Suggerfly: Game-Entwickler Dominik Plassmann über die Szene und Kuchen für den Teufel

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Das Essener Video Game-Studio Sluggerfly hat mit seinen Spielen bereits große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im STROBO-Interview spricht 2D- und 3D-Artist Dominik Plassmann von Sluggerfly über das Ruhrgebiet als Standort für Entwicklerstudios und ihr neues Spiel „Hell Pie”.

STROBO: Sluggerfly ist neben Piranha Bytes oder Backwoods Entertainment eines der wenigen Entwicklerstudios im Ruhrgebiet. Warum ist das so? 

Dominik: Eigentlich sollte das Ruhrgebiet ein ganz interessanter Standort sein. Die Mieten halten sich im Vergleich zu anderen Städten noch in Grenzen. Außerdem gibt es in Düsseldorf und mittlerweile auch in Essen Hochschulen, die den Studiengang Game Design anbieten. Natürlich sind Städte wie Berlin oder Köln einfach internationaler und auch die gesamte Kreativszene dürfte nochmal eine andere sein, aber eine klare Antwort kann ich nicht geben. Ich hoffe, dass sich hier noch etwas entwickelt.

STROBO: Hat es denn vielleicht auch Positives, dass der Markt im Ruhrgebiet so leer ist, zum Beispiel hinsichtlich Wettbewerbsdruck?

Dominik: Man spürt in der Entwicklerszene eigentlich keinen Wettbewerbsdruck, es ist vielmehr ein sich supportendes Netzwerk. Ein Studio da zu gründen, wo schon andere sind, ist sogar eher ein positiver Faktor. Es kommen jeden Tag so viele Spiele raus, dass man gar nicht daran denkt, dass man sich mit neu gegründeten oder zugezogenen Studios in die Quere kommt.

STROBO:Inside – Suggerfly

 Sluggerfly ist ein kleines, in Essen ansässiges Video Game-Studio. Bereits 2009 gründeten sie sich im Rahmen des Studiums und veröffentlichten im Jahr 2010 den Spiele-Prototypen „Night of Joeanne”, der bei den German Computer Games Awards 2010 den Preis als Best Student Concept sowie im Rahmen des Deutschen Entwicklerpreises 2010 den Gamesload Newcomer Award erhielt.

2015 gründete sich das Studio mit Verstärkung neu und veröffentlichte das Spiel “Ben and Ed”. 2018 erschien dessen Multiplayer-Ableger “Ben and Ed – Blood Party”. Aufmerksamkeit bekamen die beiden 3D-Platformer unter anderem aufgrund ihres schrägen Humors.Mitte 2022 soll Sluggerflys neues Spiel „Hell Pie” erscheinen, das genaue Datum wird noch bekannt gegeben. Die Demo des Spiels ist seit dem 21. Februar auf Steam erhältlich.

STROBO: Warum seid ihr hier geblieben?

Dominik: Für uns gab es schlicht nie irgendeinen Grund, den Standort zu wechseln.  In unserem Studio arbeiten wir jetzt zu sechst, aber zumindest wir drei Gründer kommen alle aus Essen. Und wo man entwickelt, ist heute nicht mehr so entscheidend, da man sich sowieso primär online vernetzt. Wir sind beispielsweise Teil des Schabernack-Kollektivs „Indie-Strolche”. Das ist ein loses Kollektiv deutscher Indie-Entwickler:innen. 

Essener Entwicklerstudio Suggerfly mischt Grafik mit Storytelling

STROBO: Sluggerfly selbst ist ein relativ kleines Studio. Was ist eure Motivation und euer Selbstverständnis hinter dem, was ihr macht?

Dominik: Natürlich möchten wir damit auch Geld verdienen, aber unsere Hauptmotivation ist sicherlich Selbstverwirklichung und das Ausleben von Kreativität. Ich habe schon immer viel gezeichnet und das Coole an der Videospielentwicklung ist, dass wir in ganz vielen Disziplinen aktiv sind. Grafik vermischt sich mit Storytelling, mit Sound, mit Musik. Es gibt sehr viele Komponenten, die wir zusammenführen und die am Ende etwas wirklich Tolles ergeben können. 

STROBO: Deutschland ist der fünftgrößte Absatzmarkt für Videospiele weltweit. Wie seht ihr die Wahrnehmung von Videospielen als Kulturgut hier?

Dominik: Klar gibt es auch immer noch Leute, die noch nie mit Videospielen Kontakt hatten und denken, es gebe nur ein paar Ballerspiele. In den letzten Jahren hat sich aber einiges verändert und viele Menschen wissen dieses Medium mittlerweile zu schätzen. Auch von staatlicher Seite hat sich vieles getan. Die Förderprogramme sind besser geworden. Der Staat hat erkannt, dass die Videospielbranche ein Wirtschaftssektor ist, den man unterstützen muss.

STROBO: Du hast es schon angedeutet, seit 2019 arbeitet das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur an der „Strategie für den Games-Standort Deutschland“, die die Szene unter anderem finanziell unterstützen möchte. Wie stehst du dazu?

Dominik: Wir als Sluggerfly haben eine Förderung von der Film- und Medienstiftung NRW, waren also nicht auf die Bundesförderung angewiesen und haben uns deshalb auch nicht beworben. Ich habe von vielen Kolleg:innen gehört, dass sie Startschwierigkeiten hatte. Mittlerweile ist aber zu sehen, dass die Förderung langsam funktioniert. Viele Teams können sich direkt aus dem Studium gründen und an coolen Projekten arbeiten, das war vor den Förderprojekten nicht drin.

STROBO: Mitte des Jahres soll mit “Hell Pie” euer neues Spiel rauskommen. Worum geht es da?

Dominik: „Hell Pie” ist ein 3D-Platformer, in dem man einen Dämon spielt, der den Geburtstagskuchen für Satan zubereiten muss und dabei durch viele abgefahrenen Welten geführt wird. Dabei hat das Spiel einen etwas abgefuckten Humor, bei dem ein niedliches Äußeres mit fragwürdigen Inhalten kontrastiert wird. Das Ganze ist eine modernisierte Hommage an alte N64 3D-Plattformer. Gerade „Conker‘s Bad Fur Day” ist eine große Inspiration, auch wenn das natürlich schwer ist, an so einen Klassiker heranzureichen. Leute, die dieses Genre sehr mochten und den Humor aus Rick and Morty oder South Park mögen, werden mit „Hell Pie” ihren Spaß haben.

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