Zukunft braucht Herkunft: die Emerging Artists im Dortmunder U 

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Die Biennale für zeitgenössische Kunst zeigt im Dortmunder U die Exponate von neun jungen Künstler:innen aus dem Ruhrgebiet. Mit ihren Ausstellungsstücken bearbeiten sie sowohl politische als auch alltägliche Themen. Warum sich ein Besuch der fünften Ausgabe von Emerging Artists lohnt, erfahrt ihr von STROBO. 

Das Projekt Emerging Artists unterstützt aufstrebende Künstler:innen aus dem Ruhrgebiet bei dem Start in ihr selbstständiges Berufsleben. Die diesjährige Ausstellung zeigt alle möglichen Kunstobjekte von Malereien über Grafiken bis hin zu Skulpturen. Bis zum 28. Januar 2024 sind die Exponate der jungen Künstler:innen auf der zweiten Etage des Dortmunder U (uzwei) zu sehen. Erstmals wird in diesem Jahr zum Ende der Ausstellung auch ein Förderpreis vergeben, der mit einer Einzelausstellung im SUPERRAUM prämiert ist.

Junge Künstler:innen aus dem Ruhrgebeit präsentieren ihre Kunstwerke im Dortmunder U. Foto: Johannes Schriek.

Berufseinstieg Kunst – wie geht das?

Aus über 50 Bewerbungen auf den „Open Call: Kunst“ hat eine vierköpfige Fachjury die diesjährigen Künstler:innen ausgewählt. Im Rahmen der Biennale haben die jungen Künstler:innen die Möglichkeit, sich zu professionalisieren und zu vernetzen. Für die Gruppenausstellung sind dabei völlig neue Arbeiten entstanden. Die jungen Emerging Artists stellen sich hiermit erneut ihrem künstlerischen Selbstfindungsprozess. Außerdem werden sie bei einem exklusiven Programm in bürokratischen Angelegenheiten der eigenen Selbständigkeit gebrieft. Damit trägt das Projekt maßgeblich zur Professionalisierung der jungen Künstler:innen bei. 

Hinter den Kulissen formiert sich alle zwei Jahre für die Dortmunder Biennale ein komplett neues Team, möglichst aus verschiedenen kreativen Richtungen, zum Beispiel Grafikdesign, Szenografie oder Fotografie. Auf diese Weise bietet das Projekt auch hinter den Exponaten der Ausstellung einen Berufseinstieg für Kulturschaffende.

Die jungen Künstler:innen stellen dabei ein hohes Maß an Professionalität und kreativer Energie unter Beweis. Jenseits der einstigen Industriekultur weisen die jungen Künstler:innen den Weg in ihre Zukunft der Kunst: Frauenrechte spielen dabei eine genauso große Rolle wie Fragen um eine Symbiose von Mensch und Natur.

Zwischen Gesellschaftskritik und der Absurdität des Alltäglichen 

Die Dortmunder Ausstellung zeigt, wie unterschiedlich die Dynamiken und Ideen junger Künstler:innen sein können. Gegenstände künstlerischer Inspiration reichen vom Frankreichurlaub (Lucas Boelter) bis hin zu gesellschaftskritischen Themen wie der Objektifizierung von weiblichen Prostituierten auf Freier-Plattformen im Internet (Louisa Stickelbruck).

Während Calvin Hein mit seiner begehbaren Installation dem Verhältnis von Mensch und Wald nachspürt, reist Victoria Jungs in ihrer Arbeit nach New Orleans. Sie nimmt Bezug auf Probleme in den USA und verarbeitet Erfahrungen einer Stadt, die nach einem Hurricane 2005 im Widerstreit zwischen Desaster und Hoffnung pendelt. Nana Seeber geht unterdessen auf Spurensuche in ihrer eigenen Vergangenheit und stellt dabei fest, wie fluide und fragil sich Erinnerungen wie Bilder überlappen und überschreiben können. 

Merve Baran beeindruckt mit einem Exponat, in dem sie ihre aktivistischen Arbeiten in der marokkanischen Wüste bearbeitet. Sie webt verschiedene Fotografien zusammen. Es überschneiden sich Eindrücke von Armut, aber auch großer Freude und Nächstenliebe. Besucher:innen stellen sich die Frage nach dem Wahrheitsgehalt fotografischer Dokumente. Letztlich erscheint durch ihre Arbeit jeder Einblick des Westens in das nomadische Wüstenleben als fragmentarisch. 

Figurativ arbeitet David Mergelmeyer, indem er textile Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien zusammensetzt und ihnen eine neue Identität verleiht. Nicht zuletzt begeistert die Koproduktion von Jamin Pamin und Aron Schmidtke. Die farbgewaltige Keramik zeigt den Clash zweier Künstler:innenpersönlichkeiten, die sich wie auf einem Schachfeld bekriegen und doch in einer ästhetischen Symbiose miteinander verschmelzen.

Die jungen Künstler:innen aka Emerging Artists. Foto: Johannes Schriek.

Emerging Artists: ein zukunftsweisendes Biennale

Zukunft braucht Herkunft. Emerging Artists weist den engagierten jungen Künstler:innen den Weg in ein professionelles Berufsleben. Damit trägt das Projekt dazu bei, den steinigen Weg in die Kunstbranche zu ebnen. Die dynamischen und beeindruckenden Arbeiten lassen auf eine kreative Zukunft der Künstler:innen hoffen. 

Ein ausgiebiges Rahmenprogramm bietet die Möglichkeit, die jungen Künstler:innen vor Ort zu treffen, an ausgewählten Weiterbildungen teilzunehmen oder selbst im Dortmunder U kreativ zu werden. Bis Ende Januar 2024 ist die Ausstellung auf uzwei zu sehen. Alle Infos zur Ausstellung findet ihr auf der Seite des Dortmunder U.

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