Die Dortmunder Surfpunk-Band Drens tritt bei den STROBO:Sessions auf wie noch nie zuvor: Allein Sänger Fabian und Bassist Patrick stehen zusammen auf der Bühne. Im Interview erzählt Fabian, wie sich das für ihn angefühlt hat und was sich die Band für 2023 vorgenommen hat.
STROBO: Fabian, ihr habt mit Drens im Mai euer Debütalbum „Holy Demon“ veröffentlicht. Seitdem sind sieben Monate vergangen. Wie habt ihr die Zeit erlebt?
Fabian: Ziemlich schnelllebig und heftig. Für uns ging es mit der Releaseshow im Juni los, die wir bei uns zuhause in Dortmund im FZW gespielt haben. Das war eines der Konzerte, auf die wir sehr lange gewartet haben – und ziemlich überwältigend. Es war nämlich unser bislang größtes eigenes Konzert, und der Laden war voll, was sehr schön war.
Wir durften außerdem auf vielen Festivals spielen und dann kam natürlich die „Holy Demon“ Tour mit einigen Auf und Abs, weil wir ein paar Konzerte absagen mussten. Den Großteil haben wir aber gespielt, und es war schön zu sehen, dass die Leute die Texte vom Album singen konnten und wir danach auch mit ihnen darüber sprechen konnten, was sie in die Songs reininterpretieren. Deshalb war viel los, die letzten Monate waren eine intensive und richtig schöne Zeit.
STROBO:Inside – Drens
Drens ist eine Surfpunk-Band aus Dortmund, die unter anderem mit ihrem Erscheinen auf dem Soundtrack von „How to sell Drugs online (fast)“ für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Die Mitglieder Fabian (Gesang, Gitarre und Schlagzeug), Arno (Gesang und Gitarre), Patrick (Bass) und Joel (Gitarre und Schlagzeug) machen seit 2018 zusammen Musik. Mit “HOLY DEMON” ist nun ihr Debütalbum bei Glitterhouse Records erschienen. Produziert wurde es von Zebo Adam, der unter anderem auch die Musik von Bilderbuch produziert.
STROBO: Du hast gerade angesprochen, dass ihr sehr lange auf euer Release-Konzert im FZW Anfang Juni gewartet habt. Im Interview im Mai hast du gesagt, dass es da sicherlich Freudentränen geben werde. War es genauso wie erhofft?
Fabian: Wir waren wahrscheinlich so nassgeschwitzt, dass für Tränen kein Wasser mehr im Körper war (lacht). Aber ich wusste zum Schluss nicht mehr, was ich sagen soll. Mir wird oft gesagt, dass ich auf der Bühne zu oft Danke sage, und da habe ich das nochmal richtig ausgereizt. Es gab da einen Moment, in dem sich unser Bassist Patrick zwischen zwei Songs hingehockt hat, um eigentlich nur kurz einen Schluck Wasser zu trinken, und sich das Publikum mit hingesetzt hat. Es war extrem schön zu sehen, dass die Leute sogar dann am Start waren.
Ich weiß auch noch, wie wir vor der Zugabe von der Bühne gegangen sind und an der Treppe im Backstage standen und uns alle vier fest umarmt und voll darüber gefreut haben, was da gerade passiert. Ich hatte Momente auf der Bühne, bei denen ich dachte: Wie schaffe ich es, dieses Konzert festzuhalten?
Drens bei den STROBO:Sessions: Hier könnt ihr das Video sehen
STROBO: Gab es sonst noch Momente, die bei dir von der Tour besonders hängen geblieben sind?
Fabian: Bei unserem Konzert in Berlin habe ich bei „Record Store“ mit der zweiten statt der ersten Strophe angefangen, und die Leute haben mich einfach angegrinst und den richtigen Text weitergesungen. Dadurch wusste ich dann auch, wo ich weitersingen muss. Das war richtig schön.
Sonst haben uns auch oft Leute darauf angesprochen, dass sie trotz der wilden Momente auf unseren Konzerten das Gefühl haben, dass die Konzerte für alle ein sicherer Raum sind und dass sie sich wohlfühlen, auch wenn sie vorher eher Probleme damit hatten, wieder in vollen Räumen zu stehen.
Wir versuchen auch von der Bühne aus zu gucken, was im Publikum passiert und zu checken, dass alles bei den Leuten in Ordnung ist, indem wir zum Beispiel Wasser ins Publikum reichen. Zu hören, dass alle eine schöne Zeit haben, ist cool und uns allen sehr wichtig. Solche Gespräche sind bei mir besonders hängen geblieben.
STROBO: Du hast es vorhin schon erwähnt – ihr konntet leider wegen schleppendem Ticketvorverkauf nicht alle Konzerte spielen. Wie schwer ist es euch gefallen, die Termine abzusagen?
Fabian: Richtig schwer. Es war für uns fast ein Mantra in der akuten Pandemie-Zeit zu sagen, dass es richtig krass wird, wenn wir wieder Konzerte spielen können. Und das ist auf eine Art nicht ganz eingetreten. Die Konzerte, die stattfanden, waren teilweise die schönsten Konzerte, die wir je gespielt haben, aber unsere Vorverkäufe waren schwierig.
Wir waren selbst enttäuscht und befanden uns dann in einem Zwiespalt. Zum einen wollten wir kein unkalkulierbares finanzielles Risiko für die Venues erzeugen, weil dahinter auch viele Existenzen stecken. Auf der anderen Seite gab es aber auch unsere Crew, die sich seit Monaten Termine geblockt hatte und für die das natürlich auch einen Gagenausfall bedeutete.
Dazu sind die Leute gekommen, die sich schon Karten für die Städte gekauft hatten, was auch nicht so wenige waren. Denen stößt man auch vor den Kopf und steigert im schlimmsten Fall das Misstrauen in den Vorverkauf. Gerade das hat uns viele schlaflose Nächte bereitet und wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht. Deshalb wollten wir sehr offen damit umgehen, damit viele Menschen unsere Entscheidung nachvollziehen können und auch ein Austausch stattfinden kann. Teilweise waren die Leute gefrustet, viele waren aber auch sehr verständnisvoll. Die Entscheidung war dementsprechend sehr schwierig, hat sich aber richtig angefühlt.
STROBO: Plant ihr, die Konzerte nachzuholen?
Fabian: Das wäre auf jeden Fall richtig schön, gerade für die Leute, die uns in den Städten gerne sehen wollten. Es ist jetzt gerade aber vor allem wichtig zu schauen, wie sich das mit den Touren entwickelt. Teilweise auch wegen der Energiekosten und Spritpreise. Wir würden die Konzerte also gerne nachholen, aber es gilt jetzt erstmal zu schauen, wie sich das im kommenden Jahr gestaltet. Sonst planen wir gerade eher, wann wir mal wieder ins Studio gehen, um neue Sachen aufzunehmen.
STROBO: Was habt ihr euch denn musikalisch für 2023 vorgenommen?
Fabian: Generell ist unser Plan, neue Musik rauszubringen. Ansonsten wäre es schön, zu überlegen, wie man die Soundbandbreite von Drens noch erweitern kann, sodass unsere Musik aber immer noch Drens bleibt. Bei „Holy Demon“ haben wir ja auch stilistisch ein, zwei neue Wege eingeschlagen und sowas finden wir immer spannend. Wir haben auch schon an einigen Demos gearbeitet. Sonst steht noch nichts fest, was aber auch schön ist, weil wir dadurch erstmal einfach unbeschwert Musik machen können. Ich hoffe, diese Unbeschwertheit beim Schreiben bleibt noch ein wenig.
STROBO: Zum Thema Sound erweitern: Ihr habt in einem Interview mal gesagt, dass der Begriff Surfpunk euch auch eine gewisse Freiheit bezüglich der Einflüsse geben würde, die ihr in eurer Musik aufnehmt. Welche Bands und Musiker:innen prägen euch zurzeit am meisten?
Fabian: Es gibt immer wieder Musiker:innen, die uns beeinflussen. Manchmal spiegelt sich das nicht im Sound wider, sondern darin, dass die Musik eine tolle Message hat, so cheesy das vielleicht klingt. Zum Beispiel hören wir zurzeit viel von Blond und finden es super wichtig, was sie machen. Dadurch ist es extrem spannend, ihre Musik zu hören und zu verfolgen. Ich höre zurzeit auch viel von Jean Dawson, weil ich interessant finde, wie er Gitarrenmusik und Rap zusammenbringt. Und Turnstile sind bei uns auch immer noch am Start. Das sind alles völlig verschiedene Künstler:innen.
Dass wir in der Band für verschiedene Genres offen sind, schafft Mut, um Neues auszuprobieren. Man kann sich dadurch auch in der Band besser öffnen. Bei „Stealing All The Air“ hatte ich vier oder fünf verschiedene Versionen – ich habe mich immer mehr getraut, als ich gemerkt habe, dass die anderen die Veränderungen mittragen und mitgestalten.
STROBO: „Stealing All The Air“ ist neben „Bloody Knees“ auch ein Song, den ihr bei den STROBO:Sessions performt. Wieso habt ihr euch für die zwei Songs entschieden?
Fabian: Da Patrick und ich zu zweit bei den Sessions spielen, haben wir überlegt, welche Songs am besten nur mit Gitarre und Bass funktionieren. „Stealing All The Air“ haben wir dadurch ein wenig zurück in seine Rohform gebracht, was uns großen Spaß gemacht hat. „Bloody Knees“ hat ja auch in der Albumversion ein Ende, das nur aus Gesang und Gitarre besteht.
STROBO: Wie hat sich es sich für euch angefühlt, zu zweit bei den Sessions zu stehen?
Fabian: Das war spannend, weil wir noch nie eine Session zu zweit gespielt haben – und auch noch nicht in dem Rahmen, mit dem Set und den Kameras. Dadurch haben wir die Songs noch einmal anders entdeckt und sie haben eine ganz andere Dynamik bekommen. Genauso haben Patrick und ich auch zueinander eine andere Dynamik bekommen. Sonst steht er auf der Bühne zwar auch links neben mir, aber dann passieren ja immer noch ganz viele andere Dinge. Nur zu zweit spielen hat dann etwas Intimeres – man hört sich beim Spielen nochmal mehr zu. Das war eine schöne Erfahrung.
STROBO: Ihr wart beim popNRW-Preis dieses Jahr als „Outstanding Artists“ nominiert – 2019 habt ihr den zweiten Platz als Newcomer gewonnen. Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren nicht mehr als Newcomer gesehen zu werden?
Fabian: Stimmt, jetzt sind wir ja schon die alten Hasen (lacht). Das war auf jeden Fall eine Wertschätzung, über die wir uns sehr gefreut haben. Ich hatte auch Momente, in denen ich da saß und dachte, dass voll viel in diesen drei Jahren passiert ist, die sich gerade durch die Pandemie auch einfach nicht nach drei Jahren angefühlt haben.
Wenn mein heutiges Ich mir vor drei Jahren erzählt hätte, dass wir unser Debütalbum veröffentlicht und eine eigene Tour gespielt haben, wäre ich vor Freude ausgerastet. Ich freue mich also, dass wir weiterhin am Start sind, es als Band durch die Pandemie geschafft haben und noch viele Ideen und Antrieb haben. Dafür bin ich sehr dankbar.
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