Newcomer:innen und Rap in der Kunst: „Stadt der Kulturen“ in der Bochumer Rotunde

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Die Kunstausstellung „Stadt der Kulturen“ des Network44 hat Bochumer Künstler:innen die Chance gegeben, ihre Kunst auszustellen. Mit dabei waren ein Live-Painting und Kunst, die vom US-Rapper Kendrick Lamar inspiriert wurde. STROBO war vor Ort.

Die Bochumer Rotunde hatte in den vergangenen Tagen ihre Türen geöffnet, aber nicht für Konzerte oder Parties, sondern für die Kunstausstellung „Stadt der Kulturen“ des Network44.

Im Fokus standen die Werke der jungen Bochumer Künstler Ole Wember, Rang Haider und Niklas B. Langer, ergänzt wurden diese von weiteren Künstler:innen aus dem Bochumer Umfeld. Während einige von ihnen schon Erfahrung mit Ausstellungen hatten, war es für andere die Erste. So unterschiedlich wie die Menschen hinter den Werken, so unterschiedlich ist auch deren Kunst. Gestört hat das nicht, im Gegenteil haben Network44 und die Rotunde für einen eindrucksvollen Rundgang gesorgt: Der Innenraum der Rotunde wurde unter großem Aufwand mit Lichttechnik ausgestattet, sodass allen Werken der ihnen gebührende Raum geboten wurde. Ergänzt wurde das Programm durch ein Live-Painting auf der Bühne des Bermuda3Ecks am Donnerstag sowie einer Abschlussfeier in der Rotunde am Samstag.

Luca Goerdel: „Es war eigentlich auch so ein bisschen das Ziel, gerade den älteren Leuten zu zeigen was die Jüngeren so draufhaben“

Die Rotunde als Hauptlocation für „Stadt der Kulturen“ war N44 besonders wichtig, sagt Luca vom Netzwerk: „Wir wollten eine Location haben, in der coole Menschen arbeiten. Die Rotunde war schon immer unser Ansprechpartner, liegt sehr zentral und ist die coolste Clublocation in Bochum.“

Ein weiteres Highlight der Ausstellung war ein Live-Painting der drei Hauptausteller auf der Bühne im Bermuda3eck. Dreieinhalb Stunden zeigten Ole Wember, Rang Haider und Niklas Langer dem Publikum, was aus einer weißen Leinwand entstehen kann. Dabei guckten so viele zufällig vorbeilaufenden Menschen zu, dass Luca nach dem Malen noch einmal auf die Bühne ging und die Leute spontan in die Rotunde einlud: „Ursprünglich war geplant, dass wir um 20 Uhr die Rotunde dicht machen. Aber da standen so viele Menschen rum, dass wir dann nochmal bis halb Elf die Türen aufgemacht haben.“

Der Besucher:innen-Andrang war insgesamt größer als gedacht, pro Tag besuchten laut Luca rund 200 Menschen die Ausstellung. N44 war es auch wichtig, mit der Ausstellung nicht nur die jungen Menschen Bochums anzusprechen: „Es war eigentlich auch so ein bisschen das Ziel, gerade den älteren Leuten zu zeigen, was die Jüngeren so draufhaben.“ Dabei wurden auch einige ausgestellten Werke verkauft – für einige Künstler:innen waren es die ersten Verkäufe überhaupt.

Niklas B. Langer: „Es gibt so Mood-Ringe und ich würde sagen ich bin auf jeden Fall ein Mood-Artist“

Auch wenn Niklas Langer bereits einzelne Werke ausgestellt hat, ist „Stadt der Kulturen“ für ihn etwas ganz Besonderes: „Das ist das erste Mal, dass ich mich als Künstler zeige. Das habe ich noch nie in dieser Hülle und Fülle gemacht. Auch bei dem Live-Painting war ich unglaublich nervös. Hier kann ich ja in keine Rolle schlüpfen, das bin ich einfach nur ich. Aber genau das ist ja auch das Schöne an Kunst.“ Und genau das ist für ihn auch wichtig: „Ich stehe hier nackt. Ich habe mit Zeichnen angefangen, weil ich ein Ventil für mich gebraucht habe.“ Der Bochumer Künstler war sich vor der Ausstellung gar nicht sicher, welche seiner Werke er präsentieren wird: „Ich konnte bis einen Tag vor der Ausstellung nicht sagen, was ich ausstellen werde. Ich habe über 1000 Werke und jetzt hängen da über 350 und die hab ich relativ random gepickt.“ Seine Kunst sei stark von Emotionen geleitet, oder wie er über sich selbst sagt: „Es gibt so Mood-Ringe, die je nach Emotion die Farbe ändern, und ich würde sagen, ich bin auf jeden Fall ein Mood-Artist.“ Das reflektiert sich auch stark in seinen hauptsächlich im DIN A5-Format erstellten Werken: Sie repräsentieren jeweils komplett andere Ideen, Situationen oder Aussagen – was sie aber eint, ist ihre Emotionalität.

Neben Kunst im A5-Format stellt Niklas Langer auch größere Kunstwerke aus.
Foto: Tobias Pappert

Enoc801 „Wie der Rapper Songs modifiziert, nehme ich den Raptrack und modifiziere den auf meine Art“

Der Bochumer Enoc801 wurde spontan zwei Wochen vor „Stadt der Kulturen“ vom Mitaussteller Rang Haider angesprochen, ob er nicht auch mitmachen wolle. Was Ausstellungen angeht, gehört er zu den Erfahrenen unter den Künstler:innen, denn seine erste Ausstellung hatte er schon 2017.

Der aus der Graffiti-Szene kommende Artist ist in seinen Werken stark vom HipHop inspiriert: „Vom klassischen Graffiti hat sich das dann erweitert und die Buchstabenpalette hat sich erweitert. So wurde aus meinem Tag das ganze Alphabet, plus dann eben Inhalte. Und da kam dann auch der HipHop-Bezug.“ Der in der Ausstellung präsenteste Einfluss für seine Arbeit war Kendrick Lamar, dessen Texte er auf der Leinwand nach seiner Vision und Interpretation umgesetzt hat: „Wie der Rapper Songs modifiziert, nehme ich den Raptrack und modifiziere ihn auf meine Art.“

Sein Fazit über die Ausstellung ist, dass sie „super geil geworden“ sei und ihm ganz viele neue Connections und Eindrücke bringe: „Wenn da nochmal was kommt, bin ich sofort voll dabei. Denn es gibt in Bochum viele Künstler:innen, aber bisher fehlt die Vernetzung und N44 ist da schon geil, um die Leute zusammenzubringen.“

Enoc801 kreiert visuelle Kunst aus Texten.
Foto: Caspar Anders

Laut Luca Goerdel sind weitere Kooperationen mit der Rotunde geplant, und weitere Kunstausstellungen sind nicht unwahrscheinlich. Neben den bereits gezeigten Künstler:innen würden dann auch Werke anderer Personen ausgestellt werden: „Es haben sich viele Leute aus Bochum und dem Umfeld gemeldet, die mit ihrer Kunst beim nächsten Mal sehr gerne dabei sein würden.“

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