Bochumer Indie-Band WYME macht Musik zum Wegträumen

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Die Bochumer Band WYME macht Musik mit melancholischen Texten und heller Akustik –  irgendwo zwischen Indie-Pop und -Rock. STROBO hat die sechs Musiker auf einem ihrer Gigs getroffen und mit ihnen über ihre Musik, Emotionen und Live-Auftritte gesprochen. 

Der Sommer ist in Düsseldorf angekommen: Auf dem Campus der Hochschule wirkt die Hitze nahezu unerträglich. Nur die Bühne auf der Rasenfläche, die zur Feier des 50-jährigen Jubiläums aufgebaut wurde, spendet ein wenig Schatten im umliegenden Dschungel aus Gebäudeblöcken. Dort sitzen die Besucher:innen und warten auf das Programm, gucken mit müden Augen nach vorn. Die Erschöpfung der Hitze ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Kurz nach sechs. Eine E-Gitarre eröffnet die Show. Stagetime für die Band WYME. Die Drums sind poppig, aber nicht schnell.

STROBO:Inside

Die Band WYME wurde 2016 in Bochum gegründet und besteht aus Ahmet Aydin (Lead-Gitarre), Jonas Hausmann (Rhythmus-Gitarre), Jules Schwoerer (Bass), Lars Tum (Schlagzeug), Mark Drückler (Vocals) und Josh Plekwa (Drums). Musikalisch bewegen sich die sechs Newcomer im Bereich des britischen Indie-Rocks, der mit Einflüssen aus dem Pop-Bereich. 2019 war WYME in der Kategorie „Bester Newcomer“ beim PopNRW-Preis (Landesmusikrat und NRW-KULTURsekretariat) nominiert. Im selben Jahr wurde die Debüt-EP „2AM“ aufgenommen.

Sie passen sich dem Rhythmus der Gitarren an, die bei WYME das Klangbild dominieren. In der kraftvollen, hellen Stimme von Frontsänger Mark spiegelt sich die Emotionalität der Texte. Der Sound: Irgendwo zwischen Indie-Pop und -Rock. Niemand strahlt während des Auftritts mehr als die sechs Jungs von WYME. Sänger Mark ist in seiner eigenen Welt und tanzt umher, nutzt den Platz der Bühne und lässt sich von der Melodie treiben. Bassist Jules tut es ihm gleich und springt nach vorne, wo ihn nur noch eine Armlänge vom Publikum trennt. Die Band aus Bochum hat, zusammen mit dem Publikum, eine gute Zeit.

Vom funktionalen Bündnis zur innigen Freundesgruppe 

Die Gründungsgeschichte von WYME ist unspektakulär. 2016 fanden sich Mark, Jonas und Lars über’s Internet zum Musikmachen zusammen. „Wie bei Kleinanzeigen quasi“, erzählt Jonas trocken. Im selben Jahr kam Ahmet dazu, zwei Jahre später Jules und seit Kurzem ist nun auch Josh mit an Bord.  Doch was einst als funktionales Bündnis begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer innigen Freundesgruppe entwickelt. „Man gehört mittlerweile zum Leben des Anderen dazu“, erklärt Jules und lächelt. Ganz besonders ein gemeinsamer Belgien-Urlaub, mit Badezimmer ohne Tür, verbindet die Jungs. „Das war eine Bonding Experience“, erzählt Lars lachend. Gemeinsam denken die Jungs an Erlebtes zurück. Von Exzessen nach Auftritten, besonderen Fan-Begegnungen und gemeinsamem Urlaub. 

Vertrautheit, irgendwo zwischen Chaos und Einklang  

Man spürt im Gespräch eine tiefgreifende und über die Jahre an gereifte Vertrautheit. Die Verständigung funktioniert auch ohne Worte. Keine Selbstverständlichkeit für eine sechsköpfige Band, mit sechs unterschiedlichen Charakteren. 

Ein bisschen Chaos gehört aber auch bei WYME zum Gesamtbild. Besonders beim Auf- und Abbauen auf der Bühne kann man eine andere, zerstreutere, Variante der Band erleben. Doch wenn es drauf ankommt und die Show beginnt, sind die Jungs im Einklang und funktionieren zusammen. So auch im Gespräch. Niemand wird vor den Kopf gestoßen, jeder redet zu Ende und kommt zu Wort. Diese Art von Vertrautheit und Nähe untereinander braucht es, wenn man über Emotionen schreibt, wie WYME es tun. Am Anfang der Texte steht nämlich oft ein Grundgefühl, das eines der Mitglieder beschäftigt.

„Bei der Probe kriegen wir dann den Raum, um die Emotionen aufzuarbeiten“, erzählt Ahmet. Ausgehend davon wird eine Geschichte geschrieben, in der sich alle Bandmitglieder wiederfinden können. Dafür müssen sie Gefühle detailliert besprechen – und das geht nicht ohne Vertrauen. Doch auch andersrum funktioniert die Gleichung.

Denn manche Bandmitglieder sind vom Alter so weit auseinander, dass die Gespräche für die Band wichtig sind, um gegenseitig ihre Lebensumstände zu verstehen. „Ohne Gefühle könnten wir gar nicht relaten“, erzählt Josh, mit 23 das jüngste Mitglied. WYME sprechen also nicht nur wegen der Nähe zueinander über Gefühle, die Nähe entsteht auch gerade aus den Gesprächen. 

Gefühle und Nachtschwärmerei in den Texten 

Was am Ende dabei rauskommt sind die charakteristischen, tiefgründigen, Texte der Band. Musik zum nachts von der Party nach Hause gehen. Musik für die melancholische Raucherpause auf der Party. Musik zum Abschweifen und Wegträumen. Dass man sich bei den Texten automatisch in die späten Abendstunden denkt, ist kein Zufall. Sei es die Neonröhren-Ästhetik auf Instagram, oder das Rennen durch die Nacht im Musikvideo zu „Ways“ – „Wir wollten ein Nachtleben in Form einer Emotion erschaffen“, erzählt Lars. Die Band wolle damit die Ehrlichkeit der Nacht darstellen.

Doch was bei WYME inhaltlich traurig und melancholisch wirkt, hört sich vom Klangbild nicht so an. Es ist eine bewusste Kluft, die die Band aufreißt. Traurige Texte paaren sich mit Gitarren und Schlagzeug und klingen gesungen nach dem genauen Gegenteil. Das macht das Gesamtpaket von WYME kontrastreich, aber nicht widersprüchlich. „Wir verpacken lyrische Verletzlichkeit mit einer Sound-Dichte, die einen nicht loslässt“, so Ahmet. 

Live Auftritte 

Live-Auftritte sind eine weitere Facette, die aus dem Gesamtbild der Band nicht wegzudenken ist. Kann WYME auch ohne Bühne funktionieren? Die Antwort kommt schnell und einheitlich: „Nein“. Auch bei den Live-Auftritten ist die Kluft zwischen Text und Performance groß. „Bei Auftritten spielen Texte eine untergeordnete Rolle“, erzählt Mark. So geht es den Jungs vor allem um andere Dinge wie die Performance und eine gute Zeit auf der Bühne. Vor Publikum spielen ist wie der finale Schritt, den jeder WYME-Song, angefangen bei der Idee, durchlaufen muss. 

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