Als riot but cute. stehen Luis, Len und Tibor gemeinsam auf der Bühne. Die Band spielt eine Mischung aus Indie und Midwest Emo. Mit ihrem eigenen Gig auf dem Juicy Beats kommen für die Dortmunder einige Kindheitserinnerungen aus dem Westfalenpark hoch. STROBO hat mit den drei Freunden über ihre Ziele und musikalische Identität gesprochen.
STROBO: Ihr drei seid zum ersten Mal beim Juicy Beats aufgetreten. Wie war‘s für euch, einen so großen Auftritt in eurer Heimat zu haben?
Luis: Es war wunderschön! Ich fand’s cool, dass wir so eine Fanbase hatten, mit Leuten, die uns kannten. Und es waren viele Neue da, die es scheinbar auch gefühlt haben – die Mischung ist richtig toll.
Tibor: Aber erst mal dauert es wahrscheinlich bis morgen, bis wir wieder gesettled sind. Das war unser erstes richtig großes Festival. Die Stadt selbst hat da gar nicht so viel ausgemacht. Sondern eher, dass man das Juicy Beats kennt und als Kind auch schon hier war.
Len: Ich war voll oft schon mit meinem Vater beim Juicy Beats, als ich ultra klein war. Da mochte ich zwar die Hälfte der Musik hier nicht, aber bin immer als kleiner Atze mit rumgelaufen.
Luis: Ich würde tatsächlich sagen, es fühlt sich nicht nach einem typischen Dortmund-Gig für usn an, wie im subrosa oder FZW. Dieses Festival-Ding ist eben nochmal ganz anders, vor allem das Gefühl auf der Bühne. Ist halt beides geil: Einmal auf einer kleinen Bühne oder Kneipe, da ist es total voll und eng davor. Aber hier auf der Bühne kann man so richtig rumrennen. Das ist vom Sound und der Fläche und allem viel größer.
Tibor: Open-Air-Feeling ist immer krass. Außerdem spielt Len sehr laut Schlagzeug – das geht hier gut.
Luis: Es war auch heftig, mit dem Auto hierhin zu kommen und die ganzen Massen an allen Eingängen zu sehen. Len hat immer den Witz gemacht, dass ja alle nur für uns kommen. Von wegen: ‚Oh, schon wieder 100 Leute nur für uns‘.
Früher Kinderzimmer, heute Juicy Beats
STROBO: Okay, die Mainstage war’s zwar nicht ganz, aber auf die anderen Bühnen muss man es ja auch erst mal schaffen. Wie habt ihr euch als Band überhaupt zusammengefunden?
Tibor: Wir haben uns das erste Mal getroffen, so zwei Wochen vor unserem ersten Konzert. Da waren wir 15 oder 16. Und ich wollte unbedingt auf dem Sommerkonzert bei meiner Schule spielen. Von einem Musikschulprojekt kannte Len. Zwar nicht gut, aber ich meinte zu ihm: ‚Hast du Lust da Schlagzeug zu spielen?‘ Und dann kannte ich noch einen Gitarristen über Ecken, nur der ist doch noch abgesprungen. Aber ich wollte das unbedingt machen. Len hat dann Luis vorgeschlagen, weil die sich schon von ganz früher kennen.
Len: Ja, straight aus dem Kindergarten.
Tibor: Dann waren wir das erste Mal in Lens Kinderzimmer. Wir kannten uns gar nicht richtig und waren mehr so: ‚Ja, was machen wir jetzt?‘.
Luis: Ich glaub, wir haben auch nur drei Mal geprobt.
Tibor: Ja, drei Mal geprobt und direkt auf die Bühne. Das hat richtig zusammengeschweißt. Über die Zeit haben wir uns dann zusammen einen Proberaum organisiert und ganz viel Zeit darin verbracht und haben uns auch so getroffen. Wir sind mittlerweile zusammengezogen und sind einfach beste Freunde.
STROBO: Ihr habt euer erstes Album veröffentlicht dieses Jahr. Was sind eure nächsten Pläne?
Luis: Wir sagen’s als EP! Spotify listet’s als Album, aber es sind sieben Songs, es sind 20 Minuten – das kann noch kein Album sein. Grad nehmen wir erst mal noch eine Single auf mit zwei Songs. Und danach kommt wahrscheinlich nochmal eine EP und dann ein Album.
