Calli x Isi I, das sind Pascal und Isa aus Dortmund. Zusammen veröffentlicht das Paar Hip-Hop, in dem es um die Aufs und Abs des Lebens geht. Im Interview erzählen die Beiden von ihren Inspirationsquellen, Gesellschaftskritik in der Musik und über ihren Bezug zum Ruhrgebiet.
STROBO: Eure Songs gehen inhaltlich weit auseinander. „Real Life“ ist beispielsweise ein eher fröhlicher Party-/gute Laune-Song. „Wer hätte geahnt“ ist hingegen eher düster und realtalk-lastig. Was inspiriert euch beim Schreiben eurer Texte?
Isi: Es kommt immer ganz drauf an. Wir fangen eigentlich immer damit an, dass wir Zuhause auf Youtube-Beats schreiben. Wir klicken durch und gucken was uns gerade catcht oder für uns in Frage kommt. Das ist je nach Gefühlslage, in der wir uns befinden.
Calli: Wir sind auch sehr von der Jahreszeit beeinflusst. Jetzt wo der Frühling wieder kommt und die Tage länger werden ist die Laune im Allgemeinen ein bisschen besser und das inspiriert und dann zu Songs wie „Real Life“.
STROBO:Inside – Calli x Isi I
Calli und Isi I, das sind Pascal und Isa aus Dortmund. Seit 2019 veröffentlicht das Paar zusammen Autotune-lastigen Hip-Hop, in dem es um die Aufs und Abs des Lebens geht, im Spagat zwischen jugendlichem Leichtsinn und dem Erwachsen werden. Beide arbeiten auch Solo an Musik, sie arbeiten zurzeit an ihren ersten eigenen EPs.
STROBO: Ihr seid privat ein Paar – wie beeinflusst das eure Musik?
Calli: Mich beflügelt es sehr mit Isa Musik zu machen. Ich habe gemerkt, wie frei sie an die Musik geht – sie hat mir gezeigt, dass Reime zwischendurch egal sein können, solange die Aussage oder der Vibe stimmt. Das hat mich musikalisch sehr bereichert.
Isi: Unsere Themen ergeben sich meistens, weil wir zusammenleben und ziemlich ähnliche Erfahrungen sammeln. Das passiert tatsächlich intuitiv.
STROBO: Isa, du singst in „Real Life“ darüber, dass Sido das Vorbild deiner Kindheit ist. Was ist euer Bezug zu Rap bzw. zur Hip-Hop-Kultur im Allgemeinen?
Isi: Ich bin in Herdecke aufgewachsen und bin da ganz anders groß geworden. Ich bin sehr weich gefallen. Seit ich mehr mit der Hip-Hop-Kultur in Kontakt stehe, finde ich mich selbst ein bisschen mehr.
Calli: Bei mir war Hip-Hop sehr identitätsschmückend, seitdem ich denken kann. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass Hip-Hop nur bedeutet, dass man sich selbst verwirklicht und deswegen würde ich behaupten, ich bin zu 1000 Prozent Hip-Hop. In erster Linie funktioniert Musik, oder gerade Hip-Hop dadurch, dass man das verkörpert, was man sagt.
STROBO: Calli, du hattest auf Instagram mal einen etwas längeren Post zum Thema Sexismus verfasst, in dem du zum Reflektieren aufforderst und auch selbst kritisch reflektierst. Könntet ihr euch in Zukunft vorstellen, Gesellschaftskritisches im Allgemeinen in eurer Musik zu behandeln?
Isi: Ich persönlich mag dieses Themenbezogene in meiner Musik nicht so. Aber ich möchte, dass man meine Einstellung trotzdem aus meinen Texten entnehmen kann.
Calli: In unseren Videos werden alle unsere Freunde gezeigt und alle stehen auf einer Stufe. Wir haben jetzt keine twerkenden Mädchen oder so in unseren Videos. Ich glaube, dass das auch ein Statement sein kann. Aber in Zukunft kommen auch Sachen, wo ich auf jeden Fall mal klar Stellung beziehe.
