„Wenn wir Sets spielen, spiegelt das unsere Freundschaft wider“ – DJ-Duo IndiAlman im Interview

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IndiAlman sind Alex und Ashef. Das DJ-Duo mischt die UK-Bass-Szene seit 2018 ordentlich auf. Angefangen hat alles im Ruhrgebiet – mittlerweile machen sie sogar Großbritannien unsicher. Im STROBO-Interview erzählen sie von ihren Anfängen und wie das Ruhrgebiet noch heute ein Stück Heimat ist.

STROBO: Ihr beiden, wofür steht IndiAlman eigentlich?

Alex: Der Name ist aus einer Schnapsidee entstanden. Ashef halten immer alle für einen Inder – was er offensichtlich nicht ist – und mit diesem neu-deutschen Slangbegriff des Almans haben wir mich bezeichnet. So ist diese Kombination entstanden.

STROBO: Wie habt ihr euch gefunden bzw. kanntet ihr euch schon vorher?

Alex: Wir haben uns über ein anderes Musikprojekt kennengelernt. Da habe ich in Internetforen bei so Battle-Rap-Turnieren mitgemacht und brauchte einen Videomenschen. Über einen anderen Freund bin ich dann an den Ashef geraten und ab dann hingen wir sowieso die ganze Zeit aufeinander. 

STROBO: Wie kam es dann dazu, dass ihr Musik machen wolltet?

Alex: Wir saßen zusammen in einem Shisha-Café und haben einfach gesagt: „Boah, lass doch zusammen einen DJ-Controller kaufen.“ Das haben wir dann auch gemacht. Einen ganz günstigen – wir wollten erst mal schauen, ob das überhaupt Bock macht. Den haben wir dann alle zwei Wochen hin und her geschoben und einfach das aufgelegt, worauf wir so Bock hatten. Irgendwann hatten wir ein Set, bei dem richtig viel UK-Garage und Bass Line drauf war. Da haben wir uns direkt in die Musikrichtung verliebt und gesagt: „Das ist das, worauf wir Bock haben.“ 

Ashef: Auf den ersten Uni-Partys haben wir vor sechs Jahren aufgelegt. Und dann hat’s so ein bisschen gedauert, bis wir unseren Sound gefunden und das alles etwas ernster genommen haben.

Ashef und Alex sind zusammen IndiAlman. Foto: David Peters.

IndiAlman: Über Rap und Uni-Partys zum UK-Bass

STROBO: Wie genau seid ihr auf UK-Bass gekommen?

Ashef: Der ausschlaggebende Faktor war, dass Alex mir damals die Pforten zu Dubstep und elektronischer, englischer Musik geöffnet hat. Wir haben uns ursprünglich über Rap-Musik kennengelernt und waren zusammen viel auf Rap-Konzerten. Dann bin ich irgendwann mit ihm nach Hause gefahren und er hatte einen Dubstep-Song bei sich im Auto laufen. Der Song hat mich auf jeden Fall mega gepackt und damit war’s dann um mich geschehen.

STROBO: Nochmal kurz zurück: Ihr habt auf Uni-Partys aufgelegt? 

Ashef: Diese Connection zu den Unis kam ursprünglich durch Freund:innen, die Teil der Fachschaft waren. Die erste Idee war zu fragen, ob wir nicht auf der Ingenieursparty spielen können. Das haben wir zwar gemacht, dann aber auch gemerkt, dass der Sound da nicht funktioniert. Also auf so Main-Uni-Partys, wo ein Massenpublikum abgeholt werden soll. Aber dann habe ich über Uni-Kurse eine Person kennengelernt, die das Line-Up für die MINT-Party an der Uni Essen gemacht hat. Das war eine der größten Partys der UDE. Die hatten mehrere Floors im Delta. Da durften wir dann Warm-up-Sets auf dem Elektro-Floor spielen.

