„Wir ficken die Szene nett weg“ – PATINA Records ist das neue Rap-Kollektiv in Dortmund

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PATINA Records heißt das neue Rap-Kollektiv, das in Dortmund die Szene erobern will. Kaum gegründet, wurde die Gruppe schon für einen Auftritt beim Juicy Beats angefragt. STROBO stellt euch vor, wer hinter PATINA steckt und was ihre Ziele sind.

Die Szene von innen zu unterstützen und mit dem Konkurrenzgedanken im lokalen Rap-Bereich zu brechen: Das sind die Ziele von PATINA Records. Das Dortmunder Kollektiv bündelt Rapper:innen und Produzenten verschiedener Subgenres und will ihnen eine Bühne geben. Es setzt sich aus den Rapperinnen Katanna und Isi I, dem Produzenten-Duo Clockwork sowie den Rappern Yako Ok, Calli, Tarri Ferrari und Kareem zusammen.

Rap-Kollektiv PATINA aus Dortmund will sich gegenseitig zum Scheinen bringen

Angefangen hat die Geschichte von PATINA Records nicht klassisch in einem Tonstudio oder auf einer Jam-Session – sondern im Planetarium. 2021 hatte Rapper Calli, der seit 13 Jahren in der Szene aktiv ist und unter anderem mit Bojan und Miami Yacine zusammengearbeitet hat, die anderen Musiker:innen gefragt, ob sie dort seinen Geburtstag mit ihm feiern wollen:  „An dem Abend haben wir uns gesagt: Wir haben eine ähnliche Vision, wir müssen mehr miteinander arbeiten, wir könnten echt was Interessantes zusammen erschaffen“, erzählt er. 

Zuvor hatten sich die Musiker:innen auf der Bring Your Own Beats Jam im FZW kennengelernt und gemerkt, dass sie gut zusammen funktionieren: „Wir habe uns gefragt, wer wir als Einzelpersonen sind, und wie wir und gegenseitig besser zum Scheinen bringen können“, erzählt Calli.

Dortmunder Rap-Kollektiv PATINA: Erster Juicy Beats Gig bestätigt

Einen Weg haben sie nun als PATINA Records gefunden und sich kurz nach der Gründung dort wiedergefunden, wo sie sich das erste Mal getroffen haben: Bei Bring Your Own Beats – dieses Mal aber als Künstler:innen: „Calli hatte mit Max Gyver geschrieben, der ihn dann gefragt hat, ob er bei Bring Your Own Beats auftreten will“, erzählt Isi I. Die Rapperin macht mit Calli schon seit mehreren Jahren zusammen Musik (zum Interview kommt ihr hier) und erzählt, dass damals schon festgestanden habe, dass wenn eines der Mitglieder einen Auftritt angeboten bekommt, möglichst jede:r aus dem Kollektiv eine Bühne bekommen soll. Auf die Frage, ob ganz PATINA auftreten dürfte, haben die Musiker:innen schließlich eine Zusage bekommen.

Dabei hatte das Kollektiv bis dato noch keinen richtigen Namen: „Ich hatte 20 Minuten, bis ich Max Gyver unseren Namen geben musste. Patina Records ist so ein Name, bei dem man sagen kann, manchmal entstehen unter Druck auch Diamanten“, erzählt Calli. Für das Kollektiv war der Auftritt der erste Meilenstein: „Es war unglaublich. Wir haben die Leute richtig gut mitgerissen und einige haben auch unseren Namen gerufen“, erzählt Kareem. „Spätestens der Auftritt hat uns gezeigt: Wir haben Spaß, können voneinander lernen und die Leute finden es cool“, ergänzt Calli. Mittlerweile konnte sich das Kollektiv schon einen Auftritt auf der Bring Your Own Beats-Stage des Juicy Beats sichern.

Mit dem Konkurrenzgedanken brechen: Kollektiv PATINA aus Dortmund im Interview

Der Name PATINA kommt von einem Beat des Produzenten-Duos Clockwork. „Beats bekommen ja immer die willkürlichsten Namen. Ich hatte damals eine Pfanne bekommen und mir angeschaut, wie man die pflegen soll. Und da stand, dass man sie nicht mit Seife spülen soll, da dadurch eine Patina entsteht. Da habe ich den Beat einfach Patina genannt“, erzählt Nikita. „Als wir dann den Namen überlegt haben, meinte jemand: Es gab doch diesen Beat der Patina hieß.“ PATINA war jedoch nicht der einzige Name, der im Raum stand: „Wir hätten uns fast Dortmunder Ghetto Playaz genannt“, erzählt Calli und lacht.

Mit PATINA wollen die Artists nicht nur sich selbst supporten, sondern auch mit dem Konkurrenzgedanken in der Rapszene brechen, wie Calli erzählt. „Man könnte den PATINA Slogan ,Wir ficken die Szene nett weg‘ nennen“, sagt er, „Wir sind freundlich zu allen Leuten um uns herum, und wenn ein Dortmunder einen Hit produziert, würde sich niemand von uns scheuen, den auch in unsere Stories zu posten.“ Er habe gemerkt, dass der Gruppengedanke auf vielen Jams fehle, und dass es für viele Rapper:innen aus der Szene eine Bürde sei, den Song von anderen Künstler:innen zu teilen: „Das bemerke ich bei Leuten, die ich seit Jahren kenne und habe es nie verstanden“, erzählt er.

STROBO Inside – PATINA Records

PATINA ist ein Dortmunder Rap-Kollektiv, dass sich im Juni 2022 gegründet hat. Es besteht aus Katanna (22), Yako Ok (21), Clockwork (bestehend aus Marlo und Nikita, beide 23), Isi I (24), Calli (25), Tarri Ferrari (30), und Kareem (24).

Erster PATINA-Sampler erscheint am 29. Juli 2022

Genau dieses Problem ist auch Katanna aufgefallen – nicht nur im Rap: „Ich habe das Gefühl, dass man sich im Pott selten gemeinsam hocharbeitet. Dabei haben wir eigentlich voll die geilen Chancen, weil die Städte so nah beieinander liegen. Man könnte sich hier also richtig crazy connecten“, erzählt sie.

Auch bei ihren Releases ist der Gruppen-Gedanke den Mitgliedern von PATINA wichtig: „Wir wollen nicht nur Musik raushauen: Wenn wir was droppen, soll das auch ein Event sein. Wir wollen jedes Gruppenmitglied so inszenieren, dass es seinen Moment im Spotlight bekommt“, erzählt Yako Ok. Dabei wollen die Rapper:innen neben Einzel-Releases auch gemeinsam Musik produzieren.

Am 29. Juli soll der erste PATINA Sampler „PATINA Records Sampler Nr. 1“ erscheinen und am 22. Juli die erste gemeinsame Single des Kollektivs.

Wer PATINA live erleben will, kann sich ihre Show am Samstag, 30. Juli, auf der Bring Your Own Beats Stage beim Juicy Beats ansehen.

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