„Empowerment ist viel zu kurz gekommen“- Florence im Interview

Newcomerin Florence aus Duisburg macht souligen Deutschpop, in dem es um Empowerment geht. Heute hat sie ihre neue Single „Für immer jung“ veröffentlicht. STROBO hat sich mit der Sängerin getroffen und mit ihr über ihre Vorbilder, ihre Songs und Empowerment gesprochen. 

STROBO: Florence, deine erste Single Keiner kann mich hindern ist vor rund sieben Monaten erschienen und heute deine neue Single „Für immer jung“. Wie bist du dazu gekommen, deine Songs zu veröffentlichen?

Florence: Vor ungefähr einem Jahr war ich unzufrieden mit meiner Situation und hatte einfach Lust, was Neues zu starten. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon in einer Band Musik gemacht, aber solo Musik zu machen war da noch unangetastet für mich. Dann habe ich mich dazu entschieden, meinen alten Bekannten Boby Purakal anzuschreiben. Der hat ein Studio gegründet. Wir haben uns getroffen und nach acht Stunden war der erste Song fertig.

STROBO: Was macht deine Musik aus?

Florence: Aktuell mache ich einfach das, was sich gut anfühlt und gut anhört. Was ich mir wünschen würde, ist, dass meine Zuhörer:innen eine starke weibliche Stimme in meinen Songs wahrnehmen. 

Nicht nur musikalisch und gesanglich, sondern auch inhaltlich. Außerdem wünsche ich mir, dass sich meine Zuhörer:innen in den Songs wiederfinden können. Das größte Kompliment, was ich bisher bekommen habe, ist, dass jemand meinen Song gehört hat und mir anschließend gesagt hat: Ich habe mich in ihm wiedergefunden. Der Song hat mir geholfen. 

STROBO: Deine Musik klingt sehr soulig. Hast du Vorbilder aus dem Genre? 

Florence: Im deutschen Bereich finde ich Joy Denalane super. Als Kind habe ich die ganzen 2000er Hits und Sounds aus den USA gehört, da war von Beyonce bis Alicia Keys alles dabei. Aktuell mag ich Jeremias gerne, obwohl die eher aus dem Indie-Bereich kommen. Dazu muss ich sagen, dass Soul einfach ein Bereich ist, in dem meine Stimmt gut funktioniert. 

STROBO: Du schreibst deine Songs selbst. Wie gehst du dabei vor?

Florence: Eigentlich gibt es zwei Arten, wie ein Song zustande kommt. Die erste ist, dass mein Produzent Boby und ich mit einem coolen Beat oder einem coolen Sample anfangen und darauf aufbauen. Daraus entsteht ein Instrumental. Danach kommen dann der Text und die Melodie, das schreibe ich meistens zu Hause am Klavier. 

In letzter Zeit ist es aber vermehrt vorgekommen, dass ich zu Hause am Klavier Songs geschrieben habe und damit ins Studio gegangen bin, um den Song zu produzieren. Das ist die zweite Art und macht einen großen Unterschied. Die Songs, die ich am Klavier schreibe, sind viel persönlicher. Da spreche ich direkt aus meinem Herzen und baue drumherum ein Gerüst aus Beats. 

STROBO: Was inspiriert dich zu neuer Musik?

Florence: Mir ist aufgefallen, dass alle meine Songs bisher verschiedene Lebensphasen widerspiegeln. Oft werde ich auf einen Konflikt aufmerksam gemacht, sei es die Berufswahl oder ein Umzug. In solchen Situationen kommen mir neue Ideen. 

Vor kurzem bin ich von Duisburg nach Krefeld gezogen. Als ich mit dem Zug über den Rhein nach Krefeld gefahren bin, hatte ich so einen Moment. Da ist mir aufgefallen, dass ich über meine Stadt schaue und so ist mir die Idee für meinen nächsten Song gekommen, an dem ich gerade arbeite. Es geht um Heimat, darum die eigene Stadt zu verlassen und Krisen. 

STROBO: Was möchtest du mit der Musik bei deinen Zuhörer:innen bewirken?

Florence: Ich möchte, dass sich die Leute durch meine Musik wohl und zu Hause fühlen. Außerdem würde ich gerne meine Erkenntnisse, die ich durch nicht so leichte Zeiten gewonnen habe, mit meinen Zuhörer:innen teilen. Gerade bei „Keiner kann mich hindern“ ist das offensichtlich. Niemand sollte sich von irgendwelchen Idiot:innen unterkriegen, an etwas hindern oder einreden lassen. 

STROBO: In deinen Songs geht es um auch Empowerment. Was bedeutet dir das Thema?

Florence: Das ist ein super wichtiges Thema. Gerade in der heutigen Zeit und in der jetzigen Generation machen sich Viele Gedanken darüber und das finde ich toll. Meiner Meinung nach ist das Thema Empowerment über Jahrzehnte viel zu kurz gekommen. Als ich klein war, habe ich ganz oft jemanden gebraucht, der mir sagt: Du bist gut so wie du bist. Zieh dein Ding durch und hab vor allem keine Angst. Hätte ich das gehabt, wären bestimmt viele Dinge in meinem Leben anders gewesen. 

Es ist sehr wichtig, den Weg für junge Menschen zu ebnen und denen zu zeigen, wo sie Hilfe finden. Es kommt nicht darauf an, wie jemand aussieht, wo er herkommt oder was er macht. Jeder sollte seine Ziele verfolgen. Ich glaube, wenn man das nicht beachtet, bleibt man in alten Strukturen, die aktuell so oft bemängelt werden. 

STROBO: Dein neuester Release ist ja noch sehr frisch. Trotzdem: Wie geht es bei dir in Zukunft mit der Musik weiter? Wird es demnächst ein Album geben?

Florence: Auf ein Album hätte ich tatsächlich Bock. Aber in erster Linie möchte ich, sobald die Pandemie es zulässt, live spielen. Dazu arbeite ich gerade an einem Set für Konzerte, allerdings fehlen mir auch noch ein paar Songs. Für den Anfang des Jahres sind auch noch zwei, drei neue Songs geplant, die ich releasen werde. Also wird es ein spannendes Jahr. 

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