Karmakind bei den STROBO:Sessions: Die Sprengung von Genregrenzen

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Karmakind aus Bochum ist die erste Band der zweiten Staffel von den STROBO:Sessions. Das Trio gibt sich innerhalb der elektronischen Musik experimentierfreudig wie keine zweite Band aus dem Ruhrgebiet und vereint Dub mit Downtempo und Elementen aus House, Techno und Psychedelic. Ein Porträt. 

Im Mai 2022 erschien das Debütalbum „Mosaik“ der Band 2019 gegründeten Karmakind, mit dem das Trio eindrucksvoll zeigt, wofür sie stehen: nicht für starre Konzepte oder klar definierte Genregrenzen, sondern für Neugier, Austausch, Diversität und Sprengung von eben jenen Grenzen. „Man kann an dem Album unsere Herangehensweise gut sehen. Wir nehmen Puzzleteile oder Splitter aus unterschiedlichen Kontexten und setzen sie neu zusammen. Das bezieht sich auf alles Mögliche bei uns, auch auf das Albumcover oder unsere Charaktere“, sagt Ronja.

Mathis erklärt weiter: „Wir wollen auch kulturellen Austausch betreiben und eine transkulturelle Musik machen, die über Grenzen hinweg geht, dabei aber auch keine kulturelle Aneignung betreiben.“ „Ich bin generell kein Fan von Grenzen, also auch nicht in der Musik“, führt Can den Gedanken zu Ende. Dabei bringt er durch seine Zeit in Syrien und Istanbul traditionell arabische und kurdische Einflüsse mit in die Band und lässt ich auch von der queeren libanesischen Band Mashrou‘ Leila inspirieren, während Mathis Einflüsse aus Reggae einbringt und Ronja sich für den Gesang an der Stuttgarter Sängerin Mine orientiert hat. 

Für die Band ist jedoch klar, dass sie sich weniger an anderen Musiker:innen orientieren, sondern vielmehr ihren eigenen Sound entwickeln. So entsteht bei Karmakind ein vielschichtiges Mosaik aus Dub und Downtempo sowie Elementen aus House, Techno und Psychedelic. Auch die Texte auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Kurdisch und Spanisch reflektieren diese Grenzüberwindungen. Auch das Ende Juli 2022 erschienene Remixalbum zu Mosaik unterstreicht dies mit neun Remixes von Künstler:innen aus der ganzen Welt.

Karmakinds Texte: Subtil statt “auf die Fresse-politisch”

Obwohl sich Ronja und Can auf einer Frauentagsdemo kennenlernten und Karmakind auch etwa in Lützerath aufgetreten sind, sind die Texte der Band eher subtil politisch. „In meinen Texten ist immer eine politische Message, die aber wahrscheinlich nicht jede:r Zuhörer:in sieht. Ich habe ein großes Interesse daran, mit der Musik direkter politischen Aktivismus zu verfolgen, genieße aber auch die Ästhetik, die dabei mitkommt, wenn die Texte nicht so auf die Fresse-politisch sind“, sagt Ronja dazu. Mathis führt den Gedanken weiter aus: „Das finde ich auch mega geil, wenn das nicht so mit dem Zeigefinger ist. Dadurch lässt man mehr Raum und kann die Musik unabhängig von politischen Aussagen genießen.“

Can spricht auch über das politische Selbstverständnis der Band: „Wenn du uns anschaust, ist schon die Mischung bei uns ein starkes politisches Bild. Dass wir gemeinsam bunt auftreten. Aber alles hat mit Politik zu tun. Da ich Kurde bin und aus Rojava komme, ist das bei mir immer ein wichtiger Teil.“ Ronja gehe es auch darum, Menschen auf die Band zukommen zu lassen, statt ihnen ihre Meinung aufzupressen. Ein weiteres Ziel stellt Ronja ebenfalls klar: „Es gibt in der elektronischen Szene eine Unterbesetzung an Frauen und mir ist es persönlich wichtig, daran etwas zu ändern.“

Karmakind: Flow auf und abseits der Bühne

Für Karmakind, die von der Energie ihrer Livekonzerte leben, war es eine große Erleichterung nach dem Release ihres Albums und der durch Corona verursachten langen Durststrecke eine Großzahl an Livekonzerten spielen zu können: „Das war erlösend“, sagt Mathis und Can ergänzt: „Wir haben viele neue Elemente nach dem Albumrelease das erste Mal live gespielt und da unsere Songs weniger improvisiert als vor der Pandemie waren, war das auch nochmal eine andere Erfahrung.“ 

„Wir sind eine Liveband und haben Bock, mit dem Publikum zu interagieren, zu gucken, wie die Leute reagieren. Wir improvisieren viel und passen uns spontan an die Atmosphäre an. Und das hat man gar nicht, wenn man nicht live spielt, das habe ich voll vermisst“, sagt Ronja und Mathis fügt lachend hinzu: „Wobei ich eigentlich jetzt schon wieder Bock hab mich in den Keller einzusperren und Musik aufzunehmen. Da müssen wir erstmal eine Balance aus Musik aufnehmen und Events finden.“ Da spielen auch weitere Faktoren mit rein, denn Karmakind haben noch kein professionelles Management und regeln die Büroarbeit selbst. Oder wie Mathis es zusammenfasst: „Wir sind ja noch neu dabei und haben bei den Arbeitsprozessen noch keinen richtigen Flow gefunden.“ 

Wo allerdings ein Flow deutlich erkennbar ist: bei ihren experimentellen und fantasievollen Liveauftritten, unter anderem hier in den STROBO:Sessions, wo Karmakind die beiden Songs „Layali“ und „Words“ performen. 

Karmakind bei den STROBO:Sessions: Hier seht ihr das Video

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

Karmakind bei den STROBO:Sessions. Foto: Leopold Achilles.

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