Songwriting zwischen Minimalismus und Leichtigkeit – Leonie Sky im Interview 

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Wenn Leonie Sky nicht gerade im Bürojob arbeitet, studiert sie Popkomposition an der Folkwang Uni Essen und schreibt eigene Songs. Ihre Musik stammt direkt aus dem Schlafzimmer und ist zum Träumen gedacht. Im STROBO-Interview spricht die 27-Jährige über ihr Songwriting, ihre Inspiration und warum sie eigentlich nur durch Zufall zur Musik gekommen ist.

STROBO: Was bedeutet dein Künstlerinnenname Leonie Sky?

Leonie: Leonie ist mein echter Vorname und Sky sind die letzten drei Buchstaben von meinem Nachnamen – also habe ich den Rest davor einfach weggekürzt. Den Künstlernamen gab es auf Spotify so noch nicht und ich fand es passt irgendwie. Musik zum Träumen und in den Himmel schauen.

STROBO: Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?

Leonie: In meiner Familie ist eigentlich niemand so richtig musikalisch, deshalb kam das bei mir tatsächlich erst durch den Musikunterricht in der Schule. Damals musste jeder einzeln vorsingen, weil mein Lehrer noch Leute für die Schulband gesucht hat. Ich bin ihm dann scheinbar aufgefallen und er hat das in die Wege geleitet. Da hab‘ ich dann ein paar Jahre gesungen und irgendwann ist mein Lehrer auch auf meine Eltern zugegangen und hat ihnen vorgeschlagen, mir doch mal Gesangs- und Gitarrenunterricht zu ermöglichen. Wäre er nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich nie mit der Musik angefangen – ich war zu der Zeit mega schüchtern und zurückhaltend. So bin ich aus meiner Komfortzone rausgekommen und viel confidenter geworden.

Leonie Sky schreibt ihre eigenen Songs. Foto: Leopold Achilles.

„Was das Leben so auf mich drauf wirft“ – Leonie Sky über ihre Inspiration

STROBO: Warum bedeutet dir die Musik so viel?

Leonie: Für mich ist die Musik ein Tool, um Emotionen zu verarbeiten – sowohl für schlechte als auch für gute. Das bringt mich runter und ist irgendwie meditativ. Wie ein Ausgleich zum Alltag, mein Bürojob als Sozialversicherungskauffrau ist ja doch eher langweilig.

STROBO: Und was inspiriert dich?

Leonie: Menschliche Beziehungen, weltliches Geschehen und das Leben insgesamt. Das sind nicht immer meine eigenen Erfahrungen, sondern auch von Freunden oder Familie. Also teilweise, was ich selbst fühle und erlebe; teilweise Situationen, in die ich mich gut reinversetzen kann.

STROBO: Was möchtest du damit ausdrücken?

Leonie: Eigentlich hab‘ ich gar kein konkretes Ziel, dass ich irgendwas darstellen möchte. Das ist eher Selbstzweck. Ich würde nicht sagen, dass Songwriting eine Therapie ersetzt, aber es macht mich glücklich und deshalb will ich damit auch nicht aufhören. Ich schaue einfach, was das Leben so auf mich drauf wirft und was dann dabei rauskommt. Das ist mit Sicherheit noch planlos, aber so funktioniert es für mich am besten.

Leonie Sky: „Easy going und easy listening”

STROBO: Ohne lange nachzudenken: Wie würdest du deine Musik in drei Worten beschreiben?

Leonie: Puh, das ist schwierig. Bedroom-Pop könnte man zu meiner Musik sagen. Was man selbst im Schlafzimmer produziert. Easy going und easy listening. Wenn ich mich auf drei Worte festlegen müsste, wäre das vielleicht: Leichtigkeit, minimalistisch, unperfekt.

STROBO: Ist das die Musik, die du auch privat hörst?

Leonie: Yes, ich höre schon eher chillige Musik. Ich lebe sozusagen in drei Bubbles: Deutschpop, elektronisch und die Musik, die ich selbst mache. Ich weiß nicht, ob ich mich da jemals festlegen kann. Ansonsten höre ich gerne Benny Sings, Olivia Dean und Laufey.

STROBO: Wie funktioniert dein Songwriting?

