„Natürlich habe ich auch Schattenseiten“ – KOSTN bei den STROBO:Sessions

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Als Produzent für andere Musiker:innen hat sich Kostn ein Netzwerk aufgebaut. Doch auch als Solokünstler zeigt er viele Facetten. Im Interview spricht er mit STROBO über seine Ambition, mit Musik seine Miete zahlen zu können und erklärt, wieso sein Leben einem Drahtseil ähnelt.

STROBO: Kostn, du arbeitest als Produzent und Einzelkünstler. Wie kommt es, dass du beides machst?

Kostn: Ausschlaggebend dafür war sicherlich der Umzug in das Studio in Hamm. Ich war mit ein paar anderen auf der Suche nach einem kreativen Raum. Durch Zufall bin ich dann auf jemanden gestoßen, der gerade einen Raum abzugeben hatte. Seitdem kommen sehr viele zu mir – egal ob es zum Aufnehmen ist oder für eine Session.

STROBO: Hattest du das Gefühl, dass du vorangekommen bist, seitdem du Musik in einem Studio machst?

Kostn: Am Anfang hatte sich das noch in Grenzen gehalten, aber mittlerweile bin jeden Tag neun Stunden da und mache da so ziemlich alles. Natürlich chille ich auch und pushe nicht durch. Dennoch ist jeden Tag ein anderer Künstler da, den ich aufnehme oder mit dem ich zusammen Musik mache.

STROBO:Inside

Kostn ist ein Produzent und Sänger aus Hamm, der unter anderem auch mit Beau und Babatell zusammengearbeitet hat. Als Produzent sind seine Beats vielseitig. Mit seinem Track “Hol ich raus” zeigt er als Einzelkünstler das erste Mal auch eine nachdenkliche Seite. 

STROBO: Du bist sehr viel als Produzent tätig. Irgendwann hast du dich mal selbst ans Mikrofon gestellt. Wie schwer ist es dir gefallen, selbst vor dem Mikrofon zu stehen?

Kostn: Ich mache seit sieben Jahren Musik am Laptop und am Klavier. Die ersten zwei bis drei Jahre war das eher spaßeshalber und bis vor einem Jahr habe ich mich gar nicht so richtig getraut, selbst vor dem Mic zu stehen. Das habe ich auch wenn dann niemandem gezeigt. Jetzt im Februar habe ich die erste Single mit meinem Gesang releast, weil ich endlich mit dem Klang meiner Stimme zufrieden war. Man muss sich einfach an seine Stimme gewöhnen. Für irgendwen hört sich das immer nice an.

STROBO: Welche Erfahrungen hast du als Produzent für andere Künstler:innen für deine eigene Musik gesammelt?

Kostn: Durch die Arbeit mit anderen Künstlern habe ich gelernt unter Druck zu produzieren und damit auch zufrieden zu sein. Somit schaffe ich es mittlerweile einen Song von der Idee bis zum Mix an einem Tag fertig zu bekommen.

STROBO: Wo liegt denn der Unterschied zwischen alles selbst machen oder für andere Leute zu produzieren?

Kostn: Bei meinen eigenen Sachen bin ich experimenteller und probiere mehr aus. Viele andere Rapper wollen einfach einen Trap-Beat produziert haben und dann anfangen. Manche wollen zwar auch experimentieren, aber lassen sich keine Zeit. Sie denken dann, dass nach einer Session der perfekte Song herumkommt. Es braucht aber Zeit, bis ich als Produzent checke, wie der Musiker tickt, was er haben möchte.

STROBO: Ein Song entwickelt sich nichtsdestotrotz und ist abhängig von den Entscheidungen, die man trifft. Inwiefern bist du ein selbstkritischer Mensch, sodass es dir schwerfällt am Ende zu einem Ergebnis zu kommen?

Kostn: Früher war ich selbstkritischer. Erst habe ich alles cool gefunden und anschließend alles kritisiert. Mittlerweile lege ich neue Songs erst einmal auf Eis, wenn sie mir nicht gefallen. Wenn mir dann der neue Track nach einer Stunde nicht gefällt, lösche ich ihn. Da bin ich rigoros.

STROBO: Eigentlich sind deine Texte eher englischsprachig. Mit „Hol mich raus“ singst du das erste Mal auf Deutsch. Wie kam dieser Schritt?

Kostn: Ich habe meine Tracks vorher immer auf Englisch geschrieben. Aber es war nie viel Text, weil mir einfach die Vokabeln fehlen, gewisse Gefühle zu umschreiben. Ich liebe die englische Sprache zwar, aber es fällt mir leichter auf Deutsch Poesie und Flow in meine Texte zu bringen. Während bei den vorherigen Tracks der Vibe im Mittelpunkt stand, wollte ich bei „Hol mich raus“, dass man den Text auch versteht. Ich werde auch in Zukunft Deutsch und Englisch miteinander mixen.

Hier wird bald der zweite Teil der STROBO:Sessions mit Kostn veröffentlicht

STROBO: In „Hol mich raus“ singst du davon, dass du nur noch in dein wohlgeliebtes Haus möchtest. Inwiefern verfolgst du damit einen Traum? Woraus möchtest du geholt werden?

Kostn: Ich habe noch keine Familie, noch kein Haus. Ich habe es noch nicht geschafft. Ich befinde mich noch nicht in Sicherheit. Derzeit balanciere ich eher auf einem Seil, bei dem ich nicht weiß, ob ich noch zum Ziel komme oder herunterfalle.

STROBO: Spürst du Druck, dass du noch nicht am Ende angekommen bist?

Kostn: Auf jeden Fall, aber genau dieser Druck hält mich am Leben – dass ich nicht aufgeben will und weitermachen muss. Sobald sich ein Mensch sicher fühlt, hat er meistens schon aufgegeben. Er träumt gar nicht mehr. Da bleibe ich lieber mein Leben lang auf dem Drahtseil.

STROBO: Ist „Hol mich raus“ dein persönlichster Track?

Kostn: Bis jetzt: Ja! Ich bin eigentlich ein positiver, optimistischer und euphorischer Mensch. Ich versuche immer das Gute nach außen zu tragen, aber natürlich habe ich auch Schattenseiten und bin nachdenklich. Das versuche ich mit diesem Track auszudrücken.

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