Ob als junge Band, Solo-Artist, Festival oder Veranstalter:in: Wer neu im Musik-Geschäft ist, hat es meist schwer, sich einen Namen zu machen und sich überhaupt zu connecten. Mit Showcase.NRW wurde nun eine Plattform gelauncht, die alle vernetzen und supporten will. Wir haben uns das Projekt angeschaut und mit einem der Initiator:innen gesprochen.
„Angefangen hat alles während Corona“, erzählt der Showcase.NRW-Projektleiter Carsten Schumacher über Zoom. „Als wir alle im Lockdown waren, haben wir gemerkt, dass wir die richtigen Leute nicht mehr erreichen, dass wir Sichtbarkeit herstellen müssen.“ Es gibt keine Auftrittsmöglichkeiten. Alle sind zu Hause. Viele Musiker:innen kratzen am Existenzminimum. Das digitale Leben steht auf einmal mehr denn je im Vordergrund. Die Konsequenz: „Eine Art digitales Taschenmesser für Popmusik in NRW“, so Schumacher.
Große Ambitionen, großer Aufwand
Früher als Musikjournalist für die Visions und die Intro aktiv, arbeitet Schumacher heute für create music, ein vom Land NRW gefördertes Förderungsprogramm für Popmusik – vor allem in ländlichen Regionen aktiv. Vor allem Nachwuchsacts, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere stehen, sollen davon profitieren. Wer zum Beispiel finanzielle Unterstützung für ein neues Musikvideo oder ein Nachwuchsfestival braucht, kann bei create music einen Antrag stellen. Auch STROBO konnte dank des Geldes zwei Staffeln der STROBO:Sessions realisieren.
Auf Youtube findet ihr die beiden Staffeln der STROBO:Sessions, unter anderem mit Evîn.
Mit Showcase.NRW sollen viele Aspekte der Förderung zusammengebracht werden. Umfangreicher, hilfreicher und moderner als konventionelle Band-Portale soll die Plattform gestaltet werden. „Wir haben das direkt so entworfen, dass wir uns sicher sein konnten: Selbst, wenn es die Pandemie irgendwann nicht mehr geben würde, ist Showcase immer noch ein wichtiges Tool“, betont Schumacher. Er verweist im Anschluss direkt auf die Hürden, die er und sein Team bei der Entwicklung überwinden mussten: „Wir sind super im Konzeptionieren, aber dann kommt der Weißabgleich mit den Programmierern. Die haben uns dann erst einmal klar gemacht, wo bei den ganzen Ideen der Hase im Pfeffer liegt.“ Fest steht: Ambitionen und Aufwand müssen groß gewesen sein. Nach knapp drei Jahren ist die Plattform dann endlich online.
Bands in der Umgebung, Fördermöglichkeiten und Workshops
Showcase.NRW ist im Großen und Ganzen eine Vernetzungsplattform mit jeder Menge hilfreichen Tools. Bands und Solo-Artists können dort ein Profil anlegen. Wer nach Musik in seiner unmittelbaren Umgebung, Bands mit nicht rein-männlicher Besetzung oder nach Genres sucht, sollte fündig werden. Sogar automatische Playlist erstellt Showcase.NRW für einzelne Städte und Regionen – alles auf Grundlage der Profile, die sich angemeldet haben. So könnten Booker:innen von Festivals und/oder Spielstätten neue Bands finden und direkt den Kontakt herstellen. Je mehr Menschen sich also anmelden, desto besser.
Das Projekt soll außerdem Licht in den Förder-Dschungel bringen. Denn viele wissen oft gar nicht, dass sie Unterstützung bekommen können – wenn sie nur einen Antrag stellen. „All diesen jungen Musiker:innen, den wir eigentlich mit jeder Generation neu erklären müssen, dass es Hilfsangebote gibt, wird auf Showcase angezeigt, wo sie Fördermöglichkeiten bekommen können – auf kommunaler, Landes- und Bundesebene“, erklärt Schumacher.
Darüber hinaus finden Interessierte auch Workshops zur Weiterbildung. „Showcase kann Dinge sichtbar machen. Showcase kann Geburtshelfer für neue Szenen sein. Showcase kann Wissen vermitteln“, fasst Schumacher zusammen. Was Showcase nicht kann? „Kaffee kochen“, sagt er und lacht.
„Wir sind sicher: Da geht noch mehr!“
Das Launchen einer so umfangreichen Plattform ist das eine. Dass die Leute sie auch nutzen, ist das andere – und wahrscheinlich eine noch größere Hürde als das Programmieren. Denn wie bereits erwähnt, lebt die Plattform von ihren User:innen. Nur, wenn sich möglichst viele Musiker:innen anmelden, möglichst viele Booker:innen sich dort umschauen, kann Showcase das volle Potenzial entfalten.
Zu Beginn seien die Initiator:innen mit den Anmeldungen sehr zufrieden gewesen. Irgendwann sei aber ein Sättigungspunkt erreicht worden. „Eigentlich bräuchten wir eine große Kampagne. Wir sind sicher: Da geht noch mehr“, zeigt sich Schumacher zuversichtlich.
Showcase.NRW: Hilfe zur Selbsthilfe
Showcase.NRW ist der Anfang in einem langwierigen Kampf um mehr Förderung von Popmusik. Quasi Hilfe zur Selbsthilfe für alle, die für Musik brennen und kleine Projekte realisieren wollen. Die Plattform ist einfach zu bedienen, modern gestaltet und äußerst praktisch. Sie könnte Gold wert sein für jüngere Acts, die mit ihrer Musik aus dem WG-Zimmer und Proberäumen auf die Bühnen NRWs wollen. Daher sollten sie möglichst viele kennen – und nutzen. Carsten Schumacher bestärkt: „Die Liste der Wünsche ist lang. Zunächst einmal haben wir ein Angebot geschaffen und damit müssen wir weiter nach draußen. Alle, die davon Nutzen tragen können, müssen davon erfahren.“
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