Leonie: Wenn ich mich an meine Gitarre setze, hab‘ ich meist schon ein grobes Thema im Kopf. Dann spiele ich irgendwelche Akkorde, die sich gut anfühlen und nehme sie in Schnipseln mit der Memo-App im Handy auf. Diese Schnipsel spiele ich immer wieder und der Song erweitert sich oft von ganz allein. Ich habe da kein festes Konzept – das ist wie ein Puzzle, in dem sich Sound und Vocals zusammenfügen. Mit gutem Equipment lässt sich dieses Konstrukt dann produzieren und bearbeiten. Anfangs hatte ich auch keine Ahnung – ich hab’s einfach ausprobiert.

Leonies Musik in ihren eigenen Worten: Leichtigkeit, minimalistisch, unperfekt. Foto: Leopold Achilles.

Galactic Peace: Weitermachen und Hoffnung tanken

STROBO: Wie ist denn dein neuster Song Galactic Peace entstanden?

Leonie: Ich war im März 2023 in Nepal am Reisen mit Anup und wir hatten Bock, einen Song zusammen aufzunehmen. Er ist ein langjähriger Freund von mir und ich hab‘ ihn in Nepal besucht. Anup gehört zum Producer Duo Think City und die arbeiten oft mit Inessa zusammen. Er hat mir deren fertige Musik gegeben und ich habe das gesungen, was ich nice fand. Dann wird nochmal aussortiert, wir überlegen, wo wir die Vocals platzieren und ändern Kleinigkeiten.

STROBO: Welche Message steckt dahinter?

Leonie: Wir wollten etwas zum Thema Weltfrieden machen, das war uns direkt klar. Zu der Zeit war das ja schon ein aktuelles Thema mit dem Ukraine-Krieg. Der Begriff „Galactic Peace“ war direkt in meinem Kopf präsent. Wir alle wünschen uns Frieden. Diese Vorstellung ist wahrscheinlich eine Utopie, aber ich hab‘ mir das so vorgestellt, dass man auf diesen Song auch tanzen und feiern kann. Damit man bei all diesen Scheiß-Dingen in der Welt Kraft findet, um weiterzumachen und Hoffnung zu tanken.

STROBO: Der Song ist aktuell in den Ruhrcharts platziert – erstmal Glückwunsch dazu. Wie war deine erste Reaktion, als du erfahren hast, dass Galactic Peace es so weit nach oben geschafft hat?

Leonie: Dankeschön. Ich hab‘ damit gar nicht gerechnet und dachte mir nur: „Galactic Peace in den Top 10 der Ruhrcharts? What?!“ Das war für mich eine große Überraschung. Ich habe mich immer gefragt, wie der Song wohl ankommt. Wenn man ein Lied so oft hört, weiß man irgendwann nicht mehr, ob das cool oder eher Schrott ist, was man da produziert hat. Deshalb ist das ein absoluter Kindheitstraum. Jetzt kann ich nur hoffen, dass der Song sich in den Ruhrcharts auch halten kann und die Hörer weiterhin dafür voten.

Neue Single in den Startlöchern

STROBO: Träumst du vom großen Erfolg? Dass du von der Musik leben kannst?

Leonie: Ich weiß nicht, ob das jemals möglich sein wird, aber das wär‘ natürlich mega geil. Da würde ich nicht Nein sagen. Aber ich könnte mir auch vorstellen, zweigleisig zu fahren und sowohl meinen normalen Job als auch die Musik irgendwie zu verbinden. 

STROBO: Was steht denn als nächstes bei dir an? Gibt es Auftritte oder neue Songs, auf die wir uns freuen können?

Leonie: Auftritte spiele ich erst im Sommer wieder, damit ich mich jetzt auf mein Studium konzentrieren kann und nicht in Versuchung komme, zu prokrastinieren. Aber am 2. Februar kommt ein neuer Song von mir raus; der ist in Collabo mit einem Bekannten aus der Uni entstanden: „Craving“ heißt die Single, da war ich wieder für Vocals und Text zuständig. Die geht in Richtung EDM – also mal ein neues Genre, was ich vorher nie gemacht habe. Sehr energizing und träumerisch. Also reinhören lohnt sich auf jeden Fall!

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