Gemeinsam mit dem Hammer Produzenten Kostn hat Milaa ihren zweiten Solo-Track „ALEGRIA“ veröffentlicht. In diesem Song besingt die Songwriterin in souligen Pop ihre Schwester, die auch Namensgeberin für den Track war. Die Künstlerin erzählt im STROBO Interview von der Zusammenarbeit und ihrer Musik, die Genregrenzen verlässt.
STROBO: Millaa, Musik spielt eine große Rolle in deinem Leben. Du singst, seitdem du elf Jahre alt bist. Was war deine erste CD?
Milaa: Die erste CD, an die ich mich erinnern kann, ist von den No Angels. Und ich weiß noch, dass meine Eltern so eine Mix-CD hatten. Da folgte auf den Track „Who let the dogs out“ direkt so etwas, wie „I wanna be daylight in your eyes“. Aber die allererste CD, die ich mir mit meiner Schwester zusammen gekauft habe, war eine EP von Justin Bieber mit zwei Songs. Das hat mich komplett geprägt: das erste Stück Musik in der Hand.
STROBO: Anfang August ist dein zweiter Solo-Song „ALEGRIA” erschienen, der von dem Hammer Musikproduzenten Kostn produziert wurde. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Milaa: Ich habe Kostn erst dieses Jahr kennengelernt. Zu der Zeit habe ich „ALEGRIA” gerade produziert und meine Vocals bei mir zu Hause eingesungen. Für eine andere Session war ich dann bei Kostn und habe ihm den Song gezeigt. Daraus entstand die Zusammenarbeit. Wenn jemand etwas mixt oder mastert, entspricht das immer auch den Vorstellungen der Sound Ingenieur:innen und das kann den Track verändern. Bei Kostn wusste ich aber schon von vorherigen Projekten, auf was ich mich einlasse.
STROBO:Inside: Milaa
Milaa ist Songwriterin und Sängerin aus Remscheid, die Solo oder mit ihrer Band LIONESS auf der Bühne steht. In der Musik der 22-Jährigen finden sich Elemente des Souls, Pops, Reggaes, HipHops und elektronische Klänge. Infos über Konzerte und nächste Tracks droppt sie immer zuerst auf ihrem Instagram Account @milaamusic.
STROBO: Wie läuft bei dir die Produktion von Songs sonst ab?
Milaa: Dafür habe ich zwei Ansätze: Bei dem einen fängt es meistens mit einer Melodie für eine potentielle Hook an. Die nehme ich dann auf und mache ein A Cappella. Dann überlege ich, wie Strophe und die Bridge klingen sollen. Ich höre mir das dann an und frage mich, ob das zu der Melodie von der Hook passt. Erst danach fange ich mit dem Schreiben an. Bei dem anderen Ansatz spiele ich verschiedene Instrumente ein und schreibe dann einen Song dazu, wenn ich ein optionales Instrumental erschaffen habe.
STROBO: Inwiefern hat sich der Track durch Kostns Arbeit verändert?
Milaa: Ich kann mich noch an die erste Produktion erinnern, die ich von „ALEGRIA” gemacht habe. Die war cool, doch an manchen Stellen dachte ich, dass ich das nicht besser hinkriege: Wie das Timing. Ich kann mich zum Beispiel noch daran erinnern, dass ich zu Kostn gesagt habe: „Der Song ist cool, aber irgendwas fehlt noch.“ Und dann hat Kostn diese Synthesizer-Trompete reingebracht, die man zum Beispiel im Refrain oder in der Strophe hört. Das gibt dem ganzen seinen Spice.
STROBO: Was ist für dich das Spannende an Kostns Perspektive?
Milaa: Zuerst: Kostn ist einfach ein besonderer Musiker und Mensch. Immer wenn ich ihn sehe, weiß ich, dass ich genau dort sein möchte. Kostn hat einfach seine Sauce hinzugefügt und mir das dann geschickt. Und es war das erste Mal, dass ich meinen Track gehört habe und wusste, dass ich es genau so haben möchte. Dafür bin ich ihm unfassbar dankbar. Er hat meine Idee angenommen und das Beste draus gemacht.
STROBO: Kannst du dich an deine ersten Begegnungen mit Musik erinnern?
