Oberkörperfrei mit Blond in der Weststadthalle

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Lieblingsbands live zu sehen, ist immer wundervoll – aber Nina, Lotta und Johann bringen als Blond noch mal etwas ganz Besonderes auf die Bühne. Neben ihren Songs gibt es mehrere Kostümwechsel, Tanzchoreographien und ausgiebige Interaktionen mit dem Publikum. In der Weststadthalle in Essen spielen sie das fünfte Konzert ihrer Perlen Tour 2024. STROBO-Autorin Smilla Batteux als großer Blond-Fan freut sich, die Band erneut in ihrer Heimatstadt zu sehen.

Von Anfang an voll da: Die Hamburger Band Get Jealous leitet den Konzertabend ein. Mit großer Stimmung gehen die drei auf der Bühne ab, Tanzeinlagen und Stagediving inklusive. Kurz bevor Blond auf die Bühne kommt, läuft „Nur ein Wort“ von Wir sind Helden und die ganze Halle singt laut mit. Ein ganz besonderer Song, der die 2000er Kids in ihre Kindheit zurückversetzt. Mit dem Konzert in Essen steckt Blond mitten in der Perlen Tour 2024. Eine zweite Runde also nach dem Release ihres Albums Perlen und den dazugehörigen Tour im vergangenen Jahr. Perlen behandelt Themen wie Beziehungen, Feminismus, Toxic Men und Sims 3. An diesem Abend spielt die Band das gesamte Album und ein paar ältere Songs. Alle im Publikum tanzen, jubeln, singen und lachen zusammen mit Blond.

Man muss dabei gewesen sein 

Einstudierte Choreos von Nina und Lotta. Dann geht das Licht kurz aus und plötzlich haben alle drei ein anderes Outfit an. Lotta versetzt das Publikum in eine Trance, damit alle Blond-Merch kaufen. Blond spielt ein Cover von „Dance with somebody“ gemeinsam mit dem Voract Get Jealous. Und das sind nur die absoluten Highlights der Show. Es passiert so viel, was sich nicht in Worte fassen lässt. Es muss erlebt werden.

Irgendwann muss das ganze Publikum zusammenarbeiten, um der Band zu helfen, ihre Menstruationsbeschwerden zu lindern. Etwas Kontext? Blond erzählt eine kleine Geschichte: Tim Schell, der Tourmanager der Band, ist extra in die Apotheke gegangen, um Nina, Lotta und Johann etwas gegen die Schmerzen zu besorgen. Die Apothekerin sagt ihm, es würde unheimlich helfen, wenn 600 Menschen vor den Menstruierenden sich einmal um die eigene Achse drehen. Also drehen wir uns alle im Kreis. Es würde helfen, wenn 600 Menschen das Geräusch einer Katze nachmachen. Schiefes Miauen ertönt aus allen Mündern. Und am allermeisten würde es helfen, wenn 600 Menschen den Song „Es könnte grad nicht schöner sein“ laut mitsingen. Während des Songs sind plötzlich alle in einem Loop gefangen und um diesem wieder zu entfliehen, müssen drei Kunststücke aufgeführt werden, erklärt Frontsängerin Nina. Ein großer Kreis bildet sich, um Platz zu bieten. Es wird ein Rad geschlagen, jemand leckt seinen Ellbogen an und zwei Personen sind vorbereitet gekommen und werfen Knallerbsen auf den Boden.

Ein kleines Missverständnis entsteht, als jemand aus dem Publikum Stauder ruft und die Mädels Staudamm verstehen, aber der Joke wird einfach mit durch die Show getragen. Später wird der erste deutsche Song Spinacci der Band anmoderiert und Nina ändert den Titel in Staudamm. Die Band kommt auf ihren Podcast „Da muss man dabei gewesen sein“ zu sprechen. Dort möchten sie das große Geschäft auf dem Klo enttabuisieren. So leiten sie ihren Song „Sanifair Millionär“ ein. Der wird aber nicht in der Original-Version gespielt, sondern im Mash Up mit „Sexy Back“, „Candy Shop“ und „Better of alone“.

Safe Moshpits

Die drei bringen auf der Bühne so viel Stimmung und Leidenschaft mit sich. Viele singen mit, alle tanzen und springen durcheinander. Es öffent sich ein Moshpit nach dem anderen. Alle passen aufeinander auf. Vor allem, nachdem Sängerin Nina explizit dazu aufruft, ein Auge auf andere zu haben. Die Konzerte der Band bringen immer ein Gefühl von Sicherheit mit sich. Niemand macht Stress und springt rücksichtslos durch alle anderen durch. Wenn jemand mal hinfällt, hören alle sofort auf, um der Person aufzuhelfen.

Mit Songs wie „Sims 3“ und „immer lustig“ gibt es zwischen dem Tanzen und Springen auch mal ein paar ruhige Momente, um wieder zu Atem zu kommen. Bei „immer lustig“ steht Nina im Vordergrund und singt berührt die Zeilen ins Mikrofon. Die Scheinwerfer werfen ein mystisches Licht auf die Bühne und die Zuschauer:innen, begleitet von Seifenblasen, die durch den Raum schweben.

Schnell ist die ruhige melancholische Stimmung aber wieder aufgehoben, denn die Band hat Bock auf Stress. Mit „oberkörperfrei“ wird die Halle auseinandergenommen. Im Moshpit ziehen sich diesmal aber keine schwitzigen Männer aus, stattdessen nimmt eine Frau den Text im letzten Refrain wörtlich. Es herrscht den ganzen Abend über eine ausgelassene Stimmung. Man kann mit springen oder es lassen an der Seite ist geng Platz, wenn man nicht mitmachen möchte. Die Weststadthalle ist zwar etwas schmal und laut Lotta und Nina entstehen eher Schlauch-Moshpits, als wirklich runde. Aber die sorgen gleichermaßen für Begeisterung.

Blond-Fans sind gute Fans

Man fühlt sich einfach immer wohl unter Blond-Fans. Das Ganze ist ein buntes Wohlfühlbad der Gefühle. Gerade als Frau kann man die Texte nachvollziehen. Egal ob ein blutender Uterus oder Männer, die einem im Club ungefragt an den Arsch fassen. Und wer saß nicht schon die ganze Nacht vor dem Laptop und hat Sims 3 gespielt?

In der Zugabe spielt die Band den Song „Männer“ und am Ende singt das Publikum allein den Refrain. Unter großem Applaus verabschieden sich die drei von der Bühne. Ein anstrengender, aber wunderschöner Abend geht zu Ende. Die Devise: Immer wieder gern. Denn es ist schön und es ist toll, Blondinator zu sein.

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