4 queere Filme vom Internationalen Frauen* Film Fest, die ihr gesehen haben solltet

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Heute startet das Internationale Frauen* Film Fest Dortmund+Köln. Rund 70 Filme werden in diesem Jahr digital gestreamt. Wir stellen Euch vier queere Filme rund um Sexualität und Geschlechtsidentität von Filmemacherinnen vor, die ihr unbedingt sehen solltet.

1. One in a Thousand von Clarisa Navas: Das Leben einer LGBTQI*-Community in einer argentinischen Sozialwohnungssiedlung

Worum geht’s? One in a Thousand (Original: Las Mil y Una) ist ein argentinisch-deutscher Coming-of-Age Film, der das Leben und die Freundschaft queerer Jugendlicher in einer Sozialwohnungssiedlung in einer Stadt im Norden Argentiniens porträtiert. Beim Internationalen Frauen* Film Fest Dortmund+Köln ist das Werk von Clarisa Navas im Spielfilmwettbewerb nominiert. Die Protagonist:innen zeichnen sich in One in a Thousand durch ihre Vielfältigkeit und Nahbarkeit aus, vor allem geht es aber um die Liebesgeschichte zwischen der schüchternen Iris und der erfahreneren und selbstbewussten Renata, über die viele Gerüchte im Viertel kursieren.

Wer ist die Regisseurin? Clarisa Navas ist eine argentinische Regisseurin, die bildende Kunst in Buenos Aires studiert hat. Las Mil y Una ist ihr zweiter Spielfilm und lief auf der Berlinale 2020 als Eröffnung der Sektion Panorama. Neben Spielfilmen liegt der Fokus ihrer Arbeit vor allem auf Serien und Dokumentationen. Außerdem arbeitet Navas als Dozentin und Tutorin.

Warum der Film eine Empfehlung ist: Weil er queeres Leben in einem ganz natürlichen und unverkrampften Umfeld zeigt. Themen wie Homosexualität und Transidentität werden eingeführt, ohne dass sie überbetont werden – sie sind einfach Teil der Geschichte. Die Liebesgeschichte zwischen Renata und Iris wird von Clarisa Navas zudem sehr intensiv erzählt, man fiebert mit den Protagonist:innen und ihren Geschichten mit. Das Setting von Las Mil y Una ist ebenso spannend, da der Film die Geschichte aus einer sozial wenig privilegierten Sicht erzählt.

2. Unapologetic von Ashley O’Shay: Queerfeminismus und Black Lives Matter

Worum geht’s? Unapologetic ist eine US-amerikanische Dokumentation, die sich mit der Geschichte der Black Lives Matter Proteste in Chicago auseinandersetzt und sie aus einem queerfeministischen Blick beobachtet. Die Aktivistinnen Janaé Bonsu und Bella BAHHS kämpfen, unter anderem nach den Ermordungen der schwarzen Jugendlichen Rekia Boyd 2012 und Laquan McDonald 2014 in Chicago durch Polizisten, in queerfeministischen Gruppen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Unapologetic begleitet ihren Aktivismus. Die Dokumentation wird vom Internationalen Frauen* Film Fest Dortmund+Köln im Rahmen der Sektion begehrt! – filmlust queer gezeigt.

Wer ist die Regisseurin? Die Dokumentarfilmerin Ashley O’Shay aus Chicago zeigt mit Unapologetic ihren ersten Langfilm. Zuvor hatte sie unter anderem bei der Dokumentarserie Surviving R. Kelly mitgearbeitet.

Warum der Film eine Empfehlung ist: Unapologetic ist eine sehr eindrucksvolle Dokumentation, die mit den Black Lives Matter Protesten auch eine sehr aktuelle Thematik anspricht. Dabei ist gerade spannend, dass die Protagonistinnen zeigen, wieso Feminismus und weibliche sowie queere Blickwinkel in der Bewegung unabdingbar sind. Ein weiteres Highlight der Dokumentation sind die eindrucksvollen Rap- und Spoken Word-Performances von Bella BAHHS.

3. Forgotten Roads von Nicol Ruiz Benavides: Chilenischer Spielfilm zeigt queere Liebe im Alter

Worum geht’s? Nachdem Claudinas Mann gestorben ist, muss sie mit 70 Jahren zu ihrer Tochter und ihrem Enkelsohn ziehen und dort in ihr neues Leben finden. Dabei hilft ihr vor allem Elsa, die Nachbarin ihrer Tochter, in die sich Claudina schnell verliebt. Es stellt sich heraus, dass Elsa nicht die erste Frau ist, an die Claudina in ihrem Leben ihr Herz verloren hat. Die beiden beginnen eine intensive Liaison, die jedoch bald auf die Probe gestellt wird: von Claudinas strenger Tochter, die sie davon abbringen möchte, und auch von den konservativen Bewohner:innen des Dorfs. Dazu kommt, dass Elsa verheiratet ist – mit einem Mann. Im Internationalen Frauen* Film Fest Dortmund+Köln wird Forgotten Roads in der Sektion begehrt! – filmlust queer gezeigt.

