Die Taylor X Harry Night zieht durch die Clubs Deutschlands, macht unter anderem Halt in Frankfurt, Hamburg, Köln – und Dortmund. Im FZW hat die DJ caracolumna die Diskographien der beiden Stars von vorne bis hinten durchgespielt. STROBO-Autorin Josiane Speckenwirth will das auf keinen Fall verpassen und erlebt dabei den absoluten Peak der Girly-Pop-Kultur.
Das FZW empfängt mich am Samstagabend mit den letzten Tönen von „Death by a Thousand Cuts“ von Taylor Swift. Ich wünschte mir, ich wäre doch schon rechtzeitig angekommen, um die Bridge noch zu hören. Immerhin lief dieses Lied ziemlich wahrscheinlich noch nie in einem Dortmunder Club – aber das hier ist keine random Party, sondern die Taylor X Harry Night. Deshalb muss ich mir keine Sorgen machen, wenn ich mal ein Lied verpasse. Denn das Konzept der Veranstaltung: Die ganze Nacht über gibt es ausschließlich Taylor Swift und Harry Styles (inklusive One Direction) zu hören. Ein absoluter Girly-Pop-Traum. Mitten in Dortmund. Und STROBO ist dabei.
Von „Long live (Taylor’s Version)“ bis „Falling”
Taylor Swift und Harry Styles die ganze Nacht: Für alle Swifties und Harry-Fans ist die Musikauswahl bei dieser Veranstaltung natürlich fantastisch. Zu keinem Zeitpunkt denke ich, ich würde mich jetzt lieber nach draußen zu den Raucher:innen stellen und kurz Pause machen. Denn es läuft einfach nicht ein Lied, das ich nicht zumindest ein bisschen mag.
Die DJ caracolumna spielt im Wechsel Songs der beiden Stars. Das heißt: Lieder aus den drei Solo-Alben von Harry Styles, diverse Tracks von One Direction und Songs von Taylor Swift, einmal quer durch ihre zehn Eras hindurch (und wenn möglich natürlich (Taylor’s Version)). Dabei reicht die Songauswahl von „Long live (Taylor’s Version)“ über „Drag me down“ bis zu „Falling“. Und sogar „Medicine“ läuft, was Harry nur auf ausgewählten Konzerten spielt und nirgendwo veröffentlicht hat – spätestens das holt mich komplett ab. Ich bin nur ganz kurz enttäuscht, als ich erst „Shake It Off“ und dann „As It Was“ höre. Ich dachte, das wird ein Abend abseits der Mainstream-Hits? Aber offensichtlich dürfen die bei so einem Anlass eben auch nicht fehlen.
In den genau richtigen Momenten ist die sonst extrem ausgelassene Stimmung aber plötzlich sehr emotional und traurig aufgeladen. I’m looking at you, „Sign of the Times“ und „exile“. Viele Besucher:innen weinen, umarmen sich, setzen und legen sich teilweise auf den Boden, nehmen die Musik in sich auf. Auf anderen Partys ein absoluter Stimmungskiller, hier mehr als erwünscht.
Taylor X Harry Party – ein einziger Insider
Zusammen schreien wir „Fuck the Patriarchy“ bei „All too well (10 Minute Version) (Taylor’s Version)“ und bootscooten anschließend zu Harrys „Treat People with Kindness“. Alle, die nicht in der Taylor-Swift-Harry-Styles-Bubble sind, können jetzt vielleicht nicht relaten. Aber für mich ist genau das das Schöne daran. Dass dieser ganze Abend im Prinzip ein riesengroßer Insider ist.
Dazu gehört natürlich auch die Auswahl der Outfits. Obwohl es keinen Dresscode gibt, lässt sich auf jeden Fall ein Muster erkennen: Neben Merch gibt es jede Menge Friendship-Bracelets, Glitzer und Federboas, alle sind einfach super süß zurecht gemacht. Ich stelle mir vor, dass es auf den Konzerten der Künstler:innen wohl ähnlich aussieht. Die Leute im FZW connecten darüber, in welcher der Taylor-Swift-Eras sie sich selbst gerade sehen oder welches Konzert-Outfit von Harry Styles ihnen das Liebste ist. Wie schon gesagt: eine Nacht voller Insider.
Party wird zum Safe Space
Über den Abend hinweg stelle ich vor allem fest, was mich sonst beim Feiern oft stört. Nicht die Menschenmassen selbst, sondern ihre Dynamik. Was ich an diesem Abend – im Gegensatz zu sonst – nicht erlebe: Männer, die einen ungefragt anfassen und sich gern umständlich und mit einem Griff an die Hüfte an einem vorbeischieben oder sich sonst wie übergriffig verhalten.
Hier bin ich umringt von Frauen, die einander Komplimente für die Outfits oder das Make-up machen und sich entschuldigen, wenn sie jemanden versehentlich anrempeln. Die Party im FZW stellt sich als absoluter Safe Space heraus. Mit Menschen, unter denen man sich beim Feiern wohlfühlt, die alle eine gute Zeit haben wollen – und dabei aufeinander Rücksicht nehmen.
Mir kommt immer wieder der Gedanke: Wie schön, dass diese beiden Künstler:innen und ihre Musik so etwas auslösen. Dass sie ein Publikum anziehen, in dem so ein Verbundenheits- und Sicherheitsgefühl überhaupt erst möglich ist.
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