Mit Humor, einer Prise Feminismus und ganz viel Ehrlichkeit: Die Bochumerin Emma Rose erobert aktuell die deutsche Indie-Pop-Bubble. Angefangen hat alles auf TikTok und mit einer einzigartigen Idee – Deutschrap-Balladen. STROBO hat die Newcomerin getroffen.
Wer auf TikTok unterwegs ist, dem ist Emma mit einem ihrer Cover vielleicht schon mal auf der ForYouPage begegnet. Die 22-Jährige bleibt in Erinnerung – das liegt nicht nur an ihrem auffälligen, blonden Lockenkopf. Sondern auch daran, dass man nicht weghören kann, wenn Emma singt.. Ihre sanfte Stimme verzaubert und bleibt im Ohr. Achtet man auf die Texte ihrer Coversongs, wird schnell klar – das sind keine klassischen Liebessongs. Emmas Nische: Deutschrap-Balladen. Mit dieser Idee geht sie im November 2023 viral. Sie covert den Song „Rummelplatz“ von Money Boy. Der Rapper ist in der Musikszene bekannt für seine kultigen, ironischen Texte. Emma setzt durch ruhige Melodien noch eine weitere Ebene drauf. Mit ihrer kreativen Idee begeistert sie. Später covert sie weitere Songs des Rappers und dann den Internet-Hit „Pyrotechnik“. Immer auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Emma Rose: Von TikTok auf die Bühne
So hat alles angefangen. Als sie auf TikTok viral geht, ist Emma gerade fürs Studium nach Bremen gezogen. Wenn Emma davon erzählt, ist ihr anzumerken, dass Alles ziemlich plötzlich kam: „Es war mega die weirde Zeit, ich konnte kaum schlafen.“ Die Money Boy Cover stellen Emmas Leben auf den Kopf. Alle möglichen Menschen werden auf sie aufmerksam, darunter nicht nur der Streamer Papaplatte sondern auch die österreichische Musikerin „Verifiziert“. Die lädt sie ein das Rummelplatz-Cover auf einer ihrer Shows zu spielen. Emma sagt zu: „for the plot“. Statt auf TikTok, singt sie die balladige Version des Deutschrapsongs das erste Mal direkt vor Menschen. Emma erinnert sich noch genau an den Auftritt: „Ich stand da und ich war so aufgeregt. Ich habe gezittert, ich habe so ganz leise gesungen und gespielt. Ich hatte so panische Angst. Und jetzt gehe ich mit meinen eigenen Songs auf Bühnen.“
Emma fängt an selbst deutsche Texte zu schreiben. Auch vor ihren viralen TikToks schreibt sie schon selbst Songs, allerdings nur auf Englisch. „Ich habe immer gedacht, meine Stimme klingt scheiße, wenn ich auf Deutsch singe“, erzählt sie. Durch die Deutschrap-Balladen, traut sich Emma ans Schreiben auf Deutsch. Schnell merkt sie, dass sie ihren Humor so ganz anders einbauen kann. „Ich kann auch gar nicht so gut Englisch“, fügt sie hinzu und lacht.
Feministische Texte und persönliche Themen
Ihre humorvollen Texte in Kombination mit ganz viel Gefühl, sind das, was Emmas Songs einzigartig machen. Sie selbst sagt, sie möchte auch dahingehen wo es vielleicht mal wehtut. „Ich glaube, was meine Musik ausmacht, ist, dass ich versuche so ehrlich wie möglich zu sein.“ Ihre erste Single „Das Beste“ ist eine feministische Message, die ankommt. Mit ganz viel Ironie singt sie über Männer, deren starke Hand ihr den Weg weisen und ihr die Welt erklären, denn klar: „Das Beste in mir bist immer nur du.“ Schaurig-schön zeichnet Emma so die Realität von Frauen.
Und – einige Männer springen voll darauf an: Ein Blick in die TikTok-Kommentarspalten reicht, um die Bedeutsamkeit des Songs zu bestätigen. Darüber kann Emma nur lachen: „Allein darüber könnte man schon wieder einen eigenen Song schreiben.“ Als Person wirkt Emma auf Fremde eher schüchtern, doch ihre Texte sind alles andere als das. Das ist kein Zufall: „Ich will versuchen in meinen Songs laut zu sein.“ Laut für feministische Werte und für alle Frauen, die häufig leise sind, wie sie selbst.
