Wie wollen wir in Zukunft leben? Diese Frage wird momentan viel diskutiert. David Coerdt hat mit Pandora 2.0. eine ganz eigene Antwort darauf gefunden und mit Schrott, Müll und viel Schweiß etwas Neues geschaffen.
Pandora 2.0: Das ist das Lebenswerk von David Coerdt. Auf dem Gelände einer Fabrikhalle hat er sich eine eigene Lebensrealität geschaffen, von der Städte in Zukunft lernen könnten. Es fallen sofort die wie Legosteine aufeinander angeordneten Schiffscontainer auf, im hinteren Bereich erkennt man eine kleine Bühne, eine Bar aus Holz und vieles, wofür es schwierig ist auf Anhieb eine Begrifflichkeit zu finden, aber was wie Gewächshäuser aussieht. Überall liegt etwas herum, Stangen, die David mal gebrauchen könnte, Holzplatten, Fahrräder. Es sieht nach geordnetem Chaos aus.
Pandora 2.0: Kreativraum für Start-ups bis Theatergruppen
Später soll sich hier jede:r wohlfühlen, arbeiten und kreativ sein können – von Start-ups bis Theatergruppen. Und das in einem modularen Containersystem, das aus Müll und Schrott zu einem upgecyelten Lebensraum wird. „Es soll ein autarkes Dorf werden, das aus produziertem Müll neue Dinge erschafft“, erzählt David. Gibt es überhaupt ein Fertig? „Wahrscheinlich nicht“, sagt er. Doch der Ausgangspunkt ist genau klar: Ein Galileobeitrag, der ihn so sehr „geflasht“ hat, dass er anschließend seinen weiteren Lebensweg mit dem Ziel ausrichtete, einmal selbst aus Müll neue Dinge zu bauen. David lernte Industriemechaniker und fing ein Architekturstudium an, um sich Skills zu holen. Irgendwann kam der erste Container mit einem Haufen Metallschrott. Das erinnert etwas an „Storage Wars“, eine Serie in der Händler:innen sich volle Garagen von außen anschauen und dann schätzen, welchen Wert sie haben könnten – „Ungefähr so war es“, grinst David.
Plötzlich ist David weg, ein Müllcontainer kommt an. Seine Freunde Anna, Friderieke, Felix, und Jan bleiben weiter sitzen. Während David anfangs recht kurz und in „Was willst du von mir?“-Manier geantwortet hatte, erzählen seine Freunde etwas ausführlicher: „Es muss 2015 gewesen sein, als wir im Park saßen und er mit Skizzen um die Ecke kam“ – „Ach vor Jahren saß der schon vorm Laptop, und hat sich das mit den Containern zurechtgebastelt.“ David ist hier der Chef, es ist sein Baby, er verpflichtet sich aber auch – finanziell und tatkräftig. Damit haben die anderen kein Problem, jede:r arbeitet eigentlich woanders, ob als Koch oder Sozialpädog:in, und hilft so viel er oder sie kann. Irgendetwas zu tun gibt es schließlich immer. „Die Tage verschwimmen ineinander, aber es wird nie langweilig“, sagt Anna.
Der Kampf um Anerkennung
Bei allem Streben nach Autarkie, das Nicht-Angewiesen-sein-auf-andere führt Pandora seit je her einen Kampf nach Anerkennung. Die Stadt duldet die Anlage, allerdings weiß keine:r, wie lang. Jederzeit könnte jemand vorbeikommen und Pandora wäre Geschichte. Deswegen versucht David das Projekt so kleinzuhalten wie möglich. Ein Grund, weshalb es hier auch keine Partys geben wird. Alles, was öffentlich beworben wird, kann Probleme geben. Daher auch der Fokus auf Kreative, denen Pandora ihren Raum geben möchte. Dennoch stellen sie Anträge, versuchen, Netzwerke zu knüpfen und hoffen in dem, was sie tun, endlich unterstützt zu werden.
Nach einer Zeit kommt David wieder. Zuvor ging es um Ängste:. „Hast du nicht auch Angst vor Zerstörung?“, fragt Anna David, der sie später als Konstante an seiner Seite bezeichnen wird. „Warum? Unsere Wegwerfgesellschaft hat so viel über, so viel Platz habe ich ja gar nicht“, antwortet er. David möchte Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems. Pandora ist für ihn eine Lebensaufgabe.
Pandora 2.0 soll ein Kreativraum für jede:n werden. Foto: Leopold Achilles.
Pandora 2.0: Nachhaltigkeit, die ernst genommen wird
Beim Rundgang über das Gelände zeigt David die selbstgebauten Wasserleitungen und erzählt von seinen Plänen, ein eigenes Abwassersystem zu installieren, welches Wasser wieder aufbereitet. In selbstgebauten Gewächshäusern wächst Gemüse, in selbst angelegten Hochbeeten Kräuter.
Mit Pandora 2.0 lebt David Recycling bzw. Upcycling und zeigt Städten, was alles möglich ist, wenn man Nachhaltigkeit ernst nimmt. Pandora 2.0. dient dabei nur als Blaupause für größere Visionen. Die entworfenen Konzepte – sei es das modulare System aus Containern oder die Wasseraufbereitungsanlage – will er irgendwann in die Welt bringen. Während man den Begriff „Autarkie“ eher mit Kriegen und Preppern in Verbindung bringt, könnte er dank Leuten wie David und dem Pandora 2.0 eine ganz neue Bedeutung bekommen.