songs ihre Unterschiede kombiniert

STROBO: Das heißt, ihr seid gerade im Songs-Entwicklungsprozess. Wie läuft das denn bei euch ab? 

Velour: Ursprünglich haben wir immer viel zusammen gejammt und dabei sind dann die Ideen entstanden. Das ist im Kern auch immer noch so, nur dass jetzt nicht mehr alle unbedingt bei jeder Session anwesend sein müssen. Wir entwickeln unsere Ideen dann beim Spielen. Manchmal reichen da auch einfach ein paar Akkorde, ein Beat oder eine Vocal Line. Eigentlich brauchen wir nur ein paar Elemente – meist ein rhythmisches und ein harmonisches –  die wir cool finden und die ein Gefühl transportieren. Dann kommt immer mehr dazu und am Ende entsteht ein ganzer Track. Einfach spielen.

STROBO: Woher nehmt ihr eure Inspiration?

Velour: Da sind wir alle vier total unterschiedlich. Vinzent kommt häufig mit expliziten Gedanken im Kopf. Er verknüpft sehr viel aus der Musikgeschichte. Eva geht viel mehr aus sich heraus und guckt, welche Emotion sie gerade tragen möchte. Ähnlich ist es auch bei Fabian, der aber auch gerade im Bereich der Baselines viel aus der Musikgeschichte rausholen kann. Janik will immer einen geilen neuen rhythmischen Ansatz finden und Sachen einfach anders machen als vorher – man soll das Gefühl haben, man hat es schon mal gehört, aber irgendwie auch nicht. Wir machen alles, irgendwie ein bisschen auf unsere Art. Große Einflüsse für uns sind einfach Bands, die es schaffen, tausend verschiedene Ansätze und Geschmäcker auf eine schöne eigene Art und Weise zu verbinden. Manchmal sind in unseren Songs Einflüsse aus bestimmten Genres und im nächsten aus einem ganz anderen, aber in Kombination ist es dann irgendwie Velour.

„Das Ruhrgebiet bietet die maximale Spielwiese“

STROBO: Ihr habt euer geplantes neues Album schon erwähnt. Was sind denn eure konkreten Pläne und Wünsche für die nächste Zeit?

Velour: Was auf jeden Fall ein Ziel ist, dass wir in der nächsten Zeit wieder ein Release haben, was so die letzten Orte und Jahre widerspiegelt. Daraus ergeben sich dann immer ganz viele Sachen. Natürlich wollen wir das neue Album dann auch wieder vor Leuten spielen.

STROBO: Was habt ihr denn im Kopf für eure nächsten Auftritte im Pott?

Velour: Wir hatten überlegt, dass eventuell nicht „nur“ wir vier auf der Bühne stehen, sondern vielleicht auch in größeren Konstellationen spielen. Und auch visuelle Elemente würden wir gerne einbringen. Aber auf jeden Fall wollen wir im Ruhrgebiet spielen, weil das unsere Bandheimat ist. Außerdem hat der Pott unzählige Locations, bei denen man sich austoben kann; das Ruhrgebiet bietet da die maximale Spielwiese.

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