In Techno-Trance mit dem DJ-Kollektiv Delirium

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Luca und Flo, aka Pötti und Flotze, haben vor zweieinhalb Jahren das DJ-Kollektiv Delirium gegründet. Von einer fixen Idee entwickelt sich ihr Projekt zu einem festen Bestandteil der Essener Techno-Szene. Mit STROBO sprechen die beiden über ihre Motivation, die Shows und Wünsche für die Zukunft.

STROBO: Ihr beiden, warum sollte das Ruhrgebiet keine Delirium-Shows verpassen?

Pötti: Ich finde, Menschen müssen im Moment leben und diesen genießen. Wir sorgen genau dafür. Um unseren Vibe zu catchen, muss man zu unseren Gigs kommen. Es ist irgendwie familiär, die Musik ist geil und richtig gut.

Flotze: Außerdem legen wir immer sehr viel Wert darauf, dass unsere Partys den Standard halten, sodass wir selber immer diese Aufregung haben und richtig Bock auf die Show haben. Wir freuen uns immer auf die Leute, die da spielen, auf die Leute, die kommen. Wir haben quasi eine eigene Vorfreude auf das, was wir in den nächsten Wochen dann präsentieren möchten.

STROBO: Wo kann man euch denn überhaupt live sehen? 

Pötti: Unsere Homebase ist der Goethebunker in Essen. Da sind wir regelmäßig. In Zukunft werden wir uns im Ruhrgebiet ausbreiten, weil andere Clubs und Lokalitäten auf uns zukommen. Und wir haben da natürlich auch Bock drauf und wollen in andere Städte mal reinschnuppern. Aber wie wir es auch auf Insta im Namen stehen haben, repräsentieren wir schon in erster Linie die Stadt Essen.

Delirium hat ihre Homebase in Essen. Foto: Lennart Neuhaus.

Delirium: „Die Musik aufnehmen und es wirklich fühlen“

STROBO: Wie erklärt ihr einem richtigen Nerd, was ihr für Musik macht?

Flotze: Kontinuierlich-elektronische Musik erst mal.

Pötti: Techno im Endeffekt.

Flotze: Wie beschreibt man Techno?

Pötti: Ja, schwierig. Ich glaube, um Techno beschreiben zu können, muss man es erlebt haben. Damit man die Musik wirklich fühlen kann, muss man sie erstmal verstehen. Da bringt es nichts, alleine im Zimmer mit Kopfhörern sie zu hören. Da kommt kein Bass durch. Du spürst es nicht in deinem Körper. Du musst einfach rausgehen, dir Zeit nehmen und die Musik aufnehmen und es wirklich fühlen.

STROBO: Wie läuft die Arbeit in eurem Kollektiv denn ab? 

Flotze: Wir zwei sind der Kern. Wir haben Delirium vor zweieinhalb Jahren gegründet. Es waren am Anfang noch zwei andere dabei, die sind aber dann irgendwann abgesprungen. Inzwischen sind wir ein Team aus acht Personen. Wir haben eine Awareness-Leiterin, die Nana. Raphael, der unsere Finanzen und den wirtschaftlichen Faktor übernimmt. Und viele mehr. Wir beide machen das Organisatorische verstärkt, also Booking von DJs und Locations, Planung und Organisation von Shows usw. Jede und Jeder hat seine Aufgaben. Aber es hilft auch alle allen, wir unterstützen uns gegenseitig.

Pötti: Das Entscheidungsteam besteht aus fünf Personen, die alle gleichgestellt sind. Aber kommt es mal hart auf hart, dann treffen Flotze und ich die Entscheidung.

Vom „Grottenboxen Sound“ zu eigenen Veranstaltungen mit eigenen Gigs

STROBO: Und wie entstand Delirium?

Pötti: Puh, also ich saß mal so kurz nach Corona mit einem derjenigen, die nicht mehr dabei sind, in einem Café und wir haben uns beide gedacht, dass alle so träge und müde geworden sind. Niemand macht etwas Spannendes oder Neues. Es traut sich keiner mehr so richtig was. Da wollten wir einfach was starten. Das war auch der Moment, in dem wir gerade in diese Techno-Szene eingestiegen sind und dann haben wir gesagt: Lass doch einfach mal einen Wald-Rave machen, ein Kollektiv gründen und gucken, was passiert. Es war also Langeweile gepaart mit einem Überschuss an Kreativität. Dann sind wir zu Flotze, haben gesagt, wir machen das jetzt und Flotze nur: „Okay. Machen wir.“

Flotze: Die zwei Dullies kamen an und meinten nur: Du kannst Musik machen, du spielst dann und dann da und da, das und das wird der Name, wir machen Instagram und los geht’s.

Pötti: Ja und los ging’s! Wir haben dann hier im leeren WG-Zimmer einen Biertisch reingestellt und auf so Grottenboxen bisschen Mucke gemacht und dachten uns, wir würden das einfach gerne mal vor und für mehr Menschen machen.

STROBO: Und wieso der Name Delirium? 

Flotze: Der Name ist einfach gängig und hat Wiedererkennungswert.

Pötti: Klar ist es auch etwas provokant. Aber es passt einfach. Also dieser hypnotische Zustand, den man bei einer Techno Party erreicht. Nicht durch irgendwelche Substanzen, sondern durch die Musik, indem man sie fühlt, ist das, was wir damit aussagen wollen. Diese Trance, in der man sich befindet, wenn man alles um sich herum für ein paar Stunden vergessen kann und einfach eine gute Zeit hat. Das ist das, wofür Delirium steht.

STROBO: Mittlerweile seid ihr auch ein eigenes Label, richtig?

Pötti: Ja, wir haben ein kleines Label gegründet, damit wir allen befreundeten Musiker:innen und uns die Plattform geben können, Musik zu veröffentlichen.