Das Rap-Duo Calli x Isi I aus Dortmund. Foto: Leopold Achilles.
STROBO: Beim Durchhören eurer Musik fällt auf, dass es nicht nur inhaltlich weit auseinandergeht, sondern auch vom Klang teilweise sehr unterschiedlich ist. Woran liegt das?
Calli: Uns wird oft vorgeworfen, dass wir uns noch finden müssen, von Leuten aus der Industrie. Die sagen dann so: „Ja, ihr müsst euch jetzt doch mal für einen Style entscheiden“, aber ich glaube das müssen wir nicht. Die Sounds können alles sein, was ich in meinem Leben gut gefunden hab. Aber diese Variation in der Sound-Auswahl, die wird bei uns in in Zukunft sogar noch extremer.
Isi: Ich glaube wir müssen uns da frei fühlen. Wir feiern ja auch nicht nur eine Musikrichtung. Auf jeden Fall wollen wir uns nicht einschränken lassen oder in irgendeine Sparte zwängen.
STROBO: Ihr lebt aktuell in Dortmund und das hört man auch in eurer Musik raus. Was macht die Stadt für euch aus?
Isi: Dass es hier sehr bunt gemischt ist, macht Dortmund aus. Es ist gibt hier eine dreckige Schönheit. Es ist sehr dreckig, sehr street, aber trotzdem wunderschön, um hier zu wohnen. Ich würde eher sagen Ruhrpott ist das, was unsere Mentalität widerspiegelt. Dieses „frei Schnauze“ sein.
Calli: Ja, ein bisschen frech und jugendlich, das trifft es eigentlich ganz gut. Von meiner Mutter habe ich auf jeden Fall diese Dortmunder Arbeitsweise nahegebracht bekommen.
Calli x Isi I. Fotos: Leopold Achilles.
STROBO: Was meinst du damit konkret?
Calli: Ich glaube, wenn man in einem Kohlekraftwerk gearbeitet hat, entwickelt man ein gewisses Verständnis für Arbeit, das sich dann durchzieht. Aber wir sind jetzt so Neuzeit-Hippies, die viel kreativer sind. Die Generation vor uns musste funktionieren, damit es hier so dreckig-schön ist, wie es ist. Wir haben jetzt einen dreckig-schönen Grundbaustein, aus dem wir machen können, was wir wollen.
STROBO: Bis jetzt sind von euch beiden immer nur Singles veröffentlicht worden. Habt ihr für die Zukunft auch mal eine EP oder ein Album geplant?
Isi: Also ich mache jetzt eine EP und Calli macht eine EP, jeder für sich. Aber man kreuzt sich trotzdem die ganze Zeit darauf. Also Calli kommt, so wie es jetzt geplant ist, auf drei meiner sieben Songs vor. Bei Callis EP soll es ungefähr ähnlich sein vom Verhältnis.
Calli: Genau, also wir wollen es nicht mehr erzwingen, dass wir einen Song zusammen machen müssen. Wenn Isa jetzt einen Einfluss von einem RnB-Künstler hat, den ich noch nicht fühle, warum sollte ich mich auf den Song draufzwängen?
Isi: Wir haben einfach teilweise etwas unterschiedliche Visionen.
Calli: Aber die schneiden sich auch total oft und immer wenn das passiert, dann lassen wir das auch zu.
Isi: Wir haben ja auch immer Einfluss aufeinander. Wir sind auch immer voll am Entstehungsprozess beteiligt, egal ob es um einen Song von Calli oder von mir geht, wir ergänzen uns da einfach.
Zurzeit arbeiten Calli und Isi I an ihren ersten Solo-EPs. Dabei werden sie auch zusammenarbeiten. Foto: Leopold Achilles.
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