Die Essener Band Futarii bringt in ihrer Musik Jazz, R’n’B und City-Pop zusammen. Im STROBO:Interview erzählen Elisabeth und Max, was sie beim Song schreiben inspiriert, was Kies-Vorgärten damit zu tun haben und Kompromisse, die man in einer Band eingehen muss.
STROBO: Ihr schreibt euer Debütalbum „Futarii“ wurde im Schlafzimmer produziert. Ich stelle mir das wie bei Billie Eilish und Finneas im Kinderzimmer vor. Ist das ähnlich abgelaufen?
Elisabeth: Tatsächlich ja. Aber es war ein Studentenzimmer, kein Kinderzimmer. Am Anfang bin ich einfach immer zu Max gegangen, weil ich noch keine Instrumente und Boxen hatte. Mittlerweile habe ich auch ganz viel Zeugs.
Max: Ja genau, also wir haben alles in meinem WG-Zimmer aufgenommen und produziert und am Computer sehr viel geschnibbelt. Im Schlafzimmer klang aber irgendwie cooler als im WG-Zimmer (lacht).
STROBO: Ihr habt mit “Dance Again“ eure erste Single veröffentlicht. Warum habt ihr euch genau für diesen Song entschieden?
Max: Wir haben sofort gedacht, dass der Song am meisten Pop ist, also am zugänglichsten. Und weil er Spaß macht.
Elisabeth: Ja, das auch. Und weil er zu dem Zeitpunkt am neuesten war. Wenn man Lieder schreibt, dann hat man immer am meisten Lust auf die Lieder, die frisch sind, weil man sie noch nicht 1000 mal gehört hat.
STROBO: Ein Song auf dem Album heißt “Gravel Front Yard“, also Kies-Vorgarten. Nicht gerade klassisches Liedtextmaterial. Was inspiriert euch beim Song schreiben?
Elisabeth: Ganz viel aus unserem Alltag. Wir reden sehr gerne miteinander über alles, weil wir auch beste Freund:innen sind. Manchmal denken wir uns dann, dass wir darüber vielleicht mal einen Song schreiben könnten.
Max: Bei dem konkreten Song gab es die Musik schon, aber noch keinen Text. Da ich aus einem sehr kleinen Dörfchen mit 4000 Einwohner:innen komme, kam die Idee, darüber zu schreiben, gemischte Gefühle zu dieser Welt zu haben. Zu diesem eher engstirnigen und spießigen Leben in solchen Dörfern. Der Kies-Vorgarten war ein Symbolbild dafür.
Band Futarii aus Essen: Inspiration durch Maurice Ravel
STROBO: „Chloé“ ist bis auf ein paar gesummte Melodien ein Instrumental-Song, wie produziert man so etwas zu zweit?
Elisabeth: Wir haben ganz viel über diesen Song diskutiert (lacht). Aber eigentlich funktioniert das, wie man alle Songs aufbaut – mit Sounds oder Harmonien, die man mag. Und daran bastelt man einfach rum. Wie an einer Collage.
Max: Bei „Chloé“ und „Daphnis“ – die Songs gehören eigentlich zusammen – gab es, anders als bei den anderen Liedern, schon eine Vorgabe. Uns hat bei den Songs Ravels Ballett “Daphnis und Chloé” sehr inspiriert.
STROBO: Ihr hattet beide vorher schon Solo-Projekte: Elisabeth mit dem Jazz-Quartett und als Solo-Artist unter anderem mit Features bei Schlakks – und Max zum Beispiel mit der Band ”Maximizers”. Wie habt ihr schließlich zusammengefunden?
Max: Durch das Studium tatsächlich. Wir haben uns an der Folkwang im Jazzgesang-Studium kennengelernt und gemerkt, dass wir beide auch Bock auf Pop-Musik haben und davon beeinflusst sind.
STROBO: Fokussiert ihr euch jetzt beide auf die Band oder habt ihr weiterhin mehrere Projekte?
