Der Dortmunder Blend Bazar ist kein gewöhnlicher Kunst- und Designmarkt. Die Veranstaltungsreihe besticht mit einer einzigartigen Atmosphäre gemäß ihres Mottos „Create und Connect”. Dieses Mal hausierte der Blend Bazar im Bochumer Schlegel-Club. Wie ist die Stimmung? Und wie wird hier sich hier vernetzt? Strobo hat sich den Markt angeschaut.
Sonne strahlt auf das Schlegel-Haus in der Bochumer Innenstadt. Der Wind weht. Die Blätter rascheln. Im Erdgeschoss hat ein Café geöffnet. In der Fensterfront klebt ein Schild: „Welcome to Blend Bazar“ #support your local artists.“ Doch hinter der Scheibe sitzen Menschen die Kaffee schlürfen. Vom Blend Bazar ist nichts zu sehen. Ein schmaler Weg, durch das Café, eine Wendeltreppe hinunter, ebnet den Weg zum Blend Bazar. Dumpfe Musik hallt nach oben und leitet Unwissenden den Weg.
Im Keller des Schlegel-Clubs
Im Untergeschoss scheinen Neonröhren, die Sonne muss oben bleiben. Die frische Brise wird eingetauscht gegen muffigen Teppich und stickige Luft. Jetzt steht man im Schlegel-Club. Mintgrüne Fliesen reflektieren das Lila, Blau, Rot der Lichtstäbe. Hinter jeder Säule, in jedem Winkel des Raums, stehen Stände. T-Shirts, Schmuck, Postkarten, Jutebeutel und viele andere Sachen liegen darauf. Von der unverputzten Decke hängen Ventilatoren. Menschen laufen umher, kommen ins Gespräch, kaufen an den Ständen. DJs legen Techno auf. Das ist der Blend Bazar.
Das Konzept: Kleine Künstler:innen verkaufen ihre selbstgemachten Produkte und tauschen sich aus. Wer bei dem Bazar vorbeikommt, geht nicht einfach shoppen. Der Raum bietet Sitzmöglichkeiten, eine Bar, Essen und Live-Musik. Und tatsächlich bleiben viele Besuchende über Stunden im Club und genießen die Atmosphäre, tanzen, essen, trinken, quatschen und gehen dabei rum und unterstützen die lokale Kunstszene. Doch wer steht da eigentlich hinter den Klapptischen? Was kann man dort genau kaufen und wie erleben die Künstler:innen die Atmosphäre? Strobo hat den Blend Bazar besucht und an vier Ständen nachgefragt.
Ein Rundgang über den Blend Bazar
Unweit vom Eingangsbereich steht Marianas Stand. Mariana ist 27 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Brasilien. Mittlerweile lebt sie in München. Ins Ruhrgebiet kommt sie, weil eine gute Freundin in Dortmund lebt. So ist sie auch auf den Blend Bazar gestoßen. Wenn Mariana nicht als Produktmanagerin arbeitet, geht sie ihrer Leidenschaft nach – Keramik. „I make unique ceramic pieces, mostly table wear”, erklärt sie. Einzigartig sind die Produkte nicht nur, weil Mariana sie alle mit der Hand formt. „I like to handpaint the pieces, so that no piece is the same”, erzählt sie. Auf dem Blend Bazar nimmt sie ein Gemeinschaftsgefühl wahr. Aufgrund der Menschen fühle sie sich außerdem sehr geborgen.
Ein paar Stände weiter, den Gang entlang, steht das DJ-Pult. Eine Glasfront im Hintergrund leuchtet in Magenta. Direkt daneben: Paul, 23 Jahre alt, aus Münster. In der Ecke steht eine Kleiderstange mit Shirts. Der Schriftzug „Hoya Design”, zusammen mit verschiedenen Motiven, zieren die Textilien. Hinter Pauls Kopf hängen Poster. Wiederkehrende Motive der Produkte sind Sonnenblumen, das Auto „Lada Niva“ und die Sonne. „Die Textilien drucke ich selbst mit meiner Siebdruckmaschine“, erklärt Paul. Wenn er gerade nicht verkauft, nutzt Paul die Zeit auf dem Blend Bazar, um sich mit anderen Künstler:innen auszutauschen. „Ich bin eben schon rumgegangen und hab bei drei Ständen was gekauft. Es sind echt coole Leute hier und coole Produkte“, erzählt Paul lächelnd. Dass viele Produkte handgemacht und „keine Massenware“ sind , gefalle ihm. Die Stimmung sei gut. „Ich feier die Mukke“, erzählt der 23-Jährige.
