Fünf kleine Theater im Ruhrgebiet, die ihr unbedingt besuchen müsst

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Von ehemaligen Schwimmbädern über Theatersäle mit Wohnzimmeratmosphäre bis hin zu vielfältigen Theaterstücken. Das alles machen diese fünf kleinen Theater besonders, die wir euch im Folgenden vorstellen werden. 

Theater im Ruhrgebiet: Das bedeutet oft, dass nur die großen Theaterhäuser wie das Schauspielhaus Bochum, das Theater Dortmund oder das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen mitgedacht werden. Doch der Ruhrpott hat noch mehr in seiner Theaterlandschaft zu bieten. Es gibt auch viele kleinere Theater, die tolle Angebote für euch haben. Fünf von ihnen stellen wir vor.

Kleines Theater Essen: Ein Theaterbesuch im Wohnzimmer

Das Kleine Theater Essen ist eines der ältesten Privattheater im Ruhrgebiet und befindet sich mitten in der Essener Innenstadt, nahe des Limbecker Platzes. 1965 gründete Helmut Gahmann, ein ehemaliger Folkwang Schüler und langjähriger Schauspieler, zusammen mit ein paar Freund:innen das Kleine Theater. Damals war es noch im Jugendzentrum an der Papestraße. 1972 zog es dann in seine heutige Spielstätte am Gänsemarkt um. Das Theater wird ehrenamtlich betrieben. 

Um in das Kleine Theater hineinzukommen, müssen Besucher:innen erst eine Treppe runter, sozusagen in den Keller. Im Theater drin, ist alles, wie der Name schon sagt, sehr klein und gemütlich. Der Saal bietet gerade einmal Platz für 44 Personen. Wegen Corona musste die Zahl auf zwölf reduziert werden. Der WDR baute im Laufe der Zeit das Foyer um — nun sieht wie ein kleines Wohnzimmer aus. Es ist mit ein paar Sesseln und einem Sofa versehen. Für Essen und Getränke gibt es eine kleine Bar.

Das Kleine Theater Essen hat immer freitags und samstags von Oktober bis Ende Juni geöffnet. Es zeigt Komödien, Kindertheater, Schauspiele oder Kriminalstücke an. Das können Klassiker sein, aber auch moderne Geschichten. 

Kleines Theater Herne: Das Theater wird zum Escape-Room

Das Kleine Theater Herne ist ein gemeinnütziges Theaterprojekt. Es wurde im Jahr 1995 von Künstler:innen gegründet, die schon in der Schulzeit miteinander Theater gespielt haben, und im November 1998 eröffnet. Damals waren sie die einzigen kulturellen Veranstaltenden in Herne, die so ein Haus auch eigenverantwortlich betrieben haben. Gerade mal 50 Menschen haben seitdem im Saal Platz. Die Sitze im Saal bestehen nur aus Sesseln, was das Theater sehr gemütlich macht. Das Team nennt ihr Theater daher auch ein Wohnzimmer-Theater und betreibt es ehrenamtlich. 

Den Zuschauer:innen bietet das Theater ein abwechslungsreiches Programm. Von Komödien, über Kriminalstücke bis hin zu Märchengeschichten. Neben ihren Eigenproduktionen, treten im Theater auch externe Gäste, zum Beispiel Kabarettist:innen, Comedians und Kleinkünstler:innen auf. Aktuell können sich Besucher:innen die Kriminalkomödie „Der Petersilienmörder“, die Komödie „Täglich klopft der Sensenmann“ und das Kindertheaterstück „Käpt’n Blaubär und Paul Schlau“ anschauen. Karten für Erwachsenen-Stücke kosten 14 Euro, für Kinderaufführungen 8 Euro. Schon eine Stunde vor Beginn der Vorführung versorgt die hauseigene Bar die Besucher:innen mit Essen und Trinken. 

Außerdem gibt es noch zwei besondere Angebote. Einmal den Theater-Escape-Room „Das ewige Licht“. Dabei geht es um den Hausmeister Eddy Klemme, der aus Versehen das Theaterlicht zerstört hat. Der Sage nach bricht ein Fluch über das Theater aus, wenn das Licht erlischt. Die Teilnehmer:innen des Escape-Rooms sollen Eddy jetzt helfen den Fluch zu lösen und das Licht wieder anzuzünden. Dafür müssen alle Beteiligten gemeinsam innerhalb von 60 Minuten Rätsel lösen. Tickets kosten dafür zwischen 99 und 149 Euro, je nachdem wie viele Personen teilnehmen. 

Die andere Besonderheit ist eine Online-Mitmach-Aktion. Der Zoom Online Krimi „Man(n) wird nur einmal 60“ ist ein Krimidinner aus dem Kleinen Theater Herne. In der Geschichte geht es um ein Brüderpaar, welches nach 24 Jahren ihre Familie wieder zusammenführen möchte. Doch die Familie ist wegen tragischer Todesfälle tief zerstritten. Die Teilnehmer:innen schlüpfen in die Rolle der einzelnen Familienmitglieder und versuchen den Fall von vor 24 Jahren zu lösen Die Spieldauer beträgt zwischen drei und vier Stunden. Karten kosten 14 Euro. 

Thealozzi in Bochum: Theater in einer ehemaligen Schule

Dieses größtenteils unabhängige Theater befindet sich in einer ehemaligen Schule, die von Gründern in den 80ern besetzt worden ist. Diese wollten so mehr Raum für die freie Theaterszene in Bochum schaffen. Mit dabei war damals auch Gudrun Gerlach, die das Theater mitaufgebaut und viele Jahre dort mitgewirkt hat. Da die Schule zu ihrer aktiven Zeit nach dem Reformpädagogen Pestalozzi benannt war, nennt sich das Theater und Kulturhaus seit 1982 Thealozzi. Seitdem werden dort Workshops, Camps, und eben Theateraufführungen angeboten. 

