Warum die Ausstellung „Landscapes of an Ongoing Past” einen Besuch wert ist

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Für die Zeit der Ruhrtriennale bespielt Urbane Künste Ruhr das Salzlager der Zeche Zollverein mit einer neuen Ausstellung: „Landscapes of an Ongoing Past”. STROBO-Autorin Anastasia war vor Ort und hat herausgefunden, wie sich die Werke der osteuropäischen Künstler*innen im Ruhrgebiet einfinden. 

Zum Auftakt der Ruhrtriennale 2024 zeigt Urbane Künste Ruhr mit „Landscapes of an Ongoing Past“ eine Gruppenausstellung von Künstler*innen aus dem sozialistisch geprägten Osten Europas. In den Installationen, Textilarbeiten, Zeichnungen und Filmen treffen Vergangenheitszustände und Zukunftsvorstellungen auf eine postindustrielle Gegenwart. In dieser werden Zerfall und Erhalt historischer Kulturgüter thematisiert. Die ausgestellten Arbeiten treten in einen Dialog mit der Architektur des Salzlagers und der darin enthaltenen Installation: dem Palace of Projects des Künstlerpaars Ilya und Emilia Kabakov.

17 Künstler*innen und viele Workshops

Der große Raum auf Zollverein wird mit den Arbeiten von 17 Künstler*innen bespielt: Marta Dyachenko, Uli Golub, Jana Gunstheimer, Nikita Kadan, Zhanna Kadyrova, Nino Kvrivishvili, Yuri Yefanov und Driant Zeneli. Darunter findet sich die Biotechnosphere – die Aufarbeitung einer Arbeit des verstorbenen Fedir Tetianych, die von Bögdana Kosmina und Bogdan Tetianych realisiert wurde. Darüber hinaus ist ein 3D Stadtarchiv von Pixelated Realities zu sehen. Anhand digitaler Modelle von teilweise zerstörten Regionen, Städten und Wahrzeichen der Ukraine soll das Kulturgut ebendieser Orte gesichert werden. 

Die nachgebildete Biotechnosphere steht jetzt auf Zollverein. Foto: Henning Rogge.

Im Kinopavillon werden Videoarbeiten von Tekla Aslanishvili, Anna Daučíková, Sven Johne, Dana Kavelina, ruїns collective, Emilija Škarnulytė und Borjana Ventzislavova gezeigt. 

Mit den Werken und Künstler*innen entsteht unter der Leitung von Britta Peters und Kuration durch Alisha Raissa Danscher, Tatiana Kochubinska und Yevheniia Moliar ein Programm, das zwischen historischen Ereignissen und aktueller Geopolitik eine künstlerische Brücke schlägt.

Neben dem regulären Ausstellungsbetrieb bietet „Landscapes of an Ongoing Past“ zusätzlich eine Reihe an Workshops an. Über den gesamten Zeitraum hinweg gibt es auch hier einiges zu entdecken. Zwischen “Reisen in den Kosmos”, Industriekultur oder Eindrücken aus der Textilindustrie, sollte hier für alle Besucher*innen etwas dabei sein. Mehr Informationen zu Workshops und kostenlosen Führungen gibt es auf der Website von Urbane Künste Ruhr. 

Überdauern von Zeit und Zerstörung – Das Kunstwerk als Zeitzeuge

Der Umgang mit Kulturgut und vergangenen Zukunftsvorstellungen, findet in „Landscapes of an Ongoing Past“ in Form von Rekonstruktionen zerstörter Kunstwerke und Stadtlandschaften eine Würdigung des Vergangenen, die das Erbe im Kunstwerk weiterträgt. Künstlerische Positionen wie Nikita Kadan und Pixelated Realities bewegen sich mit ihren Arbeiten in einem Archivierungsauftrag zerstörter Gebiete. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen Bögdana Kosmina und Bogdan Tetianych mit der Rekonstruktion der Biotechnosphere des verstorbenen Künstlers Fedir Tetianych. Die Arbeit wurde in den 80ern aufgrund von Materialknappheit auseinandergenommen. Auch das Hologramm eines Dinosauriers in der Arbeit You will survive von Yuri Yefanov greift das Weiterleben in der Reproduktion auf. 

Marta Dyachenko und Zhanna Kadyrova untersuchen post-industrielle Einflüsse auf Architektur und Materialität. Sie setzen Fragmente des Zerfalls in einen neuen Kontext auf der Suche nach neuen Utopien. Gleichzeitig reagieren auch die Kino Pavillons auf die Architektur des Salzlagers, indem die Auswölbungen nach innen kehren und Raum für die Videoarbeiten bieten. 

„Landscapes of an Ongoing Past“: Auf der Suche nach Zukunft

“Utopien der Vergangenheit” ist das Thema der Ausstellung. Die Kunstwerke dienen der Erinnerung und Verarbeitung der bis heute von Aufbau und Zerfall geprägten Landschaften. Das Nachwirken der ehemaligen Sowjetunion zeigt sich auch in den Arbeiten dieser neuen Generation von Künstler*innen, die sich mit den fortwährenden Umbrüchen beschäftigen müssen. 

In dieser zeitgenössischen Auseinandersetzung mit historischen Vorgängen wird das Nomadentum der Kunst und der Künstler*innen beleuchtet. „Landscapes of an Ongoing Past“ vermittelt das historische Welterbe, welches sich in die Landschaft des postindustriellen Ruhrgebiets einschreibt und auflebt.

Bock auf mehr STROBO? Lest hier: Steinharter Techno auf Zollverein.

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