„Ich wusste immer, dass ich mich mit meiner Leidenschaft zeigen möchte“ – DJ Rubimental im Portrait

Fast jedes Wochenende legt Rubiga Murugesapillai aka DJ Rubimental auf Veranstaltungen überall in Deutschland auf. Dabei setzt sich die Powerfrau in erster Linie für Gleichberechtigung ein und ist selbst Vorbild für FLINTA*- und PoC-DJs. STROBO hat die DJ besucht, um über ihre Anfänge, Festivals und den Schlegel Kultur Club zu sprechen. 

Wenn DJ Rubimental am Controller steht, schallen feinste Tunes aus Afrobeat und RnB über die Tanzfläche. Ihre Sets bewegen die Körper der Zuhörenden wie von allein. Die Musik ist nicht aufdringlich oder schnell, aber stets präsent – so wie die 29-Jährige selbst.

Was sie auflegt, hört Rubi in ihrer Freizeit selbst. „Ich stehe zu 100 Prozent hinter der Musik. Würde ich auflegen, was ich selbst nicht total feier, würde sich das für mich nicht echt anfühlen“, erklärt sie. Dabei achtet sie unbewusst auf Stellen, die sich für Übergänge eignen und die sie gut in ihre Sets einbauen kann: „Durch diesen Automatismus bleibt das Auflegen etwas, was mir Spaß macht und wird nicht nur zur Arbeit.“

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DJ Rubimental legt jeden Monat im Schlegel Kultur Club in Bochum auf. Foto: Patrick Zajfert.

Die neue Essenz des Schlegel Clubs

Die ursprünglich aus dem Sauerland kommende Tamilin lebt heute mit ihrem Freund in Bochum. „Das Ruhrgebiet hat einige Partys und Talente zu bieten“, sagt DJ Rubimental. Die Genres, die sie am meisten bedient, sind Afrobeats, RnB und Rap. Neben den vielen House- und Techno-Events sprechen diese Genres allerdings noch nicht die breite Masse an. „Ich denke, viele haben die chilligen Sounds noch nicht auf dem Schirm und müssen langsam daran geführt werden“, erklärt sie.

Seit März dieses Jahres kann Rubi ihren eigenen Beitrag dazu leisten – und zwar mit ihrer monatlichen Party „essence“ im Schlegel Kultur Club in Bochum. Dafür sucht sie sich jedes Mal eine andere Person aus, die gemeinsam mit ihr auflegt. Bisher waren das ausschließlich weibliche DJs. „Ich achte nicht explizit darauf, nur FLINTA*-DJs zu buchen, aber was soll ich sagen?“, meint sie, „es gibt einfach so viele gute! Denen möchte ich eine Plattform geben.“

Discs statt Bananenbrot

Während ihres Anglistik-Masters in Heidelberg denkt sie konkreter darüber nach, mit dem Auflegen anzufangen. Vorerst haben ihr die Berührungspunkte mit dem Thema gefehlt sowie positives Feedback aus ihrem Umfeld: „Vor allem Männer haben die Idee, DJ zu werden, vorerst belächelt und nicht ernst genommen“, erinnert sie sich, „trotzdem hat es mich nicht losgelassen“.

Als dann Miriam Davoudvandi aka DJ Cashmiri in der Nähe einen Workshop anbietet, findet Rubi richtigen Zugang in die Szene. Im ersten Corona-Lockdown kauft sie Equipment. Ein Rat, den sie gerne jungen DJs gibt: „Einfach machen! Traut euch, mit eurer Passion nach draußen zu treten und erzählt jedem davon.“

Denn während andere haufenweise Bananenbrot backen oder höchstkomplizierte TikTok-Tänze einstudieren, steht Rubi hinter den Disks. Sie bringt sich mit Youtube-Tutorials die ersten Mashups und Riffs selbst bei. Mit der Zeit legt sie vor Freund:innen und Familie auf und spielt auch auf kleineren Geburtstagsfeiern. Denn: „Ich mache das zwar in erster Linie für mich selbst, wusste aber schon immer, dass ich mich mit meiner Leidenschaft zeigen möchte.“

Aus dem Publikum auf die Stage

Das Juicy Beats Festival in Dortmund kennt Rubi als Jugendliche nur aus Blickwinkel der Zuhörer:innen, dieses Jahr steht sie selbst auf der Bühne. „Das war das erste größere Festival im Umkreis meiner Heimatstadt und zu dem wir dann alle hingefahren sind. Jetzt selbst auf der Stage gewesen zu sein, war richtig cool“, erzählt die DJ stolz. Und bei einem Festival bleibt es diesen Sommer nicht – auch auf dem splash! legt Rubi auf. Wie sie sagt, ein Highlight ihrer bisherigen Karriere: „Das Wetter und die Atmosphäre waren top. Dazu gab es viel positives Feedback aus der Crowd.“ Und auf die kommt es an.

DJ Rubimental bereitet ihre Sets vor, muss allerdings spontan reagieren und schauen, was bei der Crowd gut ankommt. Einfach nur stumpf ihr Programm abspielen, das geht hier nicht – Rubi muss flexibel bleiben: „Wenn ich merke, dass gewisse Parts besonders gut angekommen sind, muss ich schnell überlegen und spiele welche, die vom Stil her ähnlich sind.“

Rubi möchte mehr Sichtbarkeit schaffen für FLINTA*- und PoC-DJs. Foto: Patrick Zajfert.

DJ Rubimental: „Es sollen mehr Bühnen für FLINTA*-Personen geboten werden.“

Früher fehlten Rubi die Vorbilder im Musikbusiness, heute kann sie selbst eins sein. „Die ganze Musikszene ist von Männern, dazu größtenteils weißen Männern, dominiert“, findet Rubi, „es sollen mehr Bühnen für FLINTA*-Personen geboten werden“. Die DJ hat eine klare Meinung, steht zu ihren Werten und schreckt nicht davor zurück, sich für diese stark zu machen. Neben ihrem Hauptjob bei einem Kölner Verlag ist sie Autorin für den Blog 365 Female* MCs, der regelmäßig Rapperinnen vorstellt. „Ich habe das Gefühl, in der Techno- und House-Bubble geht es schon progressiver zu. Aber gerade im Hip-Hop-Bereich werden häufig immer noch mehr männliche Artists gebucht“, berichtet DJ Rubimental. Die Ausrede, dass es davon einfach mehr gäbe, zieht laut der DJ schon lange nicht mehr: „Man könnte jede Bühne nur mit Künstlerinnen füllen und es wäre ein tolles Festival.“

„Ich habe mir schon immer kleinere Ziele gesetzt und mich an diesen dann weiter nach oben gearbeitet“, erzählt Rubi. Am Anfang zählten dazu das Auflegen mit verschiedenen Kollektiven, dann waren einige ihrer Mixes im Radio zu hören und schließlich stand sie auf Festivalbühnen.

Wie geht es grad konkret weiter für Rubi? Sie kämpft natürlich weiterhin für mehr Sichtbarkeit für FLINTA*- und PoC-DJs. Nach einer Sommerpause geht ihre Veranstaltung im Schlegel Kultur Club in Bochum weiter. Außerdem möchte sich die DJ mehr mit dem Produzieren beschäftigen und hofft, bald auch international auflegen zu können.

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