Das blicke filmfestival des ruhrgebiets bietet regionalen Filmemacher:innen eine Bühne

Morgen (17. November) startet das Bochumer blicke filmfestival des ruhrgebiets im endstation.kino. STROBO-Autor Hendrik Warnke hat mit Alisa Berezovskaya und Katharina Schröder vom Festival über das Konzept dahinter und Förderung von Filmemacher:innen aus dem Ruhrgebiet gesprochen.

STROBO: Das Festival hat zwar kein Motto, aber ein Konzept, das ihr ein-blicke und aus-blicke nennt. Was ist die Idee dahinter und vielleicht auch das Ziel davon?

Alisa: Die Idee ist, den Schwerpunkt auf das Ruhrgebiet zu legen. Ein-blicke sind die Filme, die einen Ruhrgebietsbezug haben. Das heißt, die Handlung dreht sich um das Ruhrgebiet oder die Filmemacher:innen kommen aus dem Ruhrgebiet, sie wohnen hier oder haben hier studiert. Ergänzt wird das Ganze durch aus-blicke, das sind Filme, die von außerhalb kommen. Es wird versucht, dass ein Dialog zwischen diesen Filmen und Filmemacher:innen entsteht und wir thematische Verbindungen herstellen.

blicke filmfestival: Über die Hälfte der Filme mit Ruhrgebietsbezug

Katharina Schröder und Alisa Berezovskaya. Foto: Hendrik Warnke.

STROBO: Findet dieser Dialog auch mit dem Publikum statt?

Alisa: Genau. Nach jedem Programm wird es eine moderierte Diskussion im Saal geben. Dabei sind fast alle Filmemacher:innen entweder vor Ort oder zugeschaltet und wir versuchen gemeinsam zwischen den Filmen Linien zu ziehen.  Wenn man den Austausch nicht hat, kann man Filme ja auch bei Netflix gucken. Ein Programm besteht immer aus vier oder fünf Kurzfilmen.

STROBO: Ihr habt aus über 260 Filmen eure Favoriten ausgewählt. Wie lief der Auswahlprozess in diesem Jahr?

Alisa: Thematisch muss man sagen, dass sich Corona stark abgezeichnet hat. Wir haben uns aber dagegen entschieden, weiter auf Corona rumzureiten. Stattdessen haben wir uns letztendlich auf 29 sehr diverse Filme geeinigt, von denen 16 einen Ruhrgebietsbezug haben. Der längste Film geht 45 Minuten und der kürzeste drei. Es sind Dokus dabei, Spielfilme, ein Musikvideo, viele Experimentalfilme, essayistische Werke, eigentlich alles, was man sich so vorstellen kann. Die Filme passen thematisch zusammen, sollen aber trotzdem eine Vielfalt abbilden.

Zwei Industrieregionen im Fokus: blicke filmfestival kooperiert mit Sheffield DocFest

In diesem Jahr kooperiert das blicke filmfestival des ruhrgebiets erstmals mit dem Sheffield DocFest, dem größten Dokumentarfilmfestival Großbritanniens. Das bedeutet, dass in diesem Jahr in Bochum auch Filme aus der Region um Sheffield gezeigt werden. Besonders interessant ist die Kooperation mit dem blicke in Bochum unter dem Gesichtspunkt der gemeinsamen und ähnlichen Vergangenheit der beiden Städte. Das historisch ebenso wie Bochum vom Kohle- und Eisennabbau geprägte Sheffield befindet sich zwischen alten Industrieanlagen, viel Grün und einer großen Kunst- und Kulturszene im strukturellen Wandel. Die Städtepartnerschaft zwischen Bochum und Sheffield besteht bereits seit 1950 und ist vor allem darauf zurückzuführen, dass während der Besetzung nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere Sheffielder:innen beim Bochumer Wiederaufbau mithalfen. „Wir wollen in den kommenden Jahren jedes Mal eine andere Partnerstadt beleuchten“, sagt Katharina Schröder. Das Festival habe dabei das nordspanische Oviedo und Tsukuba in Japan im Hinterkopf.

STROBO: Ihr habt ja auch einen Programmpunkt, der sich mit der Filmkultur der Sinti:zze und Rom:nja befasst. Wieso habt ihr euch dafür entschieden?

Katharina: Uns ist wichtig keine Fremddarstellung, sondern Selbstdarstellung von Sinti:zzen und Rom:nja zu zeigen und davon gibt es in filmischer Form nur sehr wenig. Es gibt zwar immer mehr Empowerment-Projekte und das ist wichtige, aktivistische Arbeit, aber an kuratierten Festivals für Rom:nja-Filme gibt es nur das Ake Dikhea? in Berlin. Wir wollen sichtbar machen, wie sich filmisch mit dem Thema auseinandergesetzt wird. Das und die Repräsentation von Sinti:zzen und Rom:nja im Film sollen auch die anschließende Diskussionsgegenstände sein.

STROBO: Gibt es in diesem Jahr eine Neuerung?

Alisa: Ja, es gibt zum ersten Mal einen Preis der Auswahlkommission, bei dem wir den Fokus erneut auf das Ruhrgebiet legen wollen, also nur Filme aus der Kategorie ein-blicke nominiert sind und so eine filmische Neuentdeckung herausstellen wollen. Wir wollen vor allem Filmemacher:innen, die erstmalig etwas eingereicht haben oder noch am Anfang ihrer Karriere stehen, unterstützen.

Katharina: Sozusagen eine Starthilfe, um das Filmemachen im Ruhrgebiet zu fördern, weil es doch schwieriger ist, hier Filme zu realisieren als in Köln. Das muss man leider so sagen.

STROBO: Das ist ja auch an den Teilnehmer:innen der Kategorie ein-blicke zu sehen. Viele von ihnen stammen vielleicht aus dem Ruhrgebiet, aber haben eben in Köln oder Düsseldorf studiert.

Alisa: Die wollen wir wieder zurückholen. Zumindest versuchen wir es mit unserem kleinen Preis.

Das blicke filmfestival des ruhrgebiets : Weitere Informationen und Tickets

Das blicke filmfestival des ruhrgebiets läuft von Mittwoch, 17. November, bis Sonntag, 21. November, im endstation.kino Bochum. Tickets und weitere Informationen zu dem Programm findet ihr auf der Webseite des Festivals.

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