Kultimbiss Gourmet Stäbchen –  Currywurst, Pommes und ein Stück Dortmund 

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Der Weg in das Dortmunder Stadion führt viele Fußballfans entlang der Hohen Straße und vorbei am Imbiss Gourmet Stäbchen. STROBO-Autorin Anna Klinge hat sich einen Tag dazu gesetzt um herauszufinden, warum die Dortmunder*innen und Fans gerade dort anhalten und essen. 

Samstag, 12.30 Uhr, Bundesligaspieltag BVB gegen den FC Bayern. Im Imbiss brät Vijitha Jeyakaran die ersten Bratwürste des Tages. An einem der weißen Plastiktische sitzt ein älterer Herr und genießt still seine Currywurst Pommes. Jeden Spieltag fährt der Fußballfan viereinhalb Stunden nach Dortmund. Und vor jedem Stadionbesuch gibt es Currywurst, Pommes und Bier im Gourmet Stäbchen. An Heimspieltagen ist der Laden immer bestens besucht, ein Pflichtstopp für viele Fans auf dem Weg zum Stadion. “Zwe Bier warn dat heute”, der Kunde bezahlt. Kurz stehen die Beiden vor dem Kalender und besprechen, wann das nächste Spiel ist. „Dann sehen wir uns wieder!” verabschiedet sich Vijitha.

Das Markenzeichen des Imbiss: das BVB-Graffiti an der Hauswand. Foto: Leopold Achilles

Auf einen Imbiss mit Klopp

Bereits aus weiter Entfernung lässt sich das Gourmet Stäbchen durch ein großes BVB-Graffiti an der Hausfassade erkennen. Abgebildet ist ein Mann mit Fanschal neben dem Westfalenstadion. Und auch der Eintritt in das Lokal fühlt sich an wie ein Museumsbesuch: An den Wänden hängen Zeitungsausschnitte, Fotos, Schals und Poster. Alles in Schwarz und Gelb, versteht sich. Vijitha selbst trägt heute eine gelbe Strickjacke. Auf die Frage, ob sie diese extra zum Spieltag anzieht, winkt sie nur lachend ab: „Nein, nein.” Kurz danach erzählt die Inhaberin, dass sie dieses Jahr 50 geworden ist, „so wie das Westfalenstadion”. Ihr Mann Kanniah steht im BVB Trikot am Grill – Reus, die Nummer 11. Früher sei selbst Jürgen Klopp ab und an am Imbiss vorbei gekommen. An einem Träger zwischen Küche und Sitzbereich hängt ein Foto der ganzen Familie zusammen mit dem Fußballtrainer. Der Arbeitsbereich des Ehepaars beschränkt sich auf 8 qm, mit Grill, Fritteuse, Soßen, Verpackungen, Kasse und einem Fenster für den Außenverkauf. „Ahh lange nicht gesehen”, während Vijitha die bekannten Kunden begrüßt und sich um ihre Bestellungen kümmert, füllt ihr Mann Kanniah den Getränkekühlschrank für den bevorstehenden Ansturm auf. 

Auch Stars besuchen regelmäßig den Kultimbiss.
Foto: Leopold Achilles

Das Ehepaar ist in jungen Jahren aus Sri Lanka nach Deutschland gekommen. 1996 heiraten sie, 1999 übernehmen sie den bereits lang etablierten Imbiss. In den Jahren haben Vijitha und Kanniah das Ganze von einem kleinen Fensterimbiss zu dem heute bekannten Lokal umgebaut, mit Sitzplätzen drinnen und draußen. Geblieben ist die Speisekarte: Wurst, Schaschlik, Pommes – nur die Currysoße wurde über die Jahre etwas verfeinert. Die Familie lebt im Haus über dem Lokal. Die vier Töchter, 27, 22, 20 und 19 Jahre alt, sind alle hier groß geworden: „Ich erinnere mich noch, wie die hier mit Body im Imbiss standen”, erzählt Vijitha lächelnd. Mittlerweile steht eine der Töchter samstags selbst am Grill. An Spieltagen wie heute sind sie aber zu dritt. Arbeit, Leben und Familie gehören hier zusammen.

