Auch in diesem Jahr darf STROBO wieder den FEM! Slam präsentieren. 5 FLINTA*-Künstler:innen treten am kommenden Samstag Open-Air an der WERK°STADT in Witten auf. Im Interview spricht Moderatorin Caro Baum über Safe Spaces und Sexismus im Slam.
STROBO: Caro, du moderierst den Fem!Slam in der WERK°STADT Witten. Wieso ist es wichtig, FLINTA*-Personen im Poetry Slam ihre eigene Bühne zu geben?
Caro: Weil es häufig der Fall ist, dass männliche Perspektiven und Slammer auf Slam-Bühnen eine größere Rolle einnehmen als die von anderen Personen. Das passiert häufig ganz unbewusst. Genau deswegen wollen ich und die Veranstalter:innen vom FEM! Slam FLINTA*-Personen eine eigene Bühne bieten.
STROBO: Du selbst moderierst Poetry Slams seit 2018. Wie schätzt du die Entwicklung innerhalb der Szene in den letzten Jahren ein?
Es gibt auf jeden Fall einen Wandel und viel Arbeit in dem Bereich, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, verschiedenen Perspektiven eine Bühne zu gegeben. Das ist aber ein Trend, der gerade erst anfängt. Es braucht noch viel mehr Bemühungen und Räume wie den FEM!Slam, damit sich etwas verändert. Manche Menschen sagen da vielleicht, dass ein separater Raum nicht der richtige Weg ist, ich finde aber, dass gerade solche Räume für den Anfang extrem wichtig sind. Denn so kann das Thema auch in der breiten Slam-Szene ankommen.
STROBO: Separate Räume können ja auch für einen sicheren Rahmen sorgen. Wie wichtig findest du Safe Spaces im Slam generell?
Caro: Sehr wichtig. Im Poetry Slam gibt es häufig Diskussionen über Safe Spaces und wie mit performenden Personen vor und hinter der Bühne umgegangen wird. Es wird also viel wichtige Arbeit geleistet. Beim FEM! Slam werden außerdem sensible Themen auf der Bühne verhandelt – da ist es auch deshalb wichtig, den Slammer:innen einen sicheren Raum zu bieten. Es ist wichtig, einen Ort zu haben, an dem Dinge diskutiert werden können – aber so, dass sich alle wohlfühlen. Wir haben am Samstag ein Awareness-Team vor Ort, dass dementsprechend geschult ist. Dabei wollen wir offen bleiben: Es ist jede:r herzlich willkommen, auch wer sagt, dass er oder sie nie zu einem queerfeministischen Slam gehen würde.
STROBO:Inside – Caro Baum
Die Düsseldorferin Caro Baum (23) moderiert am Samstag, 2. Juli, den FEM! Slam in der WERK°STADT in Witten. Seit 2017 arbeitet sie beim zakk in Düsseldorf und ist dort mittlerweile Projektmitarbeiterin im Bereich Wort und Bühne. Seit 2018 moderiert sie verschiedene Poetry Slams, für den FEM!Slam hat sie schon im vergangenen Jahr die Moderation übernommen.
STROBO: Du hast den FEM!Slam schon im vergangenen Jahr moderiert und auch davon abgesehen schon mehrere queerfeministische Slams präsentiert und organisierst – was für Rückmeldungen hast du bislang auf die Veranstaltungen bekommen?
Caro: Total gute Rückmeldungen. Das sind Veranstaltungen die extrem gut angenommen werden. Zum Beispiel veranstalten wir im zakk Düsseldorf einmal im Jahr einen queerfeministischen Slam, und jedes Mal fragen uns Menschen, wieso wir das nicht häufiger machen. Das liegt aber alleine an unseren Kapazitäten. Bisher hatten wir immer ein Publikum, das total offen für die Themen auf der Bühne war, und auch schön interagiert. Das waren auch Menschen, die vorher noch nicht viel mit den Themen zu tun hatten, mir dann aber erzählt haben, dass der Slam ihren Horizont erweitert hat.
STROBO: Hast du in deiner Laufbahn als Moderatorin und Organisatorin von Slams schon einmal Sexismus oder Misogynie in der Szene erfahren?
