„Unsere Konzerte sollen Gesamtkunstwerke sein“: Cloud Trips im Interview zu ihrer Debüt-EP „Highly Unlikely“

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Das Bochumer Duo Cloud Trips hat nun mit „Highly Unlikely“ seine Debüt-EP veröffentlicht. Im STROBO:Interview erzählen Joe und Lucien, wieso sie darauf helle und dunkle Momente vereinen und was das Besondere an ihren Live-Shows ist.

STROBO: Auf eurer Debüt-EP „Highly Unlikely“ bringt ihr fröhlich-leichte Sounds mit einer emotionalen Melancholie und Nachdenklichkeit zusammen. Was hat euch bei der Arbeit an der EP inspiriert? 

Joe: Wir ziehen unsere musikalischen und textlichen Einflüsse aus vielen Dingen. Vor allem wollten wir mit verschiedenen Sounds experimentieren, wobei unsere Musik immer noch organisch klingen sollte. Das hört man bei „Recover“ oder „Backpack“, die an den Sound der Poprock-Szene der 2010er erinnern. Generell inspirieren uns aber viele Künstlerinnen und Künstler: Bei manchen Songs ist das Billie Eilish, bei anderen geht das Songwriting mehr in Richtung Taylor Swift, und bei wieder anderen Songs beeinflussen uns eher Twenty One Pilots oder Rapper wie NF. 

STROBO:Inside – Cloud Trips

Cloud Trips sind Joe (Vocals, Ukulele, Gitarre und Bass) und Lucien (Drums und Show-Koordination). Mit „Highly Unlikely“ haben die Musiker aus Bochum nun ihre Debüt-EP mit sechs Tracks veröffentlicht. Sie verbindet Alternative mit treibenden Indie-Pop-Elementen und Rap-Einflüssen. Seit neun Jahren machen Joe und Lucien zusammen Musik, Cloud Trips haben sie 2020 gegründet.

STROBO: Obwohl die erste Hälfte der EP auch nachdenkliche Themen behandelt, wie eine gewisse Stagnation in „Recover“ oder in „Last Time I Was Alive“, stellt „Lonely On The Inside“ doch einen bemerkbaren Bruch dar und leitet auch musikalisch die dunklere Hälfte ein. Es geht dabei unter anderem um Einsamkeit und negative Gedanken, die einen umtreiben. Wieso war es euch wichtig, sowohl helle als auch düstere Stücke zu vereinen?

Lucien: Wir wollten genau diese Gegensätze vermitteln – wir bezeichnen das immer als „Between the Extremes“. Unsere Musik spiegelt wider, dass sich von der einen auf die andere Sekunde alles komplett anders anfühlen kann. Das wollten wir auch in unserem Sound zeigen. Und diese Gegensätze zeigen wir auch in unserer Live-Show. 

Ein Bild von Cloudtrips aus Bochum aus der Vogelperspektive.
Cloud Trips aus Bochum. Foto: Lennart Neuhaus.

Die Bühne als Film – Bochumer Duo Cloud Trips im Interview

STROBO: Apropos, ihr habt in einem Interview mal erzählt, dass ihr vor allem wegen eurer Konzerte Musik macht. Was ist das Besondere an euren Shows? 

Joe: Sie sind sehr cineastisch. Unsere Konzerte sollen wie ein Film ein zusammenhängendes Kunstwerk sein, das man sich von Anfang bis Ende anschaut. Gerade unsere Releaseshow wird sehr besonders.

Lucien: Es wird durchgehend etwas auf der Bühne passieren – uns war wichtig, dass die Show uns beiden genug Raum gibt. Wir haben auch bei unseren alten Shows darauf geachtet, dass unsere Show einen roten Faden ergibt und sich für uns gut anfühlt. Das ist uns jetzt noch besser gelungen. 

STROBO: Ihr habt mit Cloud Trips 2020 eure erste Single veröffentlicht. Für „Highly Unlikely“ habt ihr euch entschieden, neue Songs zu releasen. Wieso war euch der musikalische Neustart wichtig? 

