Musik ist ihr Ventil: Johama im Porträt

Mein Bild

Johama ist Musikerin aus Wanne-Eickel und Preisträgerin des Herner Jugendkulturpreis. Mitte November ist ihre neue Single „Wiederseh’n“ erschienen: Damit möchte sie nicht nur Menschen berühren, sondern auch ein ganz persönliches Thema verarbeiten. STROBO hat die 22-Jährige getroffen.

Mit Musik ist Johama in ihrem Element. Bei einem Blick auf ihr Instagram-Profil sitzt sie am Klavier und singt ins Mikro. Die Zeilen klingen gefühlvoll und echt. Sie empfindet, was sie singt. Ihre Songs sind auf das Wichtigste beschränkt – nur die Klaviermusik und ihre Stimme. Viel mehr braucht sie nicht, um das auszudrücken, was sie sagen möchte.

Die Musikerin Johama schreibt und singt selbst Songs. Foto: Celia Joy Homann.

Zwischen Studium, Arbeit und Musik

„Musik gehört einfach zu meinem Leben dazu“, verrät Johanna Bojarzin, wie Johama eigentlich heißt. Die 22-Jährige ist damit aufgewachsen: Seit ihrer Kindheit nimmt sie regelmäßig Klavierunterricht und macht ihre ersten Gesangsversuche im Kirchenchor. Dabei wird ihr schnell bewusst, dass sie beides nicht mehr missen möchte. Die Musik ist für sie wie ein Ventil – damit sie zwischen Erziehungswissenschaft-Studium und Nebenjob in einer offenen Ganztagsschule runterkommen und abschalten kann. Wenn ihr der Alltag mal zu viel wird, verpackt sie ihre Gefühle in ihren Songtexten. Es sind Lieder mitten aus dem Leben.

Ihr erster Song ist 2020 für den Herbert entstanden: Den Herner Jugendkulturpreis hatte sie schon länger im Auge, war jedoch zögerlich, ob sie teilnehmen soll. Zu groß war ihre Unsicherheit. Mit einem eigenen Lied gibt sie schließlich viel mehr von ihren Emotionen Preis als mit einem willkürlichen Cover-Song. Ein großer Schritt – auch in die Öffentlichkeit. Ihre Mutter ist schließlich diejenige, die sie ermutigt, diesen Weg zu gehen. Mit dem Song „You are the One“ tritt sie unter dem Künstlerinnennamen Johama an und belegt im Wettbewerb den ersten Platz.

Ein Kreislauf aus Gefühlen – Johama über ihre Inspiration

Anfänglich ging es in ihren Texten um die Beziehung zu ihrem Freund. Es sind Liebeslieder, die ganz persönlich ihm gewidmet sind. Mittlerweile schreibt Johama jedoch über etwas anderes, das ein Teil von ihr ist: Ihre Depressionen, mit denen sie seit anderthalb Jahren lebt. Die sich in Hochs und Tiefs ausleben wie in einem Kreislauf. Über die Johama anfangs nicht mal zu sprechen gewagt hätte, weil sie nicht wusste, wie. Aber singen kann sie darüber.

Ihre neue Single „Wiederseh’n“ ist daher einer ihrer persönlichsten Songs überhaupt. Es geht um all diese Gefühle, die zu Beginn einer depressiven Phase dauerhaft an ihrer Seite sind. Wenn sie weiß, dass sie von heute auf morgen von gedrückter Stimmung und Antriebslosigkeit überrollt wird und es kein Entkommen gibt. „Ich sage mir auf Wiederseh’n, denn ich weiß, dass ich mich bald nicht mehr selbst versteh“, singt Johama. 

Ihr Musikvideo hilft zu verstehen, wie sich das für die Sängerin anfühlt. Denn darin irrt Johama durch ein Maisfeld. Die Stimmung wirkt atmosphärisch und grau. Immer wieder verschwimmt die Sicht und sie sieht verloren aus. Sie läuft hin und her, aber findet aus diesem Labyrinth keinen Ausweg. „Das Video soll das Gefühl der Depression widerspiegeln. Dazu hatte ich professionelle Unterstützung vom Regisseur Merlin Morzeck, der auch mein letztes Musikvideo gedreht hat“, erzählt sie.

In ihrem Song „Wiederseh’n“ thematisiert Johama ihre Depressionen. Foto: Celia Joy Homann.

Johama: „An erster Stelle stand immer die Musik!“

Durch „Wiederseh’n“ schafft sie es erstmals, ihre Familie auf ihre Krankheit aufmerksam zu machen. Sie sucht sich professionelle Hilfe und ist mittlerweile in regelmäßiger Behandlung. Auch wenn die Depressionen manchmal aussichtslos erscheinen, versucht sie immer Hoffnung zu bewahren und nach vorne zu blicken. „Auch wenn es nicht so einfach wird, werd‘ ich irgendwann weitergeh’n“, heißt es im Refrain. Johama hat eine Message: Sie möchte anderen Betroffenen Mut machen und dieses Tabu-Thema aufheben. „Jeder, der mit Depressionen zu kämpfen hat, sollte wissen, dass er oder sie damit nicht allein ist. Es gibt so viele von uns und wir müssen uns gegenseitig unterstützen“, sagt sie. 

Diese Message transportiert Johama auch bei ihren Auftritten. Am Klavier ist sie in ihrem Element und möchte Menschen berühren. Nichts und niemand kann sie davon abhalten. Sie weiß genau, wo sie hinwill. Für 2024 plane sie erst mal, ihren Bachelor im Bereich Erziehungswissenschaften abzuschließen. Das war für sie als Karriereweg jedoch immer nur Plan B. „An erster Stelle stand immer die Musik!“, verrät Johama. Eines Tages davon leben zu können – das ist ihr Ziel. Deshalb arbeitet sie derzeit an mehreren Songs, die nur darauf warten, endlich veröffentlicht und gehört zu werden. Lange kann es also nicht mehr dauern. Wer mit der Musik so viel zu erzählen hat, dem steht die ganze Welt offen.

Bock auf mehr STROBO? Lest hier: Veganuary im Ruhrgebiet: Sieben vegane Hotspots in Bochum.

Mein Bild
Mein Bild