STROBO: Ihr habt also im Ruhrgebiet angefangen?

Ashef: Ja, komplett! Wir hatten vor unserem Umzug nach Köln alles im Ruhrgebiet. Wir haben in den letzten Jahren super viel gemacht und probiert. Das Ruhrgebiet ist also ein Stück IndiAlman-Heimat. Wir hatten unseren Peak auch in den Ruhrgebietszeiten, als wir zusammen in einer WG gelebt haben. Ich bin dann in Essen geblieben und Alex ist nach Bochum gezogen. Durch diese Distanz haben wir auch wieder weniger miteinander gemacht. Das hat sich dann auch in dem Projekt widergespiegelt. Jetzt wohnen wir halt wieder sehr nah zusammen und kriegen dadurch ein bisschen mehr Wind ins Projekt.

STROBO: Was ist der Unterschied zwischen Köln und dem Ruhrgebiet?

Ashef: Köln ist jetzt – für die Musik zumindest – schon die deutlich interessantere Stadt. Einfach, weil hier super zentralisiert viele Möglichkeiten sind. Wir spielen nächste Woche zum Beispiel ein Store Set, im CSM-Plattenladen. Hier sind die Wege einfach kürzer und es gibt mehr Optionen, die man für so ein Independent-Projekt nutzen kann. Das Gefühl hatte ich im Ruhrgebiet leider nicht so. Da hatte ich irgendwann das Gefühl, dass ich alle Möglichkeiten erschöpft habe.

Alex: Ich glaube, die Anreise ist das Problem. Die Leute, die im Ruhrgebiet auf so eine Party gehen würden, die sind im ganzen Ruhrgebiet verteilt und müssten entsprechend dann die An- und Abreise geregelt bekommen. Was schwierig ist, wenn die Party bis 4:00, 5:00 oder 6:00 Uhr morgens geht. Und in Köln kriegst du so eine hunderter Venue eher voll mit Leuten als wenn du diese hundert Menschen, die gerade Bock auf diesen Sound haben, aus dem ganzen Ruhrgebiet an einen Ort bringen musst.

IndiAlman: „Uns gibt es nur im Doppelpack!“

STROBO: Okay okay, aber das Ruhrgebiet habt ihr sicherlich nicht abgehakt?

Ashef: Wir haben das Ruhrgebiet auf jeden Fall im Blick und das wird ein Spot bleiben, wo wir Hometown-Gigs und Veranstaltungen machen wollen und werden. Wir haben auch unsere „IndiAlman Invites“-Partyreihe. Die hat in Duisburg angefangen und wird auch weiterhin im Ruhrgebiet stattfinden – definitiv! Wir haben uns jetzt auch mit ein paar Friends aus dem Ruhrgebiet zusammengetan, die mittlerweile auch Bock haben, so eine UK-Bass-Party zu gestalten. Wir versuchen da gerade so ein kleines Kollektiv ins Leben zu rufen. Das wird sicher auch eine ganz coole Nummer im Ruhrgebiet.

IndiAlman haben auch schon Gigs in Großbritannien gespielt. Foto: David Peters.

STROBO: IndiAlman gibt es aber nur als Doppelpack?

Ashef: Ja definitiv! IndiAlman gibt’s nur im Doppelpack. Was wir auch super oft gesagt bekommen: Immer, wenn wir zusammenkommen und Sets spielen, spiegelt das unsere Freundschaft wider. Und ich glaube das ist so ein Effekt, den man nur bekommt, wenn man uns im Doppelpack erlebt. Wir bauen uns gegenseitig voll auf.

STROBO: Wie ist denn die Aufgabenteilung zwischen euch beiden?