Von Personen, die schon länger im Slam-Bereich aktiv sind, bekomme ich mit, dass gerade Sexismus ein großes Problem ist. Beispielsweise im Umgang mit den Slammer:innen. Es gibt aber auch Vereine, die sich dagegen einsetzen – wie beispielsweise die Slam Alphas, mit denen wir auch für den FEM!Slam kooperieren. Zu denen gehört zum Beispiel Morgaine Prinz, die am Samstag bei uns auftritt. Die Slam Alphas wollen marginalisierte Geschlechter im Poetry Slam unterstützen, vernetzen und in der deutschsprachigen Poetry Slam Szene sichtbarer machen sowie ihnen Gehör verschaffen. Dazu gehört auch, dass sie Betroffene sexualisierter Gewalt praktisch unterstützen oder Übernachtungskosten zahlen, wenn sich Personen nicht mit der Übernachtungsmöglichkeit wohlfühlen, die von den Veranstaltenden organisiert wurden.
STROBO: Du arbeitest auch für das Projekt „Femmes & Schwestern“ im Düsseldorfer zakk, das sich auch explizit um Gleichberechtigung und Rechte für Frauen und Mädchen dreht, und genau für diese Gruppe ein Angebot schaffen will. Wann hast du gemerkt, dass du dich dem Thema beruflich widmen möchtest?
Ursprünglich bin ich da ein wenig reingerutscht, weil ich im zakk gearbeitet habe und davon mitbekommen habe. Da dachte ich mir: Geil, dass sind Perspektiven, die man sonst nicht so häufig sieht. Das fand ich total spannend. Unser Anspruch im Team ist es außerdem, dass wir mit den Menschen kommunizieren möchten, die sich sonst nicht so viel für queerfeministische Themen interessieren. Das finde ich daran besonders interessant.
STROBO: Was muss gerade noch im Slambereich getan werden, bis Gleichberechtigung erreicht ist?
Caro: Es braucht dafür ein gutes Booking. Dafür muss aber das Bewusstsein bei allen Veranstaltenden geschaffen werden. Es geht darum, dass die Veranstaltenden nicht einfach die Leute buchen, die sie kennen und auf die sie gerade Lust haben, sondern aktiv darauf achten, dass ihr Line-Up divers ist. Das wäre der erste große Schritt.
STROBO: Was ist die Rolle von Veranstaltungen wie dem FEM! Slam in diesem Prozess?
Caro: Solche Veranstaltungen können den Anfang machen: Sie können zeigen, dass es funktioniert, und Menschen darauf Lust haben. Sie sind außerdem ein Raum für ganz viele unterschiedliche Menschen, in dem sich diese Menschen erst einmal ausprobieren können.
FEM!Slam in Witten: Diese 5 Slammer:innen treten auf
Bein Open-Air FEM!Slam stehen insgesamt fünf Slammer:innen auf der Bühne und treten in der Poesieschlacht gegeneinander an. Die erste ist Morgaine Prinz (insta: morgaine.Prinz), die sich auch bei den Slam-Alphas für FLINTA* in der Szene einsetzt. Valo aus Bochum ist für queere Themen und Neurodiversität aktiv und bietet neben der Tätigkeit als Slammer:in auch Sensitivity Readings, also sensible Lektorate von Texten an. Kim Catrin kommt aus Essen und steht seit 2016 auf den Poetry Slam Bühnen Deutschlands, und ist unter anderem Mitarbeitern bei der Essener WestStadtStory. Leo Milo ist Slammer und Künstler. Der Düsseldorfer postet seine Kunst und politische Statements zu queeren Themen Transidentität auf Twitter und Instagram. Das Line-Up wird von Elsa Amanuel abgeschlossen. Elsa ist vor allem im Theaterbereich unterwegs und steht erst seit Kurzem auf Slam-Bühnen.
Umsonst reinkommen: STROBO-Gewinnspiel zum FEM!Slam läuft bis Freitag
Übrigens: Noch bis Freitag läuft auf der Instagram-Seite von STROBO ein Gewinnspiel, hier könnt ihr 3×2 Karten für den FEM! Slam gewinnen. Liked dafür einfach den Beitrag und kommentiert, mit wem ihr euch den Slam anschauen wollt.
Wer nicht gewinnt, kann sich an der Abendkasse am Samstag für fünf Euro ein Ticket besorgen, der Slam findet auf der Open-Air-Bühne vor dem Treff statt. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr.
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