Lucien: In unseren ersten Songs hört man noch sehr stark heraus, dass wir mit unserer alten Band Alternative Rock gemacht haben. Wir haben uns in den letzten zwei Jahren immer mehr zu dem Sound entwickelt, den wir wirklich machen wollen. Und wir hatten das Gefühl, dass die Songs klanglich für die EP auf einer Stufe sein müssen. Deshalb haben wir sechs neue Songs produziert.

Joe: Gerade bei unseren ersten Songs mussten wir uns auch erst einmal darauf einstellen, dass wir jetzt zu zweit Musik machen. Wir waren damals noch sehr gewohnt, Musik mit Schlagzeug, Gitarre und Bass zu machen. Die neuen Songs sind ein wenig frischer.

STROBO: Mit eurer alten Band habt ihr neben Alternative Rock auch Punkrock gemacht. Jetzt, wo die Poppunk- und Punkrock-Sounds der 2000er wieder extremen Erfolg feiern wieso wolltet ihr trotzdem das Genre wechseln? 

Joe: Wir haben das Genre schon vor der Erfolgswelle gewechselt und waren früher auch ziemlich festgefahren, weil wir dachten, dass Punkrock auf eine bestimmte Art und Weise klingen muss. Dabei waren wir im Inneren schon immer für jedes Genre offen und wollten auch immer eine Art von Popmusik machen. Ich mochte schon immer gute Melodien und das Gefühl, wenn man Songs wirklich spüren kann. Zusammen mit unserem Kumpel Timur Bambil haben wir aber im letzten Jahr zwei Poppunk-Tracks veröffentlicht. Das hat auch richtig Bock gemacht.

STROBO: Könnt ihr euch vorstellen, das Genre in Zukunft wieder mehr einfließen zu lassen?

Joe: Vielleicht in Form eines Features. Die Tracks, die jetzt von uns kommen, sind aber in einem eher minimalistischeren Stil gehalten. Wenn ein Song nach einer Gitarre verlangt, würde ich sie aber auch einbringen. 

Cloud Trips aus Bochum im Porträt.
Cloud Trips haben ihre Debüt EP „Highly Unlikely“ veröffentlicht. Foto: Lennart Neuhaus.

Cloud Trips im Interview: Wir wollen wir für alle Menschen einen Safe-Space bieten

STROBO: Was unterscheidet für euch die Arbeit in einem Duo zu der Arbeit in einer Band? 

Lucien: Wir haben dadurch einen ganz anderen Arbeitsprozess gefunden: Mittlerweile schreibt Joe hauptsächlich unsere Songs alleine und ich komme dann für die Drums und das Feintuning dazu. Dazu kommt aber auch, dass wir zu zweit in unserem 12-Quadratmeter-Proberaum unsere ganz eigene Welt haben – das ist einfach intimer als mit fünf Leuten. Manchmal unterhalten wir uns zwei Stunden vor den Proben und führen tiefgründige Gespräche – dadurch verstehen wir uns gegenseitig und können diese Ehrlichkeit und Emotionalität in Musik übersetzen. Das zu vermitteln, ist uns auch bei unseren Shows wichtig.

Joe: Wir wollen wir für alle Menschen einen Safe-Space bieten, in dem sie so sein können, wie sie wollen und auch Gefühle zeigen dürfen. Wenn wir zu zweit Musik machen, geht es uns darum, wie sich ein Song anfühlt. In den neun Jahren, die wir schon zusammen Musik machen, sind wir außerdem miteinander aufgewachsen. Wir wissen, was der jeweils andere denkt und sind komplett auf einem musikalischen Level. Dass wir nicht immer alle Instrumente spielen müssen, hat uns außerdem musikalische Freiheiten gegeben. 

STROBO: Nachdem eure Debüt-EP jetzt raus ist was steht als Nächstes für euch an? 

Joe: Unser Plan ist es, jetzt erst einmal unsere EP zu promoten, unsere Show zu präsentieren und irgendwann eine Support-Tour zu spielen.

Cloud Trips spielen Releasekonzert in Bochum

Heute am Freitag, 3. März, spielen Cloud Trips ihr Highly Unlikely”-Releasekonzert im Rottstraße 5 Theater in Bochum (Support: Timur Bambil). Die Show startet um 19.30 Uhr, der Eintritt an der Abendkasse kostet 10 Euro. Mehr Informationen gibt es hier. Auch spielt das Duo am 2. Juni beim Libella Festival am Kemnader See. 

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