„Ich möchte meine Musik auf die nächste Stufe bringen“ – Rapper Luuz bei den STROBO:Sessions

Luuz ist Rapper aus Duisburg.  Im Interview zu den STROBO:Sessions erzählt er vom gegen den Strom schwimmen, wieso er neben der Musik noch Vollzeit arbeitet und wie das seine Musik weiterbringen soll. 

STROBO : Luuz, du machst Conscious Rap. In einer Zeit, in der Rapper viel Erfolg damit haben über Balenciaga und Co. zu rappen: Findest du, Rap sollte generell bewusster und sozialkritischer sein?

Luuz: Nein, im Rap darf sich jeder individuell selbst ausdrücken. Wenn einer meint, die Musik als Ventil zu nutzen, um seinen Kummer oder seine Enttäuschung über die aktuelle Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen, ist das für mich total in Ordnung. Wenn aber jemand nur die bedrückende Stimmung, in der wir uns gerade befinden, aufpeppen will, indem er entspannte Vibes kreiert, ist das auch voll in Ordnung. Ich bin da nicht festgenagelt. Ich habe mich auch nicht bewusst entschieden, nachdenkliche Texte zu machen. Das war einfach aus dem Bauch heraus. Meine Texte waren immer eine situative Aufnahme von dem, was mir im Kopf rumgespukt ist. 

STROBO: Welche Themen beschäftigen dich in deiner Musik denn besonders?

Luuz: Es ist immer wieder der Alltag, der einen belastet, aber auch wie simpel der größte Teil gestrickt ist. Mich beschäftigt auch die Erkenntnis darüber, dass viele nur „Ja und Amen“ sagen und nicht über den Tellerrand, sondern nur mit dem Strom schwimmen. Ich war schon durch die Erziehung meiner Eltern immer jemand, der sich Che-Guevara-mäßig gegen den Strom gestellt hat und versucht hat, andere Wege zu gehen. Ich habe experimentiert, um zu sehen, auf wie viel Widerstand ich stoße und was ich dadurch für Erkenntnisse gewinnen kann. 

STROBO:Inside – Luuz

Luuz (29) ist ein Rapper aus Duisburg. Luuz rappt seit er 15 ist und schreibt seine Texte selbst. Seine Musik wird vor allem dem Conscious-Rap zugeordnet, er sagt aber selbst, dass er sich nicht auf ein Genre festgelegt hat. 

STROBO: Wenn du sagst, dass deine Erziehung einen Einfluss auf dich hatte – hat sie auch deine Verbindung  zur Musik geprägt?

Luuz: Ja, aber das war ein schleichender Prozess. Ich habe nie gesagt: Das war der Schlüsselmoment oder Auslöser. Rückblickend haben alle Momente Spuren hinterlassen, die sich irgendwann auf meine Kunst und Musik ausgewirkt haben.

STROBO: Conscious Rap bezieht sich ja eher auf eine Haltung und den Inhalt von Songs als auf die rein musikalische Ebene – welche Musik beeinflusst dich persönlich?

Luuz: Ich bin einer, der breit aufgestellt sind. Meine Jungs und ich können selten auf einen gemeinsamen musikalischen Nenner kommen, weil ich dann mit Musik ankomme, bei der sie nur den Kopf schütteln. Ich bin sehr experimentierfreudig und fokussiere mich nicht nur auf HipHop, sondern beschäftige mich auch viel mit Rock, Hardrock, Punk und Wave. Ich habe zum Beispiel schon immer The Cure und The Clash gefeiert, die habe ich immer gefühlt. Input hole ich mir aber auch aus elektronischen Sachen. Ich kann nicht sagen: Das ja und das nein. Ich muss den Playknopf drücken und dann entscheidet sich, ob die Musik mich erreicht oder nicht.

STROBO: Wie zeigt sich das in deiner Musik? 

Luuz: Ich glaube, dass in der eigenen Musik im Unterbewusstsein viel von den Stücken mitschwingt, die man gehört und aufgesaugt hat. Dabei erinnert man sich nicht einmal im Moment daran, was es ist. Stattdessen hat es irgendwann „bam“ gemacht und man wurde von etwas getroffen. Man versucht dann, mit der Musik dieses Gefühl zum Leben zu erwecken. Aber man muss nicht unbedingt dieselbe Melodie erreichen, sondern einfach nur diesen Moment. 

STROBO: Da sich deine Texte aus deinem Alltag ergeben: Wie wichtig ist dir Authentizität in deiner Kunst?

Luuz: Absolut wichtig. Die Frage danach, ob was authentisch ist, stellt man sich aber nur, wenn jemand für einen schreibt oder man sich sehr viele Gedanken darüber macht, was man schreibt. Ich habe mir die Frage nie stellen müssen, sondern wusste: Meine Musik kommt aus meinem tiefsten Inneren, so war es schon immer. Ich glaube, dass ich auch live noch stärker bin als aufgenommen, weil man dann merkt, was ich mit meiner Musik sagen will und dass sie ein Teil von mir ist.

STROBO: Du kommst aus Duisburg – erlebst du die Rap- und Hiphop-Szene als gut vernetzt und unterstützend?

