Das Popcorn ist nicht billiger geworden – warum ihr trotzdem alle wieder ins Kino müsst!

Die Kinos sind auf. Noch. In der Redaktionskolumne STROBO:Insights erzählt unser Autor Tobias euch, warum ihr so bald wie möglich mal wieder hin solltet und warum das Original so viel besser ist als euer Heimkino.

Als ich vor ein paar Monaten mit meinem Mitbewohner zusammengezogen bin und wir planten, wer welchen Raum nimmt, wie die Wände gestrichen werden sollen und wer wann was putzt, stand eine Sache schon längst fest: Wir kaufen uns einen Beamer. Natürlich mit der größten Leinwand, die in unsere Wohnung passt. Nicht so ein Super-Premium Teil mit Ultra-4K und 3D Brillen – abgesehen vom Geldbeutel lässt unser Studenten-Image das ja auch gar nicht zu. Aber wir wollten wenigstens ein Gerät, dass die neuesten Blockbuster zumindest nicht so aussehen lässt als spiele sie gerade ein verstaubter Schul-Overhead-Projektor ab. Dazu noch die alte Anlage eines Cousins eines Freundes und die halb durchgesessene Couch meiner Schwester und fertig ist das eigene Heimkino. Ein Luxus, den wir gerade während des Lockdowns exzessiv genutzt haben: „Haste noch was vor? – Ne! – Gucken wir n Film? – Jo!“. Ich habe das sehr genossen, aber so ein richtiges Kino-Feeling konnte sich bei mir nie einstellen.

Nur einmal kam ein Freund vorbei, brachte unglaublich gutes Popcorn mit, wir drehten die Anlage auf extrem laut, war ja Nachmittag, und ließen uns dann vom Motorenheulen von Mad Max die Trommelfelle massieren. Aber sonst fehlte den Filmen, beziehungsweise dem Akt des Film-Guckens, so ein gewisses Extra. Ich sitze immer im Wohnzimmer auf der Couch, nie mit im Raumschiff von “Interstellar”. Meine Füße liegen immer auf dem Couchtisch vor mir, sind nicht mit auf dem Schlachtfeld von “1917”. Meine Augen driften ab und zu aufs Handydisplay ab und dann muss ich wieder zurückspulen. You get the point.

Der Zauber von Großkettenkinos

Also bin letztes Wochenende wieder ins Kino gegangen – weil geht ja wieder. Ich würde gerne schreiben, dass ich in einem kleinen Indie-Kino war, aber das wäre gelogen. Es war eines dieser Großkettenkinos die ähnlich viel mit Lichtspielhäusern zu tun haben wie Vapiano mit italienischen Restaurants.

Aber egal. Bereits während der Einlasskontrolle duftete es so schön nach Popcorn und diesen Cola-Sirup-Automaten. Beim Blick auf die Preistafeln bestätigte sich das gute Gefühl, die vorher gekauften Snacks bereits im Rucksack zu haben und damit ohne Probleme durch die Kontrolle gekommen zu sein. Macht doch eh jeder.

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Unser Autor und sein heißgeliebter Beamer!

Als ich dann den Kinosaal betrat, erwischte mich endlich dieses Gefühl des gewissen Extras. Dunkelrote Sessel, Teppichboden und gedimmte Leuchtstreifen auf dem Boden, die den Weg weisen. Am Sitzplatz erneut aufstehen, um Menschen durchzulassen, Werbung für überteuertes Ben und Jerrys und die lokale Sparkasse. Alles so, als ob sich in den eineinhalb Jahren nichts verändert hat. Vermutlich hat sich auch nichts geändert – außer, dass vielleicht Staub gewischt wurde. Auch das Gefühl, wenn das Licht sich langsam dimmt, die Gespräche um einen herum leiser werden und der Vorspann irgend eines großen Hollywood-Studios beginnt, ist das gleiche. Warum auch? Kino funktionierte schon vor Corona und funktioniert auch jetzt (Dass es Kino immer geben werde, erzählt Sigrid Switala, die Leiterin von drei Kinos in Bochum, übrigens in diesem Strobo-Artikel). Da kommt auch das beste Heimkino nicht dran. 

Warum Kinos einfach besser sind

Klar kann ich da zwischendurch auch mal aufs Klo, aber genau da ist ja auch das Problem. Sitze ich im Kino, hat der Film meine volle Aufmerksamkeit und funktioniert genau so wie es sich die Regisseurin vorstellt. Und ich weiß, für die nächsten zwei Stunden bin ich weg. Irgendwo in New York, L.A. oder Mittelerde. Ich muss mir keine Sorgen machen, dass gleich die Nachbar:innen vor der Tür stehen und fragen, ob ich neuerdings einen Waffenschein besitze. lch muss mir keine Gedanken darum machen, ob ich nicht lieber doch noch was für die Uni machen sollte. Ich kann einfach gucken, lachen, Angst haben, weinen und staunen. Ganz ungestört. So wie vor Corona auch.

Was ich also eigentlich sagen möchte: Setzt euch mal wieder in einen dunklen Raum mit großer Leinwand und macht das Handy aus – und den Kopf direkt mit. Oder geht in eines der vielen Draußen-Kinos, die diesen Spätsommer wiedereröffnen. Auch wenn das Popcorn überteuert und die Anfahrt komplizierter als der Weg auf die eigene Couch ist, ein bisschen wiedererlangte Normalität tut uns (und auch den Kinos) glaube ich ganz gut.

Bock auf mehr STROBO? Lest hier: Warum mich die Quasi-Postcorona Stimmung überfordert

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