Alex: Ich bin Produzent und DJ und Ashef macht die gesamte Social-Media-, Label- und Kommunikationsarbeit. Ich kann nämlich nur eine Sache – produzieren. Zusammen kommen wir dann, wenn alles geregelt ist und jeder seinen Teil gemacht hat. Dann findet man uns zusammen am Deck und es entsteht eine ganz schöne Symbiose. Wir haben schon oft gehört, dass man uns einfach ansieht, wie viel Spaß wir beim Auflegen haben und wie leidenschaftlich wir dabei sind. Dass sich das auch auf das Publikum überträgt und die Leute auch Freude daran haben, mit uns die Musik zu zelebrieren.

STROBO: Könnt ihr euch vorstellen, Musik in Vollzeit zu machen?

Ashef: Ich erhoffe mir nicht, dass ich hauptberuflich von der Musik leben kann. Das halte ich für eine Utopie. Ich mein: never say never. Aber es war nie so, dass ich alles auf eine Karte gesetzt habe. Das ist ein größeres Hobby geworden. Dafür bin ich jetzt in eine Vier-Tage-Woche gewechselt, damit ich ein bisschen mehr Zeit dafür habe.

Alex: Ja, man darf nicht vergessen, dass wir zwei Vollzeit-Jobs haben. Als Angestellte halt. Du müsstest also das, was wir jetzt verdienen, verdoppeln, sodass die Musik für uns eine Alternative wäre. Das ist noch ein ganz ganz weiter Weg.

Die UK-Ruhrpott-Connection

STROBO: Ihr habt auch schon im UK aufgelegt. Merkt man da einen krassen Unterschied, was die Crowd angeht?

Alex: Wenn man in Deutschland auflegt, dann schauen die Leute gar nicht zum DJ, sondern gucken sich eher gegenseitig an. In UK ist es fast wie bei einem Konzert: Die Leute gucken alle nach vorne und sobald du irgendwas spielst, was man kennen könnte, kennen das alle und singen mit. 

Ashef: Ich versuch das mittlerweile ein bisschen differenzierter voneinander zu sehen. Also, dass es zwei komplett unterschiedliche Vibes sind. Aber wenn ich so drüber rede, checke ich selber, wie schwer das zu beschreiben ist. Muss man dabei sein.

STROBO: Was war euer größtes Achievement?

Alex: Das erste Mal einen eigenen Song auf Rinse FM zu hören war ein Meilenstein, das war richtig krass.

Ashef: Kurz zur Einordnung: Rinse FM ist der größte Online-Radiosender der Welt. Ist auf jeden Fall UK-based und eine legendäre Radio Station. Wir waren in einer WG, haben es am Handy angehört und uns totgelacht, weil wir das nicht realisiert haben. 

Noch ein großes Achievement, was ich für mich persönlich habe, ist, dass wir ein Name in der Szene sind. Und das realisiert man nicht, wenn man hier in Deutschland sitzt. Erst wenn man dann in England ist, wird einem bewusst, dass wir da gar keine Unbekannten sind. 

Aber auch generell die Möglichkeiten, die wir dadurch bekommen haben. Alter, wir können in UK auflegen! Weil wir uns einen Scheiß-DJ-Controller in einer Shisha-Bar gekauft haben. Das ist komplett crazy. Das ist absurd, was das für Ausmaße angenommen hat. Ich checke das manchmal nicht.

STROBO: Was steht denn so als nächstes an?

Alex: Wir haben eine EP fertig, ein neues Solo-Release mit knapp fünf Songs. Alles Originals, diesmal keine Bootlegs, keine Remixes, sondern wirklich fünf Songs pur IndiAlman. Unser Song „Phobia“ ist seit heute draußen! Stream that shit! Und danach mal schauen. Ich kann vielleicht ein Projekt anteasern, da gibt‘s aber noch kein genaues Datum für. Da sind tatsächlich Features auf allen Songs. Wir haben uns mit Rapper:innen und Sänger:innen zusammen getan, um diese etwas „kommerziellere“ Schiene zu fahren. Also ein bisschen mehr Gesang, ein bisschen tanzbarer!

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