Luuz: Ich maße mir gar nicht an, darüber zu urteilen, weil das ziemlich endgültig wäre. Ich bin in meinem eigenen Kosmos und hatte das Privileg, mit meinen Jungs etwas Eigenes aufbauen zu können, was andere vielleicht gar nicht so haben. Dementsprechend musste ich mir darüber hinaus nicht so viele Gedanken machen wie vielleicht manch anderer. Ich bin der Überzeugung, dass HipHop nicht nur in Duisburg, sondern überall ein hartes Business ist und in Städten wie Duisburg gehört eine gewisse Attitude dazu, um sich am Ende durchzusetzen.

STROBO: Du bist in Vollzeit neben der Musik berufstätig, was bedeutet das für deine Arbeit? 

Luuz: Ich habe nicht den Fokus „Musik oder nichts“, wobei du in dem Business schon fast mit dieser Einstellung daran treten musst. Stattdessen habe ich jedes Wochenende ein kleines Zeitfenster, in dem ich mich auf meine Leidenschaft konzentrieren kann. Es braucht aber mehr, um davon leben zu können. 

Ich weiß, dass ich geile Musik mache und liebe es auch, aber am Ende des Tages liegt es nicht nur in meiner Hand, ob es was wird. Es wäre naiv, wenn ich nur alles auf Musik setze und am Ende mit leeren Händen darstelle. Ich will was erreichen, wenn nicht mit Musik, dann mit etwas anderem. Musik sollte aber immer oben auf der Liste stehen und nicht vernachlässigt werden. Außerdem braucht man Geld, um erfolgreich zu sein. Da habe ich einen langfristigen Business-Plan.

STROBO: Was beinhaltet der?

Luuz: Studiozeit, Videoproduktion, Werbung, Merchandise, Marketing – am Ende des Tages ist man immer beim Thema Geld angekommen. Und je mehr Mittel einem zur Verfügung stehen, desto mehr Qualität kann man liefern, zum Beispiel beim Mastering. Ich möchte meine Musik auf die nächste Stufe bringen, also die Songs, das Soundbild, die technische Vielfältigkeit, meine Videos und das Design. 

STROBO: Du hast 2019 mit NNF deine erste Single herausgebracht – wie ist es dazu gekommen? 

Luuz: Der Auslöser war, dass ich 2019 an einem Newcomer-Contest von Spinnup teilgenommen habe. Das ist der Musikvertrieb, über den ich bislang immer meine Songs veröffentlicht habe. Als ich und mein Team uns dafür entschieden hatten, hatten wir dann auch einen Druck wegen der Einsendefrist, bis zu der alles parat stehen musste. Wir waren als Crew aber erst ein paar Wochen im Studio. Durch den Contest haben wir uns selbst gezwungen, den Song fertigzustellen und hochzuladen. Das war der Startschuss. Ab dann haben wir im Takt von ein bis zwei Monaten weitere Songs rausgebracht, weil die Leute gesagt haben: Geil, endlich ist von dir was draußen. 

STROBO: Du hast für die STROBO:Sessions die Songs „Antarktis“ und „24/7“ mitgebracht. Wieso hast du dich für die beiden Tracks entschieden? 

Luuz: „Antarktis“ war unser letzter veröffentlichter Song, weshalb wir den noch gefühlt und gefeiert haben. Er ist für mich auch einer der stärkeren und ein anspruchsvoller Song, gerade wegen der Technik in den Parts. Mit „Antarktis“ war ich also sehr zufrieden. Und „24/7“ ist ein Song, der live immer gut ankam. Ich hatte das Gefühl, dass der Vibe gut zu dem Open-Mic-Konzept der Sessions passt. 

STROBO: Welche Geschichten erzählst du mit den Songs?

Luuz: Bei „24/7“ ist der Slogan „24/7 in der Booth.“ Das heißt, ich bin den ganzen Tag im Studio, in der Booth-Gesangskabine, und mache Sessions. So hat es sich damals für mich angefühlt. Unser Team hatte ja nur eine begrenzte Zeit, und wir haben uns deshalb an den Wochenenden im Studio eingeschlossen. Das war schon ziemlich viel Trouble. Der Song hat aber auch eine Doppeldeutigkeit. Man soll versuchen, rauszuhören, was ich damit noch gemeint habe.

„Antarktis“ stammt aus einem Moment, in dem mein Produzent an der E-Gitarre gesessen und Akkorde eingespielt hat. Da ist mein Herz aufgegangen. Solche Momente waren immer so catchy, dass ich sie mit Liebe verbunden habe. Akkorde lösen bei mir Emotionen aus, mit denen ich an die Texte gehe. In „Antarktis“ geht es darum, dass man sich auseinandergelebt hat – ich schaffe darin eine Illusion, weil sich die Welten getrennt haben. 

STROBO: „Antarktis“ ist deine siebte Single und – wie du bereits erwähnt hast – das vorerst Letzte, was du veröffentlicht hast. Was erwartet uns dieses Jahr noch von dir?

Luuz: Das nächste, was von Luuz kommt, wird ein Song sein, der die Kirsche auf den bisherigen Tortenstücken ist. Ich möchte mit etwas sehr Starkem zurückkommen. Aktuell ist der Plan also eine musikalische Antwort zu geben. Zu sagen: Ihr habt lange genug gewartet, der nächste Song ist da und er ist ein Brett, der sich von den anderen unterscheidet. Das ist mein Ziel. Und es könnte schon im Frühjahr so weit sein.

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