Elisabeth: Wir haben mega Bock auf die Band. Das steht auf jeden Fall ganz weit oben. Wir haben aber auch beide andere Projekte, denen wir uns widmen. Max produziert auch viel für andere Freund:innen von uns. Und ich spiele in einer anderen Band noch Keys und will auch definitiv noch ein Soloalbum machen – muss ich übrigens auch, weil ich noch meinen Abschluss machen muss (lacht). Das wird immer ein bisschen zur Seite geschoben.
Max: Mir schwebt auch noch vor, dass ich irgendwann mal ein paar Solo-Sachen mache. Auch weil es für uns beide sehr heilsam sein kann, nicht immer Kompromisse einzugehen. Im Laufe der ganzen Produktion gab es immer wieder so Streitpunkte, wo wir irgendwie zusammenfinden mussten. Dann gab es oft einen Kompromiss. Das ist voll okay, aber manchmal hätte man, wenn man es alleine entschieden hätte, lieber etwas anderes gemacht.
STROBO: Ihr habt schon gesagt, ihr habt euch beim Jazzgesang-Studium kennengelernt. Der Jazz-Einfluss ist also logisch. Wie kam es zu den R’n’B- und City-Pop-Einflüssen?
Elisabeth: Ich glaube, der R’n’B war immer schon da. Bei mir auf jeden Fall. Als Kind und als Teenie habe ich immer heimlich Jennifer Lopez und Alicia Keys gehört. Und City Pop ist eigentlich noch gar nicht so lange am Start. Irgendwann habe ich ein Album von Tatsuro Yamashita – dem King of City Pop aus Japan – gefunden. Das feiere ich total und dann meinte ich: ‚Ey Max, hör mal das, das ist doch total geil‘.
Max: Ja genau, und dieser Vibe war auf jeden Fall auch die ganze Zeit eine Farbe, die wir als Inspiration hatten. Weil wir dann erstmal einen Sound suchen mussten, nach dem wir eigentlich klingen wollen.
STROBO: Was hört ihr privat gerne für Musik, außer Jennifer Lopez und Alicia Keys?
Max: Das ist voll gemischt. Zum einen gerne Jazz, aber ich liebe auch funkige Musik und Indie. Alles, was ich irgendwie mache, hat immer ein bisschen was rhythmisches und ist funky.
Elisabeth: Wir haben schon unterschiedliche Geschmäcker. Ich höre viel Klassik, Jazz, aber auch Pop-Musik von Frauen, Hip-Hop und R’n’B. Also von Doja Cat bis Mozart. Nicht so viel Indie, weil mir irgendwann aufgefallen ist, dass das meist Musik von Männern ist und da habe ich nicht mehr so Bock drauf.
Max: Kann ich verstehen.
STROBO: Elisabeth, du warst durch deine Features bei Schlakks schon auf vielen und großen Festival-Bühnen unterwegs. Wie fühlt es sich an, erstmal wieder klein anzufangen?
Elisabeth: Das ist mir egal. Es macht mir Spaß und war bis jetzt echt immer mega cool. Ich spiele lieber auf einer kleineren Bühne mit mehr Menschen als auf einer großen, wo uns niemand kennt.
Max: Das sehe ich auch so. Es ist voll cool, diese Reise erst mal zu beginnen. Am Anfang muss man erstmal gucken, wer zu Konzerten kommt und sich dann eine Fanbase aufbauen.
STROBO: Ihr schreibt, ihr seid nach der Veröffentlichung des Albums nun bereit für die Welt. Was können wir also demnächst von euch erwarten?
Max: Erstmal Konzerte. Und Videos kommen noch, da sind wir gerade dran.
Elisabeth: Und dann irgendwann ein zweites Album.
Futarii spielen ihr nächstes Konzert am Dienstag, 6. Dezember, in Dortmund im Oma Doris.
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