Die Stücke sind im Thealozzi vielfältig. Besucher:innen können sich zum Beispiel Kinder-, Straßen- oder Improvisationstheater anschauen. Dabei entwickeln die Theaterleute Stücke selbst, experimentieren mit neuen Theaterformen oder interpretieren alte ganz neu. Das Team setzt sich aus professionellen und semi-professionellen Schauspieler:innen und Musiker:innen zusammen. Momentan finden pandemiebedingt leider keine Auftritte im Thealozzi statt. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die verschiedenen Gruppen im besten Fall im späten Frühling wieder auftreten können. 

Auch Hausveranstaltungen abseits vom Theater finden im Thealozzi statt. Die Veranstalter organisieren zum Beispiel einen Abend im Café-Ambiente zum Thema Kunst und Kuchen oder Open Stage-Angebote wie Chanson-, Poetry-, Impro- und Videowettbewerbe, auch das Idiotenaquarium, bei dem Autor:innen aus ihren Arbeiten vorlesen, oder die lange Literaturnacht sind Teil des Programms. 

Ganz groß geschrieben wird im Thealozzi auch das Improvisationstheater. Das Theater hat eine eigene Improvisationsgruppe namens „Hottenlotten“, die seit 1992 immer wieder neue Spielarten auf die Beine stellt und Pionier war, was die Improvisationskunst in Bochum angeht.

Seit 2013 gibt es inklusive Veranstaltung im Theater. Von Workshops über Proben, Konzerten und Festivals bis hin zu Aufklärungsarbeit können sich Menschen mit Behinderung in allen Bühnenkunstbereichen ausprobieren.

KATiELLi in Datteln: Humor im Theater

Den doch ungewöhnlichen Namen hat dieses kleine Theater von den zwei Weggefährtinnen des Gründers und Theaterleiters Bernd Julius Arends, Katharina Musich und Elli Wesch. 

Arends hat das KATiELLi gegründet, weil er schon selbst 20 Jahre lang Theater gespielt hat. Mit der Zeit wurde ihm dies aber zu kommerziell, sodass er sich eine neue Aufgabe gesucht hat. Mit seinem Theater will er nun zeigen, dass es nicht nur ums Geld, sondern vor allem um die Kunst, die da hinter steht, geht. 

Bevor es das KATiELLi gab, waren die Räumlichkeiten das ehemalige Lichtburg-Kino in Datteln. Arends hat daraus ein Theater gestaltet. Seit 2010 gibt es das KATiELLi, das Kabarett, Kindertheater, Konzerte, Schlager- und Chansonabende, Komödien und Musicalproduktionen zeigt. Es treten auch bekannte Gäste aus den Bereichen Comedy oder Musical dort auf. Zum Beispiel Thomas Borchert, Patrick Stanke und Ingolf Lück mit ihren Soloprogrammen zu Gast. Die Ticketpreise sind von Produktion zu Produktion unterschiedlich. Es sind aber immer Fix-Preise, meistens zwischen 23 Euro und 36 Euro. 114 Zuschauer:innen haben im Saal Platz. 

Das KATiELLi arbeitet nur mit freischaffenden Künstler:innen. Auch die Band für Stücke und Shows mit Musik ist nicht hauseigen, sondern wird immer wieder neu zusammengestellt.

Ab Mai wird das KATiELLi aber erstmal wegen pandemiebedingten Umbaumaßnahmen bis September geschlossen. Bis dahin gibt es unter anderem die Musicalproduktion „Wenn Rosenblätter fallen“ und das Stück „Ewig Jung“ zu sehen. 

Ebertbad in Oberhausen: Vom Schwimmbad zum Theater

Das Besondere an dem Ebertbad Oberhausen ist, dass es früher ein ehemaliges Schwimmbad war. Dieses wurde 1895 als eine der ersten öffentlichen Badeanstalten gebaut. Bis 1986 war das Gebäude ein offizielles Stadtbad in Oberhausen.

Den Flair des Schwimmbades spürt man auch heute noch im ganzen Theater. Im Inneren erkennt man das ehemalige Jugendstilschwimmbad immer noch sehr gut. Vor allem der Boden im Saal erinnert an das frühere Wasserbecken. Ihre Besucher:innen nennen die Betreiber:innen des Theaters auch liebevoll „Badegäste“ und sich selbst „Bademeister“. Bei Veranstaltung mit Sitzplätzen haben im Saal 410 Menschen Platz, wenn es nur Stehplätze gibt, dann 600. Zwischen zwei Stühlen gibt es einen Tisch, sodass man schön zusammensitzen kann.

Das Programm ist vielfältig. Von Kleinkunst und Kabarett über Lesungen und Konzerte bis hin zu Shows, Musicals und Theaterstücken ist alles dabei, was das Herz der Zuschauer:innen begehrt. Dabei treten auch Ruhrgebietsbekanntheiten wie Hennes Bender, Frank Gosen oder Benjamin Eisenberg dort auf. Generell führen dort viele namhafte Künstler:innen ihr Programm auf. 

Aber nicht nur Gäste treten im Theater auf, das Ebertbad hat auch seit vielen Jahren Eigenproduktionen. Momentan finden coronabedingt keine statt, es sind aber fürs Frühjahr wieder welche geplant. Die Eigenproduktionen sind meistens leicht auf das Ruhrgebiet adaptiert und lokal verortet. Das sind entweder komplett eigene Stücke, aber auch Stücke, die es schon gab oder die einer literarischen oder filmischen Vorlage folgen, die dann adaptiert wird. 

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