„Ich habe den Wunsch, dass unsere Musik in die weite Welt geht“- Vigo Blax und sein Produzent Jones bei den STROBO:Sessions

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Vigo Blax und sein Produzent Jones lassen in ihrer Musik die Genres verschwimmen und verbinden Hip-Hop und Rock-Elemente. Im Interview zu den STROBO:Sessions erzählen die Bochumer, welche Künstler sie inspiriert haben, und was uns 2022 von ihnen erwartet.

STROBO: Vigo und Jones, ihr habt mit „Idiots“ gerade eure zweite EP rausgebracht. Die EP verbindet Hiphop mit Rock-Elementen und zeigt damit, wofür ihr steht: das Verbinden von verschiedenen Genres. Wie seid ihr zu eurem Sound gekommen? 

Jones: Ich komme ursprünglich aus dem Hip-Hop und Trap-Bereich, habe aber irgendwann angefangen, viel Gitarre zu spielen und diese ganze Rockmusik von früher für mich wiederentdeckt: die guten alten Punkrock-Geschichten, als man mit 14 noch skaten gegangen ist. Und dann hat es gut gepasst, dass auch Vigo musikalisch sehr divers gearbeitet hat.

Vigo: Ich habe auch, bevor wir Musik gemacht haben, viele grungige Sachen gemacht, aber auch viel Trap. Mein musikalischer Horizont war immer sehr bunt, weil ich auch immer viel Filmmusik gemacht oder gehört habe. Dadurch sind Jones und ich dann zusammen in eine ganz neue Welt gegangen und haben einen ganz neuen Sound gemacht.

STROBO: Ihr habt euch entschieden „Idiots“ mit dem Song „Just A Guy“ zu eröffnen, einem Feelgood-Track mit 80s-Beats, der ein wenig an „The Weekend“ erinnert und aus eurer sonst eher dunkleren und melancholischen Ästhetik ausbricht. Wie kam es dazu?

Vigo: „Just A Guy“ ist aus einer sehr positiven Stimmung entstanden und wir hatten ein Jahr damit zu kämpfen, ob wir diesen Song überhaupt jemals verwenden werden. Und dann dachten wir uns: Ganz ehrlich, wir sind schon so weit über Genregrenzen geschritten, dass wir das einfach machen werden. 

Außerdem wollten wir die „Idiots“-EP, gerade weil sie so dunkel ist, mit einem so hellen Ton anstoßen. Dadurch verliert man sich nicht ganz in der Dunkelheit und wir halten etwas von der anderen musikalischen Seite offen, die auch noch kommen wird.

Jones: Es ist auch ganz geil, dass wir mit „Just A Guy“ starten und mit „Idiots“ enden. Die Songs zeigen einen extremen Gegensatz und dann ist dazwischen die ganze Welt von uns. 

Auch bei den STROBO-Sessions habt ihr euch für „Just A Guy“ entschieden und für „Ballin“, einen Song, den ihr auch 2021 rausgebracht habt.  

Vigo: Für die beiden Songs haben wir uns auch wegen dieser totalen Gegensätzlichkeiten entschieden. „Ballin“ ist durchgängig dunkel, musikalisch im Emo-Trap und Grunge unterwegs und „Just A Guy“ ist dieser explosive und leicht sarkastische poppige Happy-Track. Wir wollten uns mit einem ganz hellen und einem ganz dunklen Song vorstellen.

STROBO: Welche Geschichten wollt ihr mit den Songs erzählen?

Vigo: „Ballin“ habe ich aus einem leicht melancholischen Gefühl heraus geschrieben, das die Endlichkeit des Lebens widerspiegeln soll, und auch die Frage des Sinns im Leben. Es geht um den Wunsch, etwas im Leben zu fühlen, aber auch um die Vergänglichkeit und die totale Unwissenheit. 

In „Just A Guy“ geht es um uns als Menschen, Social Media und Frauenfeindlichkeit. Es geht darum, wie sich das soziale Gefüge der Welt entwickelt hat und wie traurig das alles ist.

STROBO: Ihr zeigt also zwei melancholische Texte in einem anderen ästhetischen Gewand?

Jones: Bei uns ist eigentlich alles melancholisch.

Vigo: Oder zumindest systemkritisch. Bei uns ist ein leichter spiritueller oder systemkritischer Twist in allem.

STROBO: Könnt ihr euch denn vorstellen, irgendwann einen komplett positiven Song zu schreiben?

