Von Träumen und ergriffenen Chancen – Musikerin Matilda Eyre im Porträt

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Lisa Schumann aka Matilda Eyre ist Musikerin aus voller Leidenschaft. Ihre Lebenslinie schlängelt sich vom Ruhrgebiet durch Deutschland nach London und schließlich wieder nach Dortmund. Was sie dahin gebracht hat, sind vor allem Verbindungen, ergriffene Chancen und ein Flüstern im Wind.

Irgendwo zwischen Indie und Pop bewegt sich die atmosphärische Musik von Lisa Schumann. Unter ihrem Künstlernamen „Matilda Eyre” veröffentlicht sie Songs auf Spotify und steht regelmäßig auf Bühnen im Ruhrgebiet. Sie singt auf Englisch, mischt die Beats oft selbst und klar wird direkt – ihre Leidenschaft zur Musik schwingt in jeder Zeile, in jedem Ton mit. „Ich singe von mir aus, weil ich es als eine Art Bestimmung sehe. Doch auch für alle anderen Menschen, um ihnen mit meiner Musik etwas zu geben, sie zu trösten“, sagt sie selbst.

Der frühe Einfluss

Geboren wurde die 32-Jährige in Lünen bei Dortmund, sie hat schon früh angefangen zu singen und Klavier zu spielen. Ihre Familie hat sie dabei von Anfang an unterstützt. „Besonders meine Oma hat mich damals sehr gefördert und motiviert. Ihr habe ich viel zu verdanken“, erinnert sich Lisa. 

Das „Eyre“ ihres Künstlernamens stammt aus dem Klassiker „Jane Eyre“ von Charlotte Brontë. „Ich habe das Buch schon als Kind geliebt“, sagt Lisa, „besonders die monumentale Tragik darin.“ Die versucht sie auch in ihren Songs zu vermitteln. Es ist ihr wichtig, alle Gefühle zu fühlen und diese auch an ihre Zuhörer:innen zu vermitteln: „Deshalb trete ich so gerne live auf. Da bekommt man direktes Feedback. Ich mag es zu sehen, wie die Menschen auf meine Musik reagieren.“

Matilda Eyre fühlt sich zwischen melancholischem Indie und athmosphärischen Pop-Songs am wohlsten. Foto: Cynthia Ruf.

Wie Träume im Wind

Was Lisas Leben bestimmt, sind Wendepunkte, kleine Ereignisse, die sie im Butterfly Effekt in eine extrem andere Richtung treiben. Vielleicht ist das ein bisschen Schicksal. Aber vielmehr der Mut, sich zu trauen, etwas Neues auszuprobieren. 

„Ich glaube, jeder Mensch hat vergessene Träume, die einem hin und wieder im Leben zuflüstern. Wenn man versucht, sie zu ignorieren, werden sie nur lauter“, sagt die Musikerin. Darum geht es auch in ihrem Song „The Calling“, der mit verträumter Melodie und starken Lines ein Appell an andere ist. 

Das erste Flüstern hat Lisa während ihres Bachelors gehört. Nach der Schule hat sie sich nicht für einen musikalischen Weg entschieden, sondern Jura in Hamburg studiert. Besonders viel Spaß hatte sie dabei allerdings nicht. „Als ich in einer Bar einer Band zugehört habe, dachte ich: ‘Wow, das könnte ich auch machen’“, erinnert sie sich. Vielleicht ist damals auch ihr bis heute erhaltener Traum entstanden, ein Star zu werden: „Irgendwann möchte ich auf riesigen Festivals spielen!“

London Calling

Gerade exmatrikuliert, fängt Lisa ein vorbereitendes musikalisches Jahr in Stuttgart an, um danach an einer Musikhochschule zu studieren. Doch das nächste Flüstern lässt nicht lange auf sich warten. Auf einem Ben Howard-Konzert in Frankfurt quatscht sie nach der Show mit der Vorband „Daughter“ aus London. Die drei Mitglieder schwärmen ihr von der Stadt, ihren Menschen und den guten Möglichkeiten für Musiker:innen vor. 

Nach zehn Jahren in London zieht es Matilda Eyre zurück nach Dortmund. Foto: Cynthia Ruf.

Lisas Eifer ist gepackt und der Flug in die britische Hauptstadt schon eine Woche später gebucht. Die Musikerin ist aufgeschlossen, redet gern und kommt leicht ins Gespräch mit den Menschen um sie herum. Eine Fähigkeit, die ihr viele Türen öffnet und Chancen bietet – nicht nur in London, sondern auch in Deutschland. „Irgendwie treffe ich immer die richtigen Leute“, beobachtet sie.   

Zehn Jahre hat Lisa in London gelebt, gearbeitet und Musik gemacht. Wieder zurückgekommen ist sie während der Pandemie, um sich um ihre kranke Oma zu kümmern. Eine schwere Zeit für Lisa, in der sie sich wenig mit der Musik beschäftigen konnte. Mittlerweile fühlt sie sich wohl in Dortmund. „Es ist schön, so nah bei der Familie zu sein“, findet sie, „auch hier im Ruhrgebiet baue ich mir gerade wieder meinen Kreis an Freunden und Menschen auf, die mich unterstützen”. London und die offene Musikszene dort vermisst sie trotzdem.

Matilda Eyre: „Wenn ich etwas mag, fuchse ich mich voll rein“

Lisas Alltag ist durchzogen von Musik – egal ob Podcast-Intros für Influencer:innen aufnehmen oder das Entwickeln von eigenen Songs. Komplett von der Musik lebt Lisa noch nicht, sondern programmiert Webseiten. Eine Arbeit, an die sie wieder durch eine scheinbar schicksalhafte Begegnung mit einem anderen Programmierer gekommen ist. „Ich habe mich so lange damit beschäftigt, bis ich wirklich gut geworden bin“, erinnert sich die Musikerin. 

Wenn sich Lisa mal einen Moment für sich selbst nimmt, findet man sie momentan in Tanzsälen. „Ich liebe es, Salsa zu tanzen“, strahlt die 32-Jährige. Drei bis viermal die Woche schwingt sie das Tanzbein. „Das ist schon wieder ein bisschen eskaliert“, lacht die 32-Jährige, „aber wenn ich etwas mag, fuchse ich mich voll rein.“

Im Sommer erscheint Matilda Eyres neue EP „Suleika“. Foto: Cynthia Ruf.

The Hero’s Journey

Im Sommer erscheint Lisas EP „Suleika“. Angelehnt ist sie an das gleichnamige Buch des west-östlichen Divan, in dem es sowohl um das tatsächliche Reisen als auch die Reise zu sich selbst geht. „Suleika spiegelt damit auch meine ganz persönliche Reise“, sagt Lisa. Sie freut sich auf den Release, auch weil es ihr manchmal schwer fällt, Songs oder EPs umgehend zu veröffentlichen. „Ich bin ziemlich perfektionistisch mit meiner Kunst und ändere so lange etwas, bis ich zufrieden bin“, erzählt sie. 

Sechs Songs sind bereits veröffentlicht, viele weitere warten in ihrem persönlichen Archiv. Die Musikerin ist sich sicher: Auf „Suleika“ werden viele Releases folgen. Und bis dahin hört Lisa Schumann weiter auf das Flüstern ihrer vergessenen Träume und rät allen, dasselbe zu tun.

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