Cuffa ist Rapper aus Duisburg. Der 18-Jährige hat einen entspannten Sound, geprägt vom Ruhrgebiet, Kanada und dem US-Rap der 90er Jahre. STROBO hat ihn an seinem Lieblingsort getroffen und herausgefunden, wie bescheiden Rap sein kann.
Wenn Mac Miller nochmal geboren wird, in Duisburg aufwächst und mit Musik von Blumentopf, Fünf Sterne Deluxe und Dendemann sozialisiert wird, dann kommt ungefähr das dabei heraus, was Cuffa heute macht. Denn seine Musik macht Spaß und seine Texte sind erschreckend smart. Sein gesamter Sound erinnert an Vintage-Sportjacken, die endlich wieder richtig cool sind. Cuffa, der eigentlich Jonas heißt, hat seinen Stil bereits mit 18 Jahren gefunden. STROBO hat ihn in seiner Heimatstadt getroffen und festgestellt, mit wie viel Leidenschaft und Freude der Rapper seiner Kunst begegnet.
Den eigenen Sound finden und erweitern
„Ich sag’s dir ganz ehrlich: 11 Uhr ist früh für mich, seit ich keine Schule mehr hab”, erzählt Cuffa, während er den Kaiserberg in Duisburg erklimmt. Es ist verwunderlich und eigentlich kaum zu glauben, dass er vor ein paar Wochen noch in einem gutbürgerlichen, deutschen Klassenzimmer saß. Denn Cuffa ist bereits so authentisch im Rap-Game angekommen, dass sich manche Rapper:innen fragen müssen, warum sie mit 30 Jahren noch keinen so definierbaren Stil gefunden haben.
Noch verwunderlicher ist aber, dass Cuffa das gar nicht richtig bewusst zu sein scheint. Vielleicht ist er auch bloß bescheiden. Er erzählt, dass er seinen Sound stets erweitern möchte: „Ich fänd cool, wenn mein Sound immer vielfältig bleibt. Ich will die Chance jetzt am Anfang nutzen, um mich viel auszuprobieren. Deswegen will ich auch mit Künstler:innen arbeiten, die aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen.”
Cuffas Netzwerk: von Duisburg bis nach Orangeville
Mit vielen verschiedenen Leuten zu arbeiten, hat Cuffa auf jeden Fall jetzt schon drauf. Wer durch seine Songs scrollt, bemerkt direkt die vielen Features. Mal Musiker:innen aus der Umgebung, mal Rap-Kolleg:innen aus Kanada. Das gibt seiner Musik ordentlich Vielfalt und Tiefe. Kein Song klingt wie der andere und doch klingen sie alle nach Cuffa.
Ein Grund dafür ist, dass der Rapper sehr gut darin zu sein scheint, die richtige Leute zu finden. Leute, die Bock haben, mit ihm Musik zu machen und genau so viel Lust auf Abwechslung haben. Selbst, als er ein halbes Jahr in Orangeville in Kanada verbringt. „Wer hätte gedacht, dass ich genau da Dudes finde, die den gleichen Shit feiern wie ich”, erinnert er sich. Jetzt machen er und der kanadische Rapper ADDP regelmäßig Musik zusammen. In Kanada hört er auch viel MF Doom und Earl Sweatshirt und kommt so mehr in Kontakt mit Boom-Bap-Beats, die seine Musik heute prägen.
Ein weiterer Grund für sein großes Netzwerk scheint die Szene im Ruhrgebiet zu sein. Bereits in der Schule gründet Cuffa mit Freund:innen Heatwaves. Das Musiker:innen-Kollektiv ist gleichzeitig Netzwerk und Band. „Das Ruhrgebiet ist geil, um sowas zu starten. Es gibt hier einen großen Pool an Menschen, die an der lokalen Szene interessiert sind”, erzählt er. Im Kollektiv setzen Heatwaves vor allem auf Input aus verschiedenen Genres. Auch Cuffa will seinen Sound dadurch stetig erweitern: „Ich fänd’s in Zukunft auch geil, mal so artsy Sachen zu machen. Songs, die Soundreisen sind und nicht immer einem klaren Muster folgen.”
Cuffa: „Das ist einfach meine Leidenschaft.“
Artsy. Anglizismen gehören einfach dazu, wenn der 18-Jährige anfängt, von seiner Musik zu reden. Er will Dinge austryen und in sie herein diven. Nur ist es irgendwie nicht nervig. Wer ihm zuhört, möchte denken, dass das am Rap liegen muss und an den internationalen Freundschaften. Es ist eher funny und authentisch. Sobald es um Musik geht, leuchten seine Augen. Es wird klar, warum das, was er macht, so gut funktioniert: Weil es seine Leidenschaft ist.
Cuffa liebt, was er tut und wirkt die ganze Zeit so, als könnte er gar nicht abwarten, dass es endlich weiter geht. Dass er endlich wieder neue Leute trifft, die einen neuen Input haben. Dass er sich endlich wieder neue Texte ausdenken und mit seinen Freund:innen Musik produzieren kann. „Das ist einfach meine Leidenschaft und jetzt ist Musik auf jeden Fall der Plan. Vorher hatte ich gar nicht richtig darüber nachgedacht, dass man damit ja auch was reißen könnte. Ich werd mich da auf jeden Fall voll reinstecken”, verspricht er.
Während er den Kaiserberg herunter stapft, durch’s wohlhabende Wohnviertel schlendert und von der Gegend in Duisburg erzählt, bleibt vor allem ein Eindruck hängen: Auf der einen Seite ist Cuffa Rapper, ein richtig guter Künstler sogar mit riesigem Potenzial. Auf der anderen Seite ist er eben auch nur Jonas – ein bodenständiger und lieber Kerl aus dem Ruhrgebiet, der wirklich dankbar dafür ist, Musik machen zu dürfen. Er ist unglaublich bescheiden, wirkt manchmal fast unsicher. Nach einem Vormittag mit ihm steht aber fest: Er muss beides nicht sein.
Bock auf mehr STROBO? Lest hier: Kids aus’m Pott: Hip-Hop-Crew OTPendia im Interview