Wahre Currywurst-Connaisseure

Frank, ein weiterer Stammkunde, nutzt die Ruhe vor dem Sturm für seine Currywurst-Pommes. „Je nachdem was der Gaumen so sagt, bin ich alle 10 Tage da, wie`s gerade passt”. Er erinnert sich auch noch an den Vorbesitzer des Ladens, den “Poppen-Berni”. Für Frank hat der Imbiss eindeutig einen Kultstatus. Er kommt aber nicht nur aus Tradition her, Grund sei vor allem die Currywurst. Keine Currywurst, die er probiert hat, egal in welcher Ecke Deutschlands, sei an die aus dem Ruhrpott herangekommen. Zusammengefasst: „Alles Andere ist eher semi”. Auch eine Freundin aus Hamburg konnte ihn nicht von der wohl besten Currywurst der Stadt überzeugen. Im Gegenzug überzeugte er dann aber sie mit der Wurst aus dem Gourmet Stäbchen. 

STROBO-Autorin Anna saß einen Tag im Kultimbiss. Foto: Leopold Achilles

Am Tisch nebenan sitzen zwei weitere Stammkunden. Einer von Ihnen wohnt seit einigen Jahren in Bremen, zweimal im Jahr besucht er seinen Freund für eine Woche in Dortmund. Zum Standardprogramm gehören dann Currywurst und Pommes vom Gourmet Stäbchen, und das nicht nur einmal: „Jeden Tag geht das nicht, aber dreimal passt schon noch”. Auch er sagt, dass die Buden in Bremen nicht an den Klassiker aus dem Ruhrpott heran kommen. 

Vor zwei Jahren hat der Laden seinen Namen vom “Imbiss Hohe Straße” in das “Gourmet Stäbchen” verändert. Grund dafür sind die beliebten Pommes In den Google Bewertungen findet man einige Lobeshymnen auf die frittierten Kartoffeln. Inhaber Kanniah hat die Idee für den Namen selbst von Kunden übernommen, die die Pommes so bezeichnen. Dafür gab es bereits die Auszeichnung als “Dortmunds Beste Pommesbude”.  

Das Gourmet Stäbchen: “Wie eine Familie”

Mit den Stunden wird klar, warum der Imbiss eine feste Institution in der Stadt für viele Dortmunder:innen und Fans ist: Im Gourmet Stäbchen kommen leckeres Essen und eine familiäre Atmosphäre zusammen. Während Vijitha mit geübten Handgriffen die Wurst dreht, schneidet und mit Soße sowie Currypulver verfeinert, erzählt sie von Gästen aus allen möglichen Städten und Ländern, die vom Gourmet Stäbchen gehört oder gelesen haben: „Das ist wie eine Familie, wenn einer kommt, dann kommen sie alle nach und nach”. 

Vor BVB-Spielen gibt es besonders großen Ansturm. Foto: Leopold Achilles

Um 14.30 Uhr, vier Stunden vor Anpfiff ist der Imbiss brechend voll. Unter der Markise vor dem Laden versammeln sich die Fans um die Stehtische. Im Laden ist eine lange Schlange. „Heute eine kleine Portion Pommes”, Schön scharf”, Einmal Pommes Spezial, einmal Currywurst Pommes Mayo”. Die Familie Jeyakaran bearbeitet die Bestellungen schnell, aber nicht ohne ein Lächeln auf den Lippen. Mit dem Gourmet Stäbchen haben sie einen Ort geschaffen, der die Stadt und das, wofür sie steht, einfängt: Einfachheit, Freundlichkeit und Fußball (dafür wird auch mal Sonntags geöffnet).

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