Charts-Hits im Minuten-Takt – So war es auf dem San Hejmo-Festival

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Vom 18. bis zum 19.8. fand am Airport Weeze zum zweiten Mal das San-Hejmo-Festival statt, das nicht nur mit einem durchmixten Line-Up zu überzeugen versuchte, sondern auch mit Urban Art und jede Menge Street Food. STROBO-Autor Max war einen Tag vor Ort und hat sich das Festival angeschaut.

Zugegeben, der Airport Weeze ist nicht mehr so ganz Ruhrgebiet. Für große und vor allem neue Festivals lohnt sich aber ein Blick über den Tellerrand hinaus. Und so sitze ich am Freitag im Auto Richtung holländische Grenze, die Anreise aus dem Ruhrgebiet ein Katzensprung. Schon mal ein Pluspunkt. Es ist bestes Festival-Wetter angesagt, die Regencapes können getrost zu Hause gelassen werden. Die Grundpfeiler, ein Festival auszukundschaften, welches vor zwei Jahren mit einem Knall auf der Landkarte erschien, sind also gelegt.

San Hejmo – übersetzt “Heiliges Zuhause”  

Das San Hejmo – aus dem Esperanto übersetzt: „Heiliges Zuhause“ – ist quasi die kleine Schwester vom Parookaville. Beide finden am stillgelegten Teil des Flughafens Weeze statt und werden vom selben Team organisiert. Nur die Konzepte unterscheiden sich etwas:

Weniger elektronische Musik, stattdessen die Beletage der deutschen Pop-Musik. Am heutigen Abend sehen wir Marteria, Cro, Provinz. Neben der Musik soll es sehr viel Urban Art zu bestaunen geben und eine große Auswahl an Street Food aus aller Welt. Während ich mir bei der Musik ungefähr vorstellen kann, was ich erleben werde – Bühne, laute Musik, wahrscheinlich viele Menschen – stellt sich mir doch die Frage, wie viel Urban Art sich im San Hejmo versteckt.

Foto: Robin Böttcher

Markenstände, Essen und Urban Art 

Ankunft in Weeze am frühen Abend. Ich passiere den Eingang, über dem groß „San Hejmo“ steht, die letzten Akkorde von Tokio Hotel „Durch den Monsum“ schallen über das Gelände. Alles ist groß und sehr weitläufig, nicht so groß wie beim Parookaville, aber immer noch sehr groß. Bevor es also zur Musik geht, steht der obligatorische Entdeckungs-Rundgang an. Überall gibt es etwas zu „erleben“. Unternehmen bieten eine ganze Reihe an Aktivitäten an, um die Beziehung zur Marke zu stärken oder mit ihren Produkten zu überzeugen. Bei 1LIVE gibt’s Karaoke und eine Fotobox, Pitu macht ein klassisches Glücksrad, bei Gizeh mache ich es mir in einem Liegestuhl gemütlich und teste Zigarettenblättchen. Zwischendurch jede Menge Essensstände, die alles anbieten, was man leicht mit der Hand essen kann. Street Food beim San Hejmo: Eher Döner und Pommes als Enchiladas aus Argentinien oder Meet Pies aus Nigeria. Beim Thema Urban Art habe ich jedoch das Gefühl, dass sich sehr viel Mühe gegeben wurde, das weitläufige Gelände spürbar mit allerhand Kunstwerken und Installationen aufzuwerten. In der heutigen Zeit ist natürlich alles auf die Instagrammlebilität (Eine Wortschöpfung meinerseits) ausgerichtet, aber immerhin. Festivalbesucher:innen können teilweise auch selbst künstlerisch aktiv werden und zum Beispiel eigene San-Hejmo-Schilder bemalen.

Viele Acts und wenig Umbaupausen

Jetzt noch einmal am Glücksrad drehen und dann geht’s zur großen Bühne. Besser gesagt: Zwei Bühnen. Um die Umbauzeiten zu verkürzen, wechseln sich zwei nebeneinanderstehende Bühnen mit der Beschallung ab. Wer also hinten steht, muss seinen Blick nur von links nach rechts drehen, wer vorne steht, ein paar Meter gehen. Somit sind die Pausen kurz und das Programm lang. Während bei Wanda noch auffällig wenige vor der Bühne stehen und „1,2,3,4,“ mitsingen, füllt sich bei Provinz langsam die Bühnen-Area. Mit ihrem melancholischen Indie-Pop und Texten über das Aufwachsen auf dem Land spielen sie nicht nur in den Sonnenuntergang, sondern holen auch das Publikum ab. Sänger Vincent fragt, wer ebenfalls vom Land kommt, die große Mehrheit jubelt.

Der Festival-Tag ist zu Ende. Die Nacht beginnt. Rapper Marteria macht Kontrastprogramm und lässt das San Hejmo tanzen. Kurzweilig, aber dafür sehr intensiv. Schließlich bringt Cro das Festival für mich musikalisch auf den Punkt: Mit Songs wie „Easy“ oder „Alles Dope“ trifft er den Vibe, den das Festival zuvor zu vermarkten versucht hat. Auch in den hinteren Reihen wird mitgesummt und getanzt. Ein sommerlicher Festival-Vibe, bei immer noch angenehmen Temperaturen in Weeze. Auf Alligatoah verzichte ich, es ist Zeit für die Elektro-Stage. Hier dreht gerade Alle Farben mit ordentlich BPM auf. Manche Leute shuffeln. Da ich noch den Heimweg antreten muss, markiert er für mich den Festival-Abschluss. Am Samstag wird unter anderem noch Apache auftreten, auf den sich hier den geführten Gesprächen zufolge die meisten Leute freuen.

Foto: Julian Braasch / San Hejmo

Natürlich ist das San Hejmo ein kommerzielles Festival, Bier und Essen sind teuer und auch die Ticketpreise nicht für jeden Menschen zu bezahlen. Wer aber Bock auf eine lockere Atmosphäre und jede Menge Radio-Hits hat, für den könnte sich ein Besuch lohnen. Ich bin gespannt, wie es mit dem Festival weitergeht.

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