Wer in die hinteren Ecken des Schlegel-Clubs weitergeht, findet Michelles Stand. Die 26-Jährige designt Postkarten, Plakate etc. Ein Highlight ihres Standes: ein neon-pinker Schal mit blau-gelben Akzenten. Außerdem: Sticker und noch mehr Sticker. „Die Location ist super cool“, findet Michelle. Auch die Musik sei ihr nicht zu laut, merkt sie lachend an. Was ihr am Blend Bazar besonders gefällt: „Man kann hier chillen, es gibt Sitzmöglichkeiten. Das ist eben nicht nur ein Markt hier, sondern eben auch ein Ort zum connecten.“
Von Michelle aus führt der Rundgang weiter, einen schmalen Gang entlang. Am Ende gabelt sich der Weg. Rechts knickt ein Weg ab, hin zum Tattoo-Bereich. Blaues Licht scheint von der Decke, Nadeln surren, Menschen stehen an. Biegt man hingegen links ab, tritt man in einen kleinen Ausläufer des großen Raums. In das lila Deckenlicht mischt sich das Orange eines Leuchtstabs. Gianluca, 23 Jahre alt und Serafin, 24 Jahre alt, sitzen dort. Auf dem Klapptisch liegen Poster. „Ich bin Grafikdesigner und mache Plakate, auf denen Fotos zusammengemasht sind und Animes“, erzählt Gianluca. Auf den Prints verschwimmen Objekte ineinander. Maschinengewehre, die neben rosa Vibratoren liegen, eingebettet in Patronenhülsen.
Direkt neben den surrealen Motiven liegen Poster, die Fotos zeigen. Serafin hat sie geschossen. „Ich bin Fotograf. Bei mir findet man hauptsächlich Architektur,“ so Serafin, „im Moment bin ich im Mikrokosmos unterwegs, also ich mach viel mit extremen Nahaufnahmen.“ Die beiden waren auch schon beim vorherigen Blend Bazar dabei. „Das Connecten mit anderen Leuten, die denselben Interessenbereich haben, macht den Blend Bazar aus“, findet Gianluca. Serafin schließt sich an: „Nichts hinzuzufügen.“
Scherwin Hosseini: „Die Atmosphäre ist mir sehr wichtig.“
Scherwin Hosseini ist Gründerin vom „Blend Bazar“ und dem „Blend Haus“. Beide Projekte entstammen ihren Wunsch, die lokale Kunst- und Designszene zu unterstützen. Das Blend Haus ist ein Co-Working Space in Dortmund mit dem Ziel, Kreative zusammenzubringen, damit sie sich austauschen und gegenseitig unterstützen. Der Blend Bazar hingegen versucht, junge Kreative von den ersten Schritten bis hin zum Verkauf zu unterstützen. Das Motto von beiden Projekten: „Create & Connect“. Auf dem Blend Bazar scheint das Konzept anzukommen. Die Künstler:innen laufen durch den Raum und kommen ins Gespräch oder plaudern mit ihren Stand-Nachbarn. „Die Atmosphäre ist mir sehr wichtig“, erklärt Scherwin, „es muss gute Musik laufen. Es muss auch Verweilorte geben.“
Damit auch viele junge Menschen vorbeikommen, erklärt die Gründerin von Blend, sei der Eintritt für den Blend Bazar gratis. Wer mag, lässt eine Spende da. „Ich wünsche mir, dass ganz viele neue Leute vorbeikommen, die sich connecten, eine schöne Zeit haben und inspiriert sind“, erklärt sie. Tatsächlich füllt sich der Raum im Verlauf des Tages immer weiter. Viele Menschen bleiben länger als nur für einen Rundgang. Egal ob mit Drink an der Bar, tanzend, oder mit Freund:innen auf dem Sofa sitzend – der Blend Bazar wird zum Aufenthaltsort.
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