Len: Heißt: Single im Winter, im darauffolgenden Sommer die EP und dann das Album. Für das Album wollen wir uns viel Zeit nehmen, das soll ausreifen.
Tibor: Ein Debütalbum braucht Zeit wie ein guter Hefeteig.
Real, emotional, punkig
STROBO: Und wie läuft das ab, wenn ihr eure Songs produziert?
Tibor: Was das Musikalische angeht, machen wir sehr viel zusammen, vor allem seit wir zusammengezogen sind. Jemand hat den ersten Impuls, schreibt die Skizze und an der arbeiten wir dann alle zusammen. Dadurch sind die Lieder jetzt viel ausgereifter, weil wir gemeinsam was in den Topf werfen können. Am Anfang war das noch anders. Ansonsten sind die anderen Aufgaben in der Band aufgeteilt. Den Videoschnitt und Ton, also das Technische, das macht Len alles. Luis macht Booking-Sachen, das ist auch echt viel Arbeit. Ich mach Social Media. Aber musikalisch dann zusammen.
STROBO: Und das habt ihr euch wahrscheinlich alles selbst beigebracht?
Luis: Ja, wir hatten alle mit unserem Instrument ein bisschen Musikschulunterricht. Songwriting war Try and Error. Die ersten Songs von uns würden wir so auch nicht mehr spielen.
Len: Ne, aber einer ist echt uralt und den spielen wir trotzdem. Der ist sogar noch mit auf der EP: Crime.
Tibor: Den hab ich geschrieben und der war damals noch gar nicht ausgereift. An dem haben wir dann zusammen nochmal gearbeitet.
Len: Und mittlerweile ist der echt gut machbar!
Luis: Es hat sich so entwickelt, dass die Songs, die wir jetzt schreiben, immer mehr dem Genre entsprechen, was wir privat hören. Das war am Anfang nicht so, da haben wir geguckt, was gut klingt und was wir spielen können. Aber mittlerweile können wir wirklich unseren Stil umsetzen.
STROBO: Als was genau beschreibt ihr euer Genre?
Tibor: Schwierig, wir haben dem selbst mal den Namen Bedroom-Punk gegeben. Aber das haben wir dann gegoogelt und das war in Wirklichkeit ein ganz anderes Genre. Aber es sind eben diese Einflüsse von Indie, die Mischung aus Punk und emotionalen Texten. Selbstgeschrieben und im Independent-Style.
STROBO: Und das entwickelt sich ja bestimmt noch immer weiter.
Len: Ja, gefühlt bei jedem Song.
Luis: Mir hat immer geholfen: Ich hab viel mir angehört, was ich privat mag. Keine Noten und so, sondern welche Aspekte generell ich davon gut finde. Dann hab ich einfach ein bisschen ausprobiert und rumgespielt. Ein bisschen Musiktheorie muss man aber auch lernen!
Tibor: Len und ich haben auch einen Class-Hintergrund.
Len: Ja, wir waren bei der Jazz-Akademie.
Tibor: Heißt, wir haben dadurch eben auch einige Musikkenntnisse bekommen, andere Influences. Da haben wir viel musikalisch gelernt. Eigentlich ist es so, dass wir so lange probieren, bis es klingt. Textlich nehmen wir viel aus dem Alltag, was uns beschäftigt, was in uns drin ist – eben wie wir die Welt sehen.
Luis: Unser Anspruch ist es, Alltagssachen, generelle Themen à la Mental Health oder zwischenmenschliche Beziehungen darzustellen. Und das alles zwar sehr ästhetisch, trotzdem so, dass es real ist. Kein übertriebenes Songwriting und wir dichten auch nichts dazu. Es ist das, was wirklich passiert ist.
riot but cute.: „Es ist cool, eine Haltung zu haben.“
STROBO: Was ist euch sonst noch wichtig?
Tibor: Auf jeden Fall, dass wir Freunde bleiben.
Len: Wir wohnen jetzt fast ein Jahr zusammen und haben uns noch nie wirklich groß gestritten. Wir hängen die ganze Zeit aufeinander rum und es funktioniert alles und es ist einfach schön.
Luis: Und ich glaub, es ist cool, eine Haltung zu haben. Dass das, was wir machen, immer etwas für uns aussagt. Ich denke, man merkt, wenn wir spielen, dass es für uns eine Bedeutung hat. Deswegen sind wir auch so emotional erschöpft nach den Auftritten, weil man so viel da ausleben kann.
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