Umsich-T: Wie ein paar Dortmunder:innen die Nordstadt aufmischen

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Aus Mangel an Veranstaltungen und kulturellen Orten, bei denen sie sich wohlfühlen, hat sich ein Dortmunder Freund:innenkreis zusammengeschlossen, um das subkulturelle Leben ihrer Umgebung nach ihren Vorstellungen zu verändern. Daraus ist ist ein vernetztes Kollektiv mit großen Ambitionen geworden.

Durch günstige Mieten und die zentrumsnahe Lage haben sich in der Dortmunder Nordstadt viele jüngere und künstlerisch aktive Menschen niedergelassen. Hier gibt es immer mehr Möglichkeiten, die einen idealen Nährboden für die Subkultur bilden. Mehrere Veranstaltungen, Initiativen und Lokale in der Nordstadt zeigen die kreative Seite des Bezirks. Seit 2019 ist ein:e weitere Akteur:in hinzugekommen: Umsich-T.

Ein eigener Garten, Müllsammelaktionen und Kulturküche auf Spendenbasis

„Schon vor unserer ersten Veranstaltung haben wir darüber nachgedacht: Was ist uns überhaupt wichtig? Was möchten wir überhaupt? Am Anfang waren das alles nur Hirngespinste,“ erzählen May und Gianni, Mitglieder bei Umsich-T, stellvertretend zum Gründungsgedanken. Umsich-T ist mittlerweile ein Zusammenschluss aus ca. 20 Personen, die je nach Interesse und Zeit an unterschiedlichen Projekten arbeiten. Es gibt ein festes Profil und unterschiedliche Arbeitsgruppen. 

Aus der Idee ein eigenes Urban-Gardening Projekt zu starten, ist dank einer Verbindung zum NABU ein eigener Garten im Kleingartenverein Dortmund Nord entstanden. Durch mehrere organisierte Ausstellungen konnten junge Künstler:innen ihre Kunst einem breiteren Publikum zeigen. Und auch die regelmäßig durchgeführten Müllsammelaktionen rund um den Kanal machen deutlich, dass es bei Umsich-T um mehr als nur eine gute Party geht. Jede Veranstaltung soll solidarisch sein und wird unkommerziell selbstorganisiert.

Sie wollen keine Partys nur für reiche Studierende machen, sagen May und Gianni und so steht auf der Website geschrieben: „Es soll jedem Menschen, unabhängig von Einkommen oder Herkunft, die Chance gegeben werden, sich an den jeweiligen Projekten zu beteiligen.“

Konkret bedeutet dies: Alle Speisen und Getränke auf Spendenbasis und offene Einladungskultur. Erfolgreich war in dieser Hinsicht die Kulturküche mit Gerichten aus geretteten und selbst angebauten Lebensmitteln, die auch verschiedene Menschen aus dem Viertel und nicht aus einem jungen Bekanntenkreis in den am Nordmarkt gelegenen Langen August zog. 

Es gab keinen Ort, wo man hingehen konnte, ohne zu wissen: „Da läuft jetzt fünfmal am Tag The Clash.“

Alles angefangen hat es in den einzelnen WG-Zimmern des Freund:innenkreises und mit dem Unmut über fehlende Abwechslung in der Dortmunder Kulturlandschaft: „Es gab gar kein Angebot, bei dem unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen und bei dem durch unterschiedliche Themenabende immer Abwechslung drin ist“, so Gianni.

Statt viel Geld in Bars und Discotheken auszugeben, trafen sie sich lieber am Kiosk oder in der Wohnung. „Im Kern wussten wir, dass wir Bock haben, ein Projekt zu starten, um coole Veranstaltungen zu machen, Menschen zu verbinden und anderen eine Plattform zu bieten.“  Dennoch sei es aufgrund mangelnder Netzwerke für sie schwierig gewesen, ihre Ideen in die Tat umzusetzen.

Foto: Leopold Achilles

Durch Zufall entstand die Verbindung zum in der Nordstadt ansässigen sozio-kulturellen Zentrum Langer August e.V., der ihnen seitdem den Raum für ihre Ideen zur Verfügung stellt. Mit der ersten Party – Funk und Techno vom DJ, sowie Getränke auf Spendenbasis – erhielten sie überwältigendes Feedback. „Es gibt viele Menschen, die trotz Motivation und Ideen diese Schwelle nicht überschreiten. Denen wollen wir die Möglichkeit geben, das umzusetzen, worauf sie Lust haben, ohne die Schwelle zu überschreiten, weil wir sie schon überschritten haben.“

Vernetzung als Aufgabe zur Veränderung der Subkultur

Kulturelle Veränderung ist dabei nur mit gebündelten Kräften und Vernetzung möglich. Das ist auch den Mitgliedern von Umsich-T bewusst. Statt mit aufwändiger Bürokratiearbeit selbst einen Verein zu gründen, arbeiten sie als Untergruppe im sozialen Kulturverein-Nord.

„Wir hatten viel Rückhalt von anderen Kulturvereinen. Jeder hat uns ein positives Feedback gegeben. Dass wir mit unseren Vorstellungen nicht allein sind, motiviert ungemein“, erzählt May und Gianni ergänzt: „Der Vernetzungs-Aspekt gehört zum solidarischen Grundgedanken einfach dazu. Wir wollen alle mit ins Boot holen.“ Daher hatten sie auch ein Festival mit Live-Musik geplant, welches gleichzeitig als Vernetzungstreffen für kulturelle Initiativen Dortmunds dienen sollte. Man hätte sich gern erweitern wollen. Denn nur gemeinsam sei man gegenüber der Stadt in einer Verhandlungsposition, die es möglich mache, das subkulturelle Leben wirklich zu prägen. Aufgrund von Corona musste das Festival jedoch abgesagt werden. 

Räume erkämpfen und Plattformen bieten

Trotz der Absage steht Umsich-T gerade erst am Anfang. „Es ist schön zu sehen, dass man nicht nur einem Traum hinterherjagt, sondern auch Resultate erzielt. Das gibt uns noch mehr Energie, weitere Projekte zu starten.“ Mit dem Langen August hätten sie zwar eine feste Location, sagen May und Gianni, das Ziel sei es aber, weitere Räume zu erkämpfen. Diese wollen sie an Künstler:innen weitergeben, die sich diese nicht leisten können. 

So schaffen sie es auch, sich von anderen rein veranstaltungsorientierten Kollektiven abzugrenzen. Denn bei der Organisation von Veranstaltungen mit unterschiedlichen Konzepten steht das Bieten von Plattformen und das Schaffen von Räumen immer im Vordergrund. So versteht sich Umsich-T nicht nur als Kollektiv, sondern auch als Vermittler:in in der Dortmunder Nordstadt.

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