Die Künstlerin Yella liebt es, mit ihrer ausdrucksstarken Arbeit zu provozieren. Intensive Farbkombinationen und starke Outlines sind das Markenzeichen der 27-jährigen Bochumerin. Ein Porträt über die Kraft von menschlichen Beziehungen und die Gegensätze des Lebens.
Brasilien und das Ruhrgebiet spielen in der Biographie von Daniella Ivoneide Walter alias Yella eine besondere Rolle, denn dort ist sie aufgewachsen. Kontroverser könnten zwei Lebensmittelpunkte wohl kaum sein, doch genau diesen Clash der Kulturen liebt sie. Die ambivalenten Eindrücke vereint und verarbeitet die 27-Jährige auf großen Leinwänden und nennt sich deshalb auf sozialen Plattformen Yellasmurus, was so viel bedeutet wie „Yellas Wände“.
So richtig startete sie erst während einer einjährigen Auszeit 2020 auf Norderney mit dem Malen durch: „Eigentlich nur um ein Ventil zu finden, um innere Prozesse zu verarbeiten“, erklärt sie. „Kunst hat mir geholfen, klare Gedanken zu fassen und mich in eine ruhige Person zu transformieren. Es ist eine Art Meditation“, sagt Yella. Auf der Insel war es auch, wo sie mit ihrer ersten Ausstellung die Bilder erstmals mit fremden Menschen teilte. Darauf folgten viel positives Feedback und die Möglichkeit zur Auftragsmalerei. Zurück im Ruhrgebiet machte sie sich auch hier als Künstlerin einen Namen.
Künstlerin Yella aus Bochum: Impulsivität und Moodboards sind Grundlage für ihre Bilder
Yellas Malstil wird immer wieder neu durch viele Einflüsse inspiriert, wie von der Streetart der brasilianischen Metropole Recifes, Mode, Natur oder der Graffiti-Szene in ihrer Heimatstadt Bochum. Sie selbst bezeichnet ihn als „oldschool, plakativ, poppy, edgy, mit einem frechen Eminem-Vibe.“
Sie lässt sich nicht von gestalterischen Regeln limitieren, sondern geht impulsiv und nur mit einem leichten Hauch von Planung an ihre Kunstwerke heran. „Ich mache einfach. Ich probiere viel aus und teste neue Dinge. Farben, Techniken, Spraydosen, Materialien“, sagt sie. Während ihres Schaffensprozesses malt sie gleichzeitig an fünf Bildern in ihrer 50 m²-Wohnung – ein Atelier hat sie nicht.
Yella möchte sich keinen Druck machen. Ihre Kunst ist nicht akkurat und perfekt, sondern wild und nicht immer direkt ansprechend freundlich. „Schaut man zu lange auf ein Bild“, so die Künstlerin, „verliert man die Leichtigkeit und verstrickt sich. Deshalb rotiere ich meine Bilder. Mache ich mir bei einem Arbeitsschritt zu viele Gedanken, male ich an einem anderen Bild weiter.“ So habe sie gelernt, weniger selbstkritisch zu sein und dafür geduldiger zu werden. Sie habe gelernt, nicht zu viel zu hinterfragen und darauf zu achten, ihr Herz und ihre innerlichen Impulse in die Kunst zu bringen.
Künstlerin Yella: Selbstreflektion durch Kunst
Besonders auffallend in Yellas Werken sind Augen, die als Motiv in den meisten Bildern eine zentrale Rolle spielen. Auch dies hat einen Grund: Yella möchte Betrachter:innen zur Selbstreflektion anreden. Ihre Bilder seien zwar oberflächlich cool und fröhlich, haben jedoch eine tiefere Bedeutung. „Du siehst erst was dahinter ist, wenn du es länger anschaust. Ich möchte vermitteln, dass auch aus einer schlechten Erfahrung etwas Positives entstehen kann. Wie bei einem guten Drama-Film”, sagt sie.
Die Augen stehen in Yellas Kunst für Spuren, egal ob positive oder negative, die Begegnungen mit Menschen in uns hinterlassen. „Wir alle wurden und werden durch die Aura und den Kontakt mit Personen um uns herum geprägt und beeinflusst, die einen blockieren oder weiterbringen“, erklärt die Künstlerin.
Für Yella stehen aktuell einige Projekte an: Gleich zwei Hauswände darf sie in der Bochumer Innenstadt gestalten. Auch einen Online-Shop, digitale Zeichnungen und Merchandise plant sie für das kommende Jahr. Außerdem wünscht sie sich, dieses Jahr noch eine Ausstellung in NRW zu haben. „Hier komme ich her, das hat mich geformt: Bochum, der Ruhrpott-Slang, die Leute und die Kultur“, sagt sie.
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