Vigo: Auf jeden Fall, da gibt es auch eine Menge. Bei Vigo Blax schreibe ich aber einfach darüber, was ich denke. Ich bin ein sehr positiver Mensch, denke aber viel über die Welt nach und hatte früh das Verlangen nach Erkenntnissen. Und wenn ich Kunst mache, muss ich auch über diesen Abgrund reden, der in jedem Menschen irgendwo ist – anstatt nur über die guten Dinge. Für mich ist es wichtig, anzusprechen, was sich andere nicht trauen.

STROBO: Eure erste EP „Melodonic“ hat auch schon mit verschiedenen Genreeinflüssen experimentiert, war aber soundtechnisch noch einheitlicher als „Idiots“ und erinnert musikalisch beispielsweise an Juice Wrld oder XXXTentacion, die in ihrer Musik auch Rock und Hiphop-Elemente verbunden haben. Sind das Künstler, die euch in eurem Schaffensprozess inspiriert haben?

Vigo: Definitiv. XXXTentacion hat mich extrem beeinflusst, auch lange bevor Jones und ich zusammen Musik gemacht haben. Vor allem die ersten und extremeren Sachen von ihm, die fast in die Richtung von Metal-Trap gehen, haben mich sehr gepackt. Und Juice Wrld wird für mich auch immer einer der krassesten Künstler bleiben. Von ihrer Message und lyrisch waren die beiden für mich sehr wichtig.

STROBO: Auf deinem Insta-Kanal hast du auch Kid Cudi als Inspiration beschrieben.

Vigo: Ja, Kid Cudi ist zusammen mit Hans Zimmer musikalisch meine größte Inspiration. Ich habe als Kind durch meinen Vater gefühlt nur Kid Cudi gehört und bin mein Leben lang dabeigeblieben. Er hat mich auch als Mensch extrem beeinflusst.

STROBO: Zwischen Kid Cudi und Hans Zimmer liegt musikalisch ja ein sehr großer Unterschied (lacht).

Jones: Und Nirvana kommt auch dazu. Da hast du dann alle drei.

Vigo: Ich habe als Kind durch meinen Vater einfach viel Nirvana, Kid Cudi und Rage Against The Machine gehört, und irgendwann habe ich „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“ gelesen. Dadurch bin ich total auf Filmmusik gekommen und dann zu Hans Zimmer. 

STROBO: Ist Filmmusik auch ein Genre, das eure Musik beeinflusst? 

Jones: Das fließt auf jeden Fall in unsere Outros ein. Aber es ist noch ein längerer Weg, bis man Filmmusik mit unserer Musik gut vereinbaren kann.

Vigo: Klanglich merkt man das schon, zum Beispiel in der Bridge von „Feelings in My Phone“, unseren Outros oder Intros, die nur akustisch sind, und für die Jones krasse Automationen baut. Das sind alles Sachen, die man gut im Film unterbringen könnte. Ich sehe die Songs, die ich singe, auch eher auf cineastische Art und Weise, als so, dass sie im Radio laufen können.

STROBO: Wieso habt ihr euch entschieden, genreübergreifend zu arbeiten?

Jones: Bei uns kommt viel aus unserem Tageszustand, dem, was man machen will und fühlt. Dann entsteht irgendeine Melodie, ein Vibe und dann probieren wir uns aus. Bei „Just A Guy“ hat dieser 80s-Beat geil gepasst, und bei „5AM“ war klar, dass es ein Trap-Song wird. Wir machen uns wenig Gedanken, sondern machen einfach. Wir gehen nicht an ein Projekt ran und sagen: Das Genre möchten wir heute machen.

STROBO: Eure „Idiots“-EP ist ja noch relativ frisch und erst im Dezember 2021 rausgekommen. Was erwartet uns von euch 2022? 

Vigo: Unser Ziel ist es, dieses Jahr eine Tour zu spielen – auch international. Ich habe den Wunsch, dass unsere Musik in die weite Welt geht und nicht in Deutschland bleibt. Wir würden gerne in London spielen, wo ich Familie habe, wenn es nach mir ginge, aber überall, in ganz neuen Welten, um unsere Vision zu teilen. Und die Songs, die wir am krassesten finden, sind alle noch nicht draußen. 

Jones: Es werden auch ein paar Features kommen. 

Vigo: Dieses Jahr wird auf jeden Fall big.

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