Ihre zweite Single ”Die Gleiche”
Feminismus spielt eine wichtige Rolle in Emmas Texten, aber auch andere Themen finden in ihrer Musik einen Platz. So auch in ihrer zweiten Single, die erst am 25. Oktober erschienen ist. „Die Gleiche“ heißt die Popballade in der Emma über das Gefühl singt, einfach nicht sehen zu können, warum andere sie mögen und für talentiert halten. „Das ist etwas was mich sehr doll begleitet leider, meine Zweifel und meine Unsicherheiten.“ Doch auch, wenn die Gedanken kreisen und der eigene Kopf gemein ist: Für ihre Liebsten ist Emma trotzdem „Die Gleiche“. Das sei manchmal schwer zu glauben, meint Emma. Das richtige Wundermittel gegen Imposter-Gedanken hat sie noch nicht gefunden, aber es hilft darüber zu singen und „mit Freund*innen, die das auch kennen, zu reden.“
„Der Song ist über Selbstzweifel aber doch auch feministisch“, sagt Emma. Sie habe das Gefühl, dass weiblich gelesene Personen mehr dazu neigen, an ihren eigenen Leistungen zu zweifeln. Lange hat sie sich nicht getraut ihre Musik zu veröffentlichen. „Ich war manchmal sauer, denn ich wollte schon gerne mal mit meiner eigenen Musik auf die Bühne, aber ich habe mich nicht getraut und dann sehe ich irgendwelche Dudes, die mit so einem krassen Selbstbewusstsein darangehen, wo ich echt neidisch bin.“
Von Bochum in die Musikszene – Emma Rose kommt gut an
Gesignt ist Emma bei Cornelia Records. Das Label wurde 2024 gemeinsam vom Produzenten und Manager Jurij Gold und Epic Records gegründet. Emma ist nach dem Wiener Rapper Bouncy der zweite Artist des Labels. Für Emma ist die Unterstützung der Plattenfirma sehr wichtig für ihren Start in die Musikbranche gewesen: „Die haben sich einfach krass doll um mich gekümmert und mir alles erklärt, mir jede Frage beantwortet.“ Durch Jurij Gold lernt Emma auch Sänger Ivo Martin kennen. Als der im Sommer 2024 auf Tour geht, darf sie ihn bei einigen Shows supporten. Das erste Mal spielt sie ihre eigenen Lieder vor großem Publikum. Das ist begeistert von ihr und ihren Texten. „Nach den Shows haben mir Leute auf Instagram geschrieben, dass sie ein Lied besonders berührt hat und sie weinen mussten.“ Immer begleitet von der Frage, wann sie die Songs denn veröffentlichen würde.
„Das Beste” ist Emmas erste offizielle Single. Als sie den Song Ende September released, landete er direkt in der „Wilde Herzen“-Playlist auf Spotify. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagt Emma. Wenn sie daran zurückdenkt, wirkt sie immer noch ungläubig. Innerhalb weniger Wochen erreicht sie mit ihrer Musik Tausende von Menschen. Rund 35.000 monatliche Hörer*innen hat Emma inzwischen auf Spotify. Sie hat ihren eigenen Stil gefunden und der kommt gut an: „Das schönste Kompliment, was man mir machen kann, ist, dass man mir sagt, dass ein Song relatable ist.“ Ein bisschen Stolz dringt durch, denn das hat sie mit ihren ersten beiden Singles bereits geschafft.
Was als Nächstes kommt? Das weiß Emma selbst noch nicht so genau. „Man kann jetzt erst mal auf jeden Fall ein paar Singles erwarten“, erzählt sie. Die Musik steht an erster Stelle, ihr Kulturwissenschaftsstudium in Bremen hat sie erstmal pausiert. Momentan ist sie viel unterwegs, häufig zieht es sie zurück in ihre Heimatstadt. „Es ist mir überhaupt nicht leichtgefallen aus Bochum wegzugehen.“ Auch wenn sie das Ruhrgebiet vermisst, spielt sie mit dem Gedanken nach Berlin zu gehen. Besonders, weil es momentan so aussieht als würde da noch mehr kommen: „Ich habe jetzt Bock, ich bin jetzt angefixt, ich will, dass es jetzt weitergeht.“
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