Das Kollektiv Delirium fördert junge Djs, mittlerweile auch mit einem eigenen Label. Foto: Lennart Neuhaus.

Feiern zum Vorbereiten auf eigene Shows

STROBO: Wenn ihr mit euren Shows durch seid, was passiert dann?

Pötti: Nach Hause und schlafen. Ich bin meistens absolut gerädert. Auch wenn ich nicht selbst spiele. Wenn man selbst Veranstalter ist, dann will man ja auch, dass alles läuft und hat eine Menge Verantwortung. Fragst dann da mal, ob alles in Ordnung ist, musst hier nochmal was klären und bist am Ende total fertig und willst nur Ruhe.

Flotze: Wenn wir dann mal ein Wochenende frei haben, dann gehen wir durchaus gemeinsam feiern. Daher kommen wir, daher haben wir uns gefunden. Haben uns abgeschaut, wie gewisse Dinge zu funktionieren haben, wie sie aussehen sollten. Generell, wie wir auch nach außen wirken wollen. Das sind Dinge, die man in so einem Zyklus beim Feiern gehen verfolgen kann. 

Pötti: Ohne eigene Feier-Erfahrung wüsste man auch nicht, was eine gute Party ausmacht. Eigentlich ist es wie Recherche, wenn wir feiern gehen.

STROBO: Ihr habt sicherlich Vorbilder, die euch inspirieren. Welche sind das?

Flotze: Also konkrete künstlerische Vorbilder habe ich nicht. Mein Vater ist aber der, der mich zur Musik gebracht hat. Der hat einen wahnsinnigen Einfluss auf mich gehabt. Er ist sehr rockaffin und hat eine mega Sammlung. Während ich meinen USB-Stick habe mit 1000 bis 1500 Liedern drauf, hat er in seinem Zimmer 20 000 CDs stehen. Das prägt schon sehr.

Pötti: Also ich habe da direkt eine Idee, wenn es um unsere Visionen als Kollektiv geht oder auch meine eigenen als DJ: der Künstler DVS1. Ich habe mir unzählige Interviews angeguckt und der Typ ist meiner Meinung nach einfach ein krasser Visionär. Er vertritt starke Werte, wenn es darum geht, eine Community aufzubauen und wie man sich als DJ überhaupt gibt. Er zeigt, wie es möglich ist, wirklich erfolgreich zu werden und nicht einfach nur schnellstmöglich Fame zu bekommen. Außerdem haben mich auch meine Freunde, die selbst den Schritt gewagt haben, dazu inspiriert, es auch zu versuchen.

Luca und Flo haben das Kollektiv gegründet, mittlerweile sind sie ein größeres Team. Foto: Lennart Neuhaus.

Delirium über das, was noch kommt

STROBO: Wie sieht eure Traumzukunft aus?

Flotze: Wenn ich von einer Traum-Zukunft spreche, dann auf jeden Fall davon, dass das Team, so wie es jetzt ist, weitergeführt wird. Ich will nicht, dass es da irgendwelche Einschläge gibt oder negative Einflüsse. Wir sind alle Freunde und das soll auch definitiv so bleiben. Auf jeden Fall wollen wir auch mal ein Festival planen. Zum Beispiel wie The Third Room aus Essen. Sie planen auch Veranstaltungen in Essen und inzwischen überall auf der ganzen Welt. Zum Beispiel ein 10 000 bis 20 000 Publikum-Festival auf Zeche Zollverein. Das wäre schon sehr cool, wenn man so was irgendwann mal stemmen könnte. Da steckt nur auch deutlich mehr Verantwortung hinter und da müsste man sich definitiv noch erweitern.

Pötti: Mein persönlicher Traum ist es, da irgendwann mal von Leben zu können. Ob es jetzt Gigs sind, wo ich selbst als DJ gebucht werde oder regelmäßig so erfolgreiche Veranstaltungen zu machen, dass man sich davon sein Gehalt auszahlen kann. Irgendwann mal einen eigenen Club zu führen, in dem ich selber entscheiden kann, wäre mein absoluter Traum.

STROBO: Und wie sieht eure realistische Zukunft aus?

Pötti: Realistisch gesehen ist das gar nicht so abwegig. Wir sind jetzt schon an dem Punkt, an dem wir sagen, wir hätten niemals gedacht, dass wir hier landen. Seit Januar ist schon wieder so viel passiert. Dinge, die einen wirklich auch glauben lassen, dass man das erreichen kann. Ich denke, wenn wir das jetzt weiterhin mit viel Herzblut machen und nicht nur Dollarscheine sehen, dann sind wir auf einem guten Weg, unsere Träume zu erfüllen.

STROBO: Was können wir dieses Jahr von euch erwarten?

Pötti: Also wir sind sehr heiß auf eine Veranstaltung am 19. April. Da dürfen wir jetzt nicht mehr zu sagen, aber die Leute, die sich auskennen, werden es sich schon denken können.

Flotze: Am 22. März und am 31. Mai sind die nächsten Veranstaltungen im Goethebunker. Davor haben wir noch am 16. März eine Videoaufzeichnung. Da werden alle Residents, die bei uns spielen, einstündige Slots bekommen und vor der Kamera spielen und das wird dann auf Youtube hochgeladen.

Pötti: Wir wollen die Community noch fördern und vergrößern. Außerdem kommen dieses Jahr noch drei EPs auf unser Label. Ansonsten kann man gute Musik von uns erwarten.

Flotze: Sehr, sehr viel Motivation!

Pötti: Und Liebe.

Bock auf mehr STROBO? Lest hier: Durch Musik mit sich und anderen connecten – Timur Bambil im Porträt.

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