Wer ist die Regisseurin? Die Filmemacherin Nicol Ruiz Benavides aus Chile zeigt mit Forgotten Roads (Original: La Nave Del Olvido) ihr Spielfilmdebüt. Sie arbeitet zurzeit an ihrem zweiten Spielfilm.

Warum der Film eine Empfehlung ist: In Forgotten Roads geht es um queere Liebe, wie sie nicht oft erzählt wird: nämlich um queere Liebe im Alter. Und genau das macht den Film besonders. Die Intensität der Gefühle der beiden Protagonistinnen erinnert an Coming of Age-Filme und zeigt, dass sich Liebe im Alter nicht von der in der Jugend unterscheidet. Dazu kommt, dass Geschichten von älteren Frauen generell nicht häufig erzählt werden – Forgotten Roads setzt den bestehenden Erzählweisen etwas entgegen und schafft Sichtbarkeit für die Lebensrealitäten queerer Frauen im Alter. Nicol Ruiz Benavides schafft es, mit wenig Worten umso mehr Gefühl auf die Leinwand zu bringen und eine einzigartige wie tragische Liebe zu porträtieren.

4. Threshold von Coraci Ruiz: Familien-Dokumentation über Transidentität und Geschlechtlichkeit

Foto: Coraci Ruiz.

Worum geht’s? Threshold ist eine Dokumentation von der brasilianischen Filmemacherin Coraci Ruiz, die die geschlechtliche Selbstfindung und Transition ihres Kindes Noah über drei Jahre zeigt – und wie sie diese Findung empfindet. Dabei zeigt sie in ruhigen Bildern, dass Geschlechtsidentität nicht immer eindeutig ist und sein muss, und gibt ihrem Kind Noah selbst die Chance, diese zu reflektieren.

Filmmontagen zeigen das Verhältnis zwischen den beiden Protagonist:innen und lassen auch Coraci Ruiz‘ Mutter zu Wort kommen. Dadurch wird die Geschichte einer früh politisierten und alternativ lebenden Familie über drei Generationen gezeichnet.

Wer ist die Regisseurin? Coraci Ruiz ist eine Dokumentarfilm-Regisseurin aus Brasilien, die Tanz und audiovisuelle Kultur studiert hat. Ihr Film Letters to Angola von 2021 hat Preise in Brasilien, Angola, Portugal und Belgien bekommen.

Warum der Film eine Empfehlung ist: Weil die Dokumentation einen sehr privaten Einblick in eine Familie und eine starke Mutter-Kind-Beziehung gibt, die mit den Themen Transition und Nicht-Binarität konfrontiert wird. Coraci Ruiz lässt uns in einer Filmmontage bei sehr intimen Szenen zuschauen und reflektiert die Transition ihres Kindes immer wieder selbst. Das ist auch, was die Dokumentation sehenswert macht. Denn Ruiz schafft es, ihre eigene Gefühlswelt zu beleuchten, Zweifel und Angst anzusprechen und dabei immer den vollen Respekt gegenüber ihrem Kind zu zeigen. Dabei liegt der Fokus der Dokumentation nicht nur auf der geschlechtlichen Selbstfindung Noahs, Ruiz beleuchtet auch die politische Lage Brasiliens unter dem Ex-Präsidenten Michel Temer.

Den Trailer zu Threshold könnt ihr über die Seite der Produktionsfirma hier sehen.


Wo kann ich die Filme sehen?

Das Internationale Frauen* Film Fest Dortmund+Köln startet heute. Tickets für die einzelnen Filme könnt ihr noch bis zum 20. Juni buchen. Die gebuchten Filme sind immer für 48 Stunden freigeschaltet und können in diesem Zeitraum beliebig oft geschaut werden. Das Ticket für einen Einzelfilm kostet 5,50 Euro, Kinder- und Jugendfilme kosten 3 Euro. Außerdem gibt es Dauerkarten mit Ermäßigungen (zum Beispiel drei Filme für 12 Euro). Weitere Details gibt es auf der Seite des Internationalen Frauen* Film Fests.

Bock auf mehr STROBO? „Wir können an der Kinokasse mitbestimmen“ – Interview zum Internationalen Frauen* Film Fest

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