Das Maschinenhaus Essen ist ein kleines Theater auf dem Gelände der Zeche Carl. In den Räumen und auf den Bühnen produzieren Künstler:innen für ein junges Publikum Tanz- und Theaterstücke. Dabei arbeiten sie oft mit den Zuschauer:innen zusammen und schaffen Räume, die selbst gestaltet werden können.
Im Essener Norden, im Stadtteil Altenessen, zwischen Wohnhäusern und einem kleinen Park steht das Maschinenhaus auf dem Gelände der alten Zeche Carl. Es ist ein Raum für künstlerische Experimente, ein Raum für Begegnungen, ein Raum für junge Künstler:innen und Betrachtende. Egal ob Tanz, Literatur, Theater oder Musik, im Maschinenhaus Essen kann ausprobiert und vorgeführt werden. Ein „Produktionsort der Künste“, so schreibt es das Haus auf seiner Website.
Fast 170 Jahre existiert das Maschinenhaus Essen schon. Mittlerweile ist es ein Raum für und von jungen Künster:innen, die experimentieren und inspirieren wollen. Die Projekte richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche. Sie sollen hier aber nicht nur zuschauen, sondern mitgestalten, aufführen und eigene Ideen und Erfahrungen einbringen.
Von Kohle zu Kunst
Von außen erscheint es unscheinbar: roter Backstein und hohe, rustikale Fenster an den Seiten. Ein Haus, wie es oft im Pott steht. Tatsächlich hat es auch eine für das Ruhrgebiet typische Geschichte: Errichtet wurde das Maschinenhaus für die Kohleförderung, als Teil der Schachtanlage Carl.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts beherbergt das Haus die Dampfmaschine, die den Förderkorb bewegt. Zwar wird die Kohleförderung an der Zeche Carl Ende der 1930er eingestellt. Doch das Maschinenhaus ist noch bis 1970 in Betrieb. Schließlich wird die Zeche endgültig aufgegeben.
Anstatt die alten Gebäude abzureißen, bildet sich eine Initiative. Das Ziel ist, die Häuser zu erhalten und ein offenes, künstlerisches Forum zu entwickeln. Mittlerweile steht die komplette Zeche Carl unter Denkmalschutz und bietet auch andere Räume für Veranstaltungen wie Comedyshows und Konzerte.
„Wir finden es entscheidend, mit dem Publikum im Austausch zu sein“ – Fabian Sattler vom Maschinenhaus Essen
Das Maschinenhaus aber möchte ein künstlerischer und experimenteller Ort für junge Menschen sein. „Uns ist dabei wichtig, dass bei den Auftritten ein Publikum mitgedacht wird“, erzählt Fabian Sattler, der selbst Schauspieler ist und seit 2012 mit im Vorstand sitzt. „Man muss zwar nicht alles massentauglich produzieren. Aber wir finden es entscheidend, mit dem Publikum im Austausch zu sein und als Theater nicht nur für die eigene Blase zu performen“, betont er.
Zusammen mit Fabian Sattler bilden Annette Pfisterer, Jennifer Ewert und Till Beckmann das Leitungsteam des Hauses. Die Künstler:innen in den Projekten kommen vor allem aus der freien Szene. Insgesamt gibt es im Maschinenhaus ein Team von ungefähr 15 Personen.
„Irgendwas hat mich an diesem Gebäude angezogen“ – Elisa Berrod
Elisa Berrod und Cinthia Nisiyama sind zwei der Menschen, die im und mit dem Maschinenhaus künstlerisch arbeiten. Beide studierten unter anderem an der Folkwang Uni in Essen. Jetzt arbeitet Cinthia als Tanzvermittlerin. Im Maschinenhaus hat sie gerade erst mit Kindern im Alter von neun bis 14 eine Tanzperformance entwickelt, die bald schon Premiere feiert. „Ich bin schon richtig aufgeregt“, erzählt sie und lacht dabei.
„Irgendwas hat mich an diesem Gebäude angezogen“, sagt Elisa, als sie von ihren Anfängen im Maschinenhaus erzählt. Sie spielt unter anderem in dem Theaterstück Ronja Räubertochter mit. Zuletzt arbeitete sie mit Kindern einer Grundschule in einem Workshop über die Ideale und Werte des Hip-Hops: „Es ging um die Lust zusammen zu sein, eine Gruppe zu schaffen. Das war teilweise auch sehr herausfordernd mit den Kindern.“
Elisa betont, wie besonders die Atmosphäre im Maschinenhaus und im Team ist. Es sei ein wirklich guter Ort für die Kinder. „Hier werden sich viele Gedanken über das Zusammenarbeiten und den Austausch mit ihnen gemacht. Das ist echt besonders“, erzählt sie.
Das Maschinenhaus Essen: Ein Ort der Begegnung
Es gehe immer auch darum, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, das Publikum aus ihrer sozialen Blase zu locken und Begegnungen zu schaffen, erzählen Till und Fabian aus dem Leitungsteam. Dabei finden die Aufführung auf der Bühne vor bis zu 150 Zuschauenden oder in der kleinen Nische, vor der höchstens zehn Leute sitzen können statt. Aber die Projekte des Maschinenhaus finden auch in den Schulen und draußen auf dem Gelände statt.
„Hier arbeiten Künstler:innen gemeinsam mit jungen Menschen auf Augenhöhe und unterstützen sie im eigenen künstlerischen Schaffen. Die Menschen aus der Nachbarschaft und dem Stadtteil sollen merken, dass es hier einen Ort gibt, den sie mitgestalten können“, erklärt Till.
Dass das Maschinenhaus in Altenessen liegt, einem stark von Armut betroffenen Stadtteil, sei ganz bewusst gewählt. Hier könne ein Ort der Begegnung entstehen. Und dazu gehören neben Theater, Tanzstücken und Konzerten, auch viele Gespräche, gemeinsames Essen und Einblicke hinter die Kulissen. Denn das Maschinenhaus ist nicht nur ein Theater, sondern versteht sich als ein Ort, der über soziale, kulturelle und generationelle Grenzen hinweg denken will.
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