Milaa: Ich bin in der Kirche aufgewachsen und bei uns Kongoles:innen ist der Kirchgang mit viel Musik verbunden: Erst kommen ein paar melancholische Lieder, dann Gottes gepriesene Lieder und nach der Predigt kommt dann noch mal Musik. Und am Ende ist man fröhlicher. Jeden Sonntag, wenn ich aus der Kirche zurückgegangen bin, habe ich was Musikalisches mitgenommen. Hinzu kommt, dass mein Bruder ganz früh Klavier gelernt hat und meine Eltern sehr viele CDs besitzen. So bin ich schon früh mit Musik in Kontakt gekommen. Es ist für mich ein Ort, an dem ich mich ausruhen kann, wenn es mir mal nicht gut geht oder wenn ich fröhlich bin – eigentlich egal welche Emotion ich habe.
STROBO: Deine Erzählung von der Kirche erinnert an deinen ersten Solo-Track „No Good“. Der ist melancholisch und stark zugleich. Ist Musik für dich eine Form der Schmerzbewältigung?
Milaa: Ich bin ein Lebensschreiber und wenn ich irgendwas erlebt habe, schreibe ich es auf. Das ist wie Therapie für mich. Bei „No Good“ war das auch so, weil ich mich davor getrennt habe und erst einmal klarkommen musste. Dabei kam dieser Song zustande. Wenn man auf den Text hört, geht der in eine Trennungs- und Empowerment-Richtung, aber der Beat sagt: „Wir feiern jetzt und machen unser Ding.“ Diese Kombi finde ich cool.
STROBO: Du verbindest in deinen Songs verschiedene Elemente des Soul, Gospel, Pop, Hiphop, aber auch elektronische Klänge. Gibt es ein Genre, in dem du dich besonders wohl fühlst, oder ist es genau der Mix?
Milaa: Mit R’n’B und Soul habe ich angefangen und das wird immer mein Zuhause bleiben. Trotzdem macht mich der Mix aus: Wenn ich zum Beispiel Reggae höre, fallen mir direkt viele Sachen dazu ein. Das Gleiche, wenn ich irgendwas Elektronisches höre oder Richtung House, Garage oder Drum and Bass. Dabei fallen mir coole unterschiedliche Sachen ein.
STROBO: Neben deinen Solo-Tracks singst du auch in der Band LIONESS. Inwiefern unterscheidet sich das Singen, wenn du mit anderen auf der Bühne stehst?
Milaa: Ich finde Musik zu machen in einer Band immer anders. Mit LIONESS ist es einfach ein anderes Zusammensein. Wir geben uns gegenseitig Input, wenn es um die geschäftlichen Sachen geht und können uns musikalisch gut anpassen: Ich kann zum Beispiel sagen: “Play low” um einen bestimmten Teil des Songs zur Geltung zu bringen oder zu betonen. Wenn ich mit einem DJ auftrete und Playback singe, geht das im Moment selbst nicht.
STROBO: Wann war für dich der Moment, in dem du dich dennoch entschieden hast, deine erste eigene Solo-Single zu produzieren?
Milaa: Das hat ziemlich lange gedauert. Ich schreibe schon, seitdem ich 16 bin und meine erste Single „No Good“ kam erst dieses Jahr raus. Das hat mich schon viel Überwindung gekostet und ich wurde von Andrew und seinem Label Noctarium unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich möchte, dass meine Musik ein Platz ist, an dem sich Leute niederlassen können und kurz vergessen, was außerhalb abgeht. Am Ende des Tages muss es mir gefallen. Auch deswegen mache ich meine Musik. Ich habe das, was ich singe, gedacht und gefühlt. Ich möchte einen Teil meiner Geschichte weitergeben und dabei einen Platz für diejenigen schaffen, die sich das anhören.
STROBO: Worin findest du Inspiration für deine Texte?
Milaa: Dadurch, dass ich Lebensschreiberin bin, ist mein Leben die Inspiration. Ich schreibe nicht nur für mich, sondern auch für diejenigen, die das hören möchten und sich in meiner Musik zu Hause fühlen. Ich möchte immer was geben von dem, was ich mitnehmen durfte. Wenn ich einen schönen Song als Reaktion auf eine Scheiß-Situation schreibe, dann bringt mich das aus dieser bestimmten Lage. Das Gefühl möchte ich weitergeben. Ich möchte, dass meine Hörer:innen das fühlen, was ich in der Situation gefühlt habe. Es ist ein Geben und Nehmen.
STROBO: Kann man sich auf weitere Tracks freuen?
Milaa: Da kommt auf jeden Fall noch Weiteres. Ich habe gerade mal angefangen. Ich möchte auf jeden Fall nicht zu viel versprechen, aber mit einer EP kann man auf jeden Fall rechnen.
STROBO: Auch noch dieses Jahr?
Milaa: Jetzt machst du mich verlegen. Ich sag mal so: Stay tuned.
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