Das Bunt oder Blau-Festival findet vom 19.-21.07. bereits zum dritten Mal am Dortmunder Umschlagplatz statt und hat einige Neuerungen am Start, um noch herber zu sein. STROBO-Autor John Schmidt hat mit den Organisatoren Matthias Spruch und Sebastian Lindecke über das Line-Up, den Transport vom Jazz-Lebensgefühl und die Professionalisierung des Festivals gesprochen.
Das Bunt oder Blau-Festival geht bereits ins dritte Festivaljahr und entwickelt sich im Vergleich zum letzten Jahr weiter. Im Gespräch haben die beiden Organisatoren Matthias Spruch und Sebastian Lindecke erzählt, was die Besucher*innen des Festivals an Änderungen erwartet. Die beiden haben mittlerweile nach zwei organisierten Festivals und monatlich stattfindenden Sessions in der Oma Doris einiges an Erfahrung gesammelt und münzen das direkt in ein größeres Festival um.
Das Festival findet in diesem Jahr an gleich drei statt zwei Tagen statt: „Wir haben jetzt Freitag und Sonntag als komplette Tage mit dabei, statt wie im Vorjahr nur den Samstag mit Freitag als Soft-Opener. Außerdem ist der Freitag ist jetzt vollwertiger und umfänglicher mit vier Bands“, erzählt Sebastian zu der auffälligsten Änderung des Festivals.
Der Fahrplan für’s Wochenende
Los geht es also am Freitag. Hier präsentiert die Dortmunder Indie-Band Walking on Rivers auch neue Songs. Das Quartett Biensüre aus Marseille bringt Kurdish Psychedelic Disco auf die Bühne. Dazu zeigen Flame Parade ätherischen und verträumten Dream Pop und die Kölnerin Margo liefert Indie-Pop mit Retro-Flair.
Der Samstag beginnt um 11 Uhr mit einem kostenlosen Kinder- und Familienprogramm: Hier gibt es einen Toddler Rave, Kinderschminken, einen Schachworkshop und ein Graffitiprojekt des JKC Dortmund. Weiter geht es dann wieder mit viel Musik: Bärte mit Mädchen, das Tanzensemble Research Group 7, das Gabriel Marciano Quartett, das Dortmunder Midwest Emo-Trio riot but cute., die Jazzfunk-Soul-Meister von Secret Night Gang und die Dortmunder Stoner Rocker*innen von Daily Thompson sorgen für viel Trubel auf der Bühne.
Abgerundet wird das Festival am Sonntag mit dem „Ente gut, alles gut“-Trödelmarkt und einer (kostenlosen) Einladung an alle Festivalbesucher*innen auch den Sonntag am Umschlagplatz zu verbringen. „Dabei ist der Sonntag als Reflektionstag gedacht, an dem man sich das Festival nochmal durch den Kopf gehen lassen kann“, erklärt Matthias: „Ich finde die Idee schön, gemeinsam das Festival ausklingen zu lassen und gemeinsam abzuhängen.“
Bunt oder Blau 2024: Dortmunder Acts mit internationalen Artists
Es fällt auf, dass das Line-Up sorgfältig kuratiert ist und nicht stumpf die nächstbesten Bands gebucht werden. Die Mischung aus lokalen und internationalen Acts liest sich erfrischend und spannend. „Unser Plan war es schon immer, die verschiedenen Szenen Dortmunds auch untereinander zu vernetzen, das haben wir auch mit den Sessions gut geschafft. Und das Festival ist der Gedanke noch weitergedacht: Wir laden internationale Künstler*innen ein und fördern den Austausch der Dortmunder Acts mit internationalen Artists“, erzählen die Veranstalter: Und führt weiter aus: „Unser Vibe ist es, Szenegrenzen zu überwinden.“
„Jazz ist eher Gefühl als Genre“
Einzigartig ist die Brücke, die das Bunt oder Blau-Festival schlägt. Denn eigentlich könnte es ein „klassisches“ Jazz-Festival sein. Matthias und Basti sind fest in der Jazz-Szene verwurzelt. Für sie scheint Jazz jedoch durchaus genreübergreifend sein zu können. „Das ist vielleicht kitsch zu sagen, aber: auch wenn die Festival-Bands erst einmal nicht in die Jazz-Schublade gesteckt werden, haben viele der Acts trotzdem einen Jazz-Vibe und verkörpern den Jazz-Gedanken und die damit transportierte Energie, welche für uns Jazz-Musik ausmacht. Das ist eher ein Gefühl als ein Genre“, erklären die beiden.
Eine Änderung des Festivals ist auch die Einführung von Ticketpreisen. Damit endet die Idee des komplett kostenlosen Festivals: „Wir wollen uns auch professionalisieren und dabei ist es einfacher, sich über die Ticketpreise zu refinanzieren. Wir wollen neben den Förderungen und Sponsoring eine zusätzliche Gelegenheit haben, unsere Kosten zu decken und die Leute fair zu bezahlen. Gage für die Bands, Kosten für die Bühnen, you name it“, erklärt Sebastian. Für Jugendliche und Kinder unter 17 Jahren bleibt das Festival allerdings weiterhin kostenlos. Wer wenig Geld hat, hat die Chance sich bei den Veranstaltern zu melden und ein kostenloses Soli-Ticket zu bekommen.
„Meine Stadt-Gefühl“ beim Bunt oder Blau-Festival
Wichtig ist den beiden Organisatoren auch, dass sie mit dem Festival und den Sessions fest in der Dortmunder Szene verankert sind – dabei ist für beide die Unterstützung der Partner*innen nicht bloße Zusammenarbeit, sondern wesentlich mehr. Milena Rethmann vom Umschlagplatz setzte den Impuls zum ersten Festival. „Sie ist auch außer Ladenschluss jederzeit erreichbar und lässt uns immer ihren Aschenbecher benutzen“, sagt Sebastian mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auch die Teams vom Oma Doris und vom Domicil tragen viel zur Entstehung des Wochenendes bei. Von geliehener Technik bis hin zur Erfahrung im Business. Das Basecamp in Dortmund lässt die Artists vom Bunt oder Blau sogar kostenlos übernachten. „Da kriegt man ein richtiges Geil meine Stadt-Gefühl“, findet Matthias.
Wenn ihr jetzt bock auf ein Wochenende voller Jazz-Vibes habt, dann könnt ihr bei Rausgegangen noch Tickets kaufen. Tickets gibt es für beide Tage (ab 23€) oder einzeln für Freitag und Samstag (ab 14€ pro Tag). Der Sonntag bleibt kostenlos. Für weitere Infos über das Festival checkt hier das Bunt oder Blau